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Telemedizin: Per Videoschaltung in die Praxis

Termin bei Dr. Online: Seit einigen Wochen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in bestimmten Fällen die Kosten für die sogenannte Online-Video-Sprechstunde. Sie ermöglicht Patienten, per Videoschaltung mit ihrem Arzt zu sprechen anstatt für einen Termin in die Praxis zu kommen. Doch die Betreuung auf Distanz ist nicht für alle Krankheitsbilder geeignet. Was kann die neue Sprechstunde leisten - und was nicht?
DAL, 26.06.2017

Die Telemedizin soll den Patienten lange Wartezeiten und weite Wege ersparen.

thinkstock.com, AndreyPopov

Das Wartezimmer platzt aus allen Nähten, der Sitznachbar hustet und die Zeit bis zum erlösenden Aufruf durch die Sprechstundenhilfe zieht sich ins Unendliche: Ein Arzttermin kann viel Zeit und Nerven kosten. Doch wer krank ist und ärztlichen Rat braucht, kommt um den Besuch in der Praxis nicht herum. Das galt zumindest noch bis vor einigen Wochen. Seit kurzem können sich Patienten aber auch bequem von Zuhause aus durch ihren Arzt betreuen lassen - ohne lästige Warterei in überfüllten Praxisräumen mit Bazillen-verseuchter Luft.

Grund dafür ist eine Gesetzesänderung: Seit April übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die sogenannte Online-Video-Sprechstunde, kurz OVS. Sie ermöglicht, dass Mediziner und Patient per Videoschaltung über das Internet miteinander kommunizieren. Das funktioniert im Prinzip so wie der bekannte Videochat Skype. Dabei kann sich der Arzt zum Beispiel den Hautausschlag des Patienten zeigen lassen oder das Ergebnis einer Laboruntersuchung besprechen.

Nach einer Umfrage der Technikerkrankenkasse könnten sich fast zwei Drittel aller Versicherten vorstellen, zu Hause ermittelte Messwerte online an den Arzt weiterzuleiten.

thinkstock.com, AndreyPopov

Kürzere Wege, leere Wartezimmer

Mit dem neuen Gesetz ist zum ersten Mal eine telemedizinische Leistung in die Regelversorgung aufgenommen worden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Patienten sparen sich den Weg in die Praxis. Besonders für ältere, nicht mehr sehr mobile Menschen und solche, die in ländlichen Gebieten fernab von medizinischer Versorgung leben, ist das eine erhebliche Erleichterung. Auch für chronisch Kranke können die regelmäßig nötigen Kontrolltermine dank der Video-Sprechstunde weniger Aufwand bedeuten. Und der Arzt? Er kann Fahrten zu Hausbesuchen reduzieren und sein Wartezimmer vor Überfüllung bewahren.

Allerdings ist die ärztliche Betreuung auf Distanz nicht für alle Krankheitsbilder und Terminarten geeignet. Muss zum Beispiel Blut abgenommen oder die Lunge abgehorcht werden, ist die Video-Sprechstunde logischerweise kein adäquater Ersatz. Die Kostenübernahme ist deshalb an bestimmte Bedingungen geknüpft. Vergütet werden unter anderem die visuelle Verlaufskontrolle von Operationswunden, die Begutachtung von Bewegungseinschränkungen und -störungen sowie die Kontrolle von Hautkrankheiten.

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