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Uralte Linde mit Rekordstamm

Die Linde mit dem größten Stammumfang ist zugleich der dickste Baum Deutschlands und, soweit bekannt, auch Mitteleuropas. Sie lebt nahe der holländischen Grenze und viele Jahrhunderte ihrer wechselvollen Geschichte sind gut dokumentiert. Lange schon vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer, begann ihr Baumleben. Um 1467 wurde um die bereits große Linde die Schärpenburg gebaut. Über 200 Jahre bot sie in deren Hof Schatten und verteilte ihren Duft. Nach dem Holländischen Krieg wurde die Burg um 1673 zerstört und abgetragen, die Linde aber hatte dies überstanden und lebte weiter.

Die dickste Baum Deutschlands: die Rekordlinde in Dörpen im Emsland.

Amber

Sie hat einen massiven, kerngesunden, vollholzigen Stammsockel (was bei Linden dieses Alters höchst selten ist), aus dem 10 starke Stammschäfte wachsen, die eine riesige Baumkrone bilden. Die sogenannte Brusthöhen-Umfangmessung (auf 130 cm Höhe) ergibt einen enormen Umfang von über 19 Meter. Ihr Alter dürfte über 700 Jahre sein, manche Dendrologen schätzen das Alter sogar auf etwa 900 Jahre. Sie lebt auf einer kleinen Wiese im Ortskern von Heede, am Rande eines Wäldchens und wird gerne und oft besucht. Ein Baumriese, den es so nur einmal gibt!

 

Steckbrief
Lebt hier:Dörpen, Ortsteil Heede,, Kreis Emsland, Niedersachsen, Deutschland, kleiner Park mit Freilichtmuseum
Geodaten:52°29‘35,7“N  + 07°17‘46,8“ O, auf -9 m
Stammumfang:ca. 1950 cm, voller Stamm, 10 Stammschäfte ab 3 m
Höhe, Krone:ca. 28 m, 36 m Kronendurchmesser
Alter:ca. 700 Jahre

Lindenurwald – eine Rarität

Früher waren Lindenwälder in Europa verbreitet. Das schnell wachsende und gut verarbeitbare Holz wurde sehr intensiv genutzt, die Lindenwälder aber nicht mehr nachgepflanzt. Außer in einzelnen Mischwäldern, ist die Linde selten in Waldgesellschaften anzutreffen und mehr zum Alleen- und Solitärbaum geworden.

Eine Rarität: urwaldähnlicher Lindenwald in Sachsen Anhalt.

Amber

Ein einzigartiger, urwaldähnlicher Lindenwald findet sich jedoch in Sachsen-Anhalt. Er ist etwa 190 Hektar groß und sein Bestehen reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. In den letzten 70 Jahren blieb er ebenfalls unberührt, weil er an ein militärisches Sperrgebiet reichte und nicht bewirtschaftet werden durfte. Ähnlich dem Buchenwald, überdeckt das Blätterdach fast lückenlos den Waldboden und lässt kaum Licht nach unten dringen und wenig Unterwuchs zu. Das Totholz der alten Bäume bleibt liegen, wird zu Moderholz und sorgt so für einen nährstoffreichen Waldboden. Der ewige Kreislauf des Lebens zeigt sich hier besonders natürlich und ungestört.

Bis Mitte Juli blüht die Sommerlinde und verbreitet einen betörenden Duft im ganzen Wald. Oben im Blätter- und Blütendach übertönt eine Klangwolke der summenden Bienen beinahe den Chor der Vögel. In keiner anderen Waldgesellschaft hörte ich so viele und unterschiedliche Vogelstimmen wie hier. Ein Paradies für Tiere und Pflanzen in einem versteckten Waldgebiet, das sogar die meisten Dorfbewohner in der Nähe gar nicht kennen. Und damit eine auch eine gute Voraussetzung, dass ein Wald so naturnah und ungestört bleiben kann.

Conrad Amber, 10.08.2015

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