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Unerforschte Meere

Die Tiefen der Ozeane sind die rätselhaftesten Regionen unserer Erde. Sogar über den Mond weiß die Forschung mehr als über die gewaltigen Abgründe der Meere. Dort gibt es Tiere, die noch nie ein Mensch lebend gesehen hat. Dass es sie gibt weiß man daher, dass gelegentlich Teile von ihnen oder auch ganze tote Tiere in Fischernetzen aus dem Wasser gezogen werden.

Alexander Stahr

Bis zu einer Tiefe von 200 Metern dringt das Licht ins Meer. Dann beginnt die Tiefsee. Bis etwa 1.000 Meter Tiefe ist noch ein wenig Restlicht vorhanden, weshalb man diese Zone „Twilight Zone“ nennt. Meeresbewohner, die hier leben, wollen möglichst viel zu sehen, ohne selbst gesehen zu werden. So hat zum Beispiel der Beilfisch recht leistungsstarke, nach oben gerichtete Augen, um möglichst viel Restlicht einzufangen. Gleichzeitig ist er flach wie eine Flunder und hat silbrige Körperflanken, so dass er nahezu unsichtbar mit seiner Umgebung verschmilzt.

 

In 1.000 Metern Tiefe lasten durch den Wasserdruck 101,3 bar auf jedem Quadratzentimeter Körperoberfläche. Das ist ein unglaublich hoher Druck. Doch die Tiere in diesem Lebensraum stecken das locker weg. Sie besitzen keine mit Gas gefüllten Körperbereiche, wie zum Beispiel eine Schwimmblase. Diese würden durch den hohen Druck zusammengedrückt. In ihrem Körpergewebe ist viel Wasser eingelagert, das auch bei hohem Druck nicht zusammendrückbar ist.

 

In Tiefen zwischen 1.000 und 4.000 Metern gibt es plötzlich wieder Licht. Doch es ist ein unheimliches und merkwürdiges Licht, denn es wird von den Tiefseebewohnern selbst erzeugt. Diese so genannte „Biolumineszenz“ entsteht durch Bakterien, die ein kaltes Licht erzeugen. Einige Tiefseebewohner halten sich diese Bakterien wie Haustiere in bestimmten Lichtorganen und locken damit Beute an. So beispielsweise die Tiefsee-Anglerfische. Diese Tiefen sind auch das Reich des legendären Riesenkalmars Architeuthis, den noch niemand lebend sah. Von ihm gibt es sagenhafte Geschichten. Seeleute behaupteten in früheren Zeiten, dass er ganze Schiffe mit seinen vielen Armen umschlungen und in die Tiefe gerissen habe.

 

Auch der Pottwal dringt auf der Suche nach dem Kalamar bis in diese Tiefen vor, obwohl in 3.000 Metern Tiefe schon 300 bar auf jedem Quadratzentimeter Körperoberfläche lasten. Ein Afrikanischer Elefant wiegt 7.000 Kilogramm. Wenn auf einer Fläche von der Größe unseres Brustkorbs 386 Elefanten stünden, entspräche das einem Druck von 300 bar. Man vermutet, dass die Wale mithilfe einer ölartigen Flüssigkeit, die durch ihren Kopf fließt, dem gewaltigen Druck standhalten können. Der Pottwal jagt den Riesenkalmar, denn für ihn ist er ein Leckerbissen. Spuren von heftigen Kämpfen zwischen den Giganten hat man an erlegten Pottwalen entdeckt.

 

Selbst am tiefsten Punkt der Erde, im 11.000 Meter tiefen Marianengraben im pazifischen Ozean, gibt es noch reges Leben. Obwohl dort der Wasserdruck über 1.000 Mal höher ist als an der Oberfläche und ewige Dunkelheit herrscht, trifft man manch merkwürdig anmutende Gestalten. Darunter Borstenwürmer, Schlangensterne, Tiefseekrebse und viele andere wirbellose Tiere. Sicherlich hat der Mensch noch nicht alles entdeckt, was in der Tiefsee lebt. Man kann also gespannt sein welche „Monster“ eines Tages aus den Tiefen der Meere auftauchen.

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