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Was bei einem EU-Neuwagen zu beachten ist

Es muss nicht immer der Neuwagen sein, der direkt beim Händler steht. Vielfach ist es wesentlich sinnvoller und günstiger, einen sogenannten EU-Neuwagen zu kaufen. EU-Neuwagen? Was ist denn das? Immerhin ist doch jeder Wagen, der innerhalb der EU gekauft wird, auch ein EU-Fahrzeug, nicht wahr? Das stimmt nur im übertragenen Sinne. Bei einem EU-Neuwagen handelt es sich um einen Reimport, also einen Wagen, der aus dem europäischen Ausland nach Deutschland importiert wurde, ursprünglich aber für den Verkauf im EU-Ausland gedacht war. Das klingt umständlich, ist aber nicht gerade selten. Für Käufer hat dieser Weg durchaus einige Vorteile, doch gibt es Tücken, die unbedingt beachtet werden müssen.

Ein EU-Neuwagen stellt eine günstige Möglichkeit dar, auch besonders attraktive Autos zu bekommen.

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Was ist ein EU-Neuwagen genau?

Es gibt letztendlich zwei Formen von EU-Neuwagen:

  • Reimportwagen - dies sind in Deutschland gefertigte Wagen, die jedoch für den Verkauf im europäischen Ausland hergestellt wurden. Sie wurden also vom Hersteller an ein Autohaus im Ausland ausgeliefert. Werden sie nun aus Deutschland gekauft, müssen sie reimportiert werden.
  • Importwagen - im Gegensatz zu den oben beschriebenen Fahrzeugen werden diese Wagen tatsächlich im europäischen Ausland gefertigt und waren für den Markt in einem der Länder vorgesehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Hersteller in Frankreich sitzt und den Wagen für Spanien fertigte oder auch für Frankreich.

Für Käufer haben die EU-Neuwagen oft den Vorteil, dass sie deutlich günstiger sind, wenn auch der Kauf ein wenig komplizierter ist. Die Preise unterscheiden sich maßgeblich aufgrund folgender Punkte:

  • Zulassungsabgaben - jedes Land legt fest, wie hoch der Anteil an Abgaben ist, der auf einen Autokauf anfällt. Damit sind nicht einmal Steuern gemeint, im Ausland ist die vollständige
  • Zusammensetzung des Verkaufspreises oft anders und niedriger als in Deutschland.
  • Steuern - die Steuersätze innerhalb der EU unterscheiden sich. Ein gutes Beispiel ist die Mehrwertsteuer, die in jedem Land variiert. Beim Autokauf fallen in Skandinavien 180 Prozent Zulassungssteuer an, wodurch der Nettoverkaufspreis massiv sinkt.  Aber Vorsicht: Beim Reimportwagen muss dem Finanzamt spätestens zehn Tage nach der Einführung die Mehrwertsteuer mitgeteilt und überwiesen werden.

Wie bestelle ich einen EU-Neuwagen?

Letztendlich ist es natürlich möglich, sich selbst über das Internet oder per Reise ins Ausland um den Autokauf zu kümmern. Allerdings bietet dieser Weg massive Fallstricke. Bei einem Importfahrzeug fällt viel Bürokratie an und es geschieht schnell, dass eine Notwendigkeit übersehen wird. Daher empfiehlt es sich, einen Fachmann, ein Autohaus oder Spezialisten wie take-your-car mit dem Kauf zu beauftragen. Natürlich muss für diese Leistung gezahlt werden, die Einsparungen gegenüber einem Kauf direkt in Deutschland sind aber immer noch ausreichend. Und was ist für die Zulassung alles notwendig? Ein Überblick:

  • Kennzeichen - wird der Wagen selbst überführt, ist ein Kurzzeitkennzeichen notwendig, welches es über die Kfz-Versicherung gibt. Die Anmeldung bei der Behörde kann nur unter Vorlage des originalen Kaufbelegs erfolgen.
  • COC - um einen Importwagen anmelden zu können, muss dieses Dokument vorhanden sein. Dieses Certificate of Conformity bescheinigt, dass der Wagen eine Typengenehmigung besitzt.
  • Neuwagenbescheinigung - um bei der Anmeldung bei der Kfz-Versicherung keine Probleme zu haben, muss nachgewiesen werden können, dass es sich um einen Neuwagen handelt. Es darf keinen Vorbesitzer aufweisen und der Tachostand muss auf 0 stehen. Wagen mit Tageszulassung sind also nicht möglich. Gleichfalls darf der Wagen nicht länger als ein Jahr im Autohaus gestanden haben.
  • Garantie - die Garantiebestimmungen im Ausland weichen von denen in Deutschland ab. Wichtig ist, dass der Wagen ein ausgefülltes Checkheft hat, in dem auch die Fahrgestellnummer und das Auslieferungsdatum stehen. Mit diesem Heft können Autokäufer nun in deutsche Vertragswerkstätten gehen und auf die Garantieleistungen bestehen.

Was ist sonst noch zu beachten?

Wer glaubt, dass ein Automodell in jedem Land gleich ist, irrt sich. Die Hersteller gehen bei der Fertigung durchaus auf die Wünsche und Vorstellungen des geplanten Verkaufslandes ein, sodass sich gerade die Innenausstattung oftmals unterscheidet. Aber auch Modelle, die nie für den Verkauf in Deutschland gedacht waren, lassen sich als EU-Neuwagen kaufen. Nur müssen Käufer auf die Spezifikationen des Wagens achten, um hierzulande keine Probleme zu bekommen. Damit ist nicht einmal gemeint, dass das Lenkrad bei einem Wagen aus England auf der falschen Seite ist. Vielmehr gibt es Zulassungsbeschränkungen, die im Ausland wesentlich lockerer gehandhabt werden, als in Deutschland.

  • Wegfahrsperre - wer in Deutschland ein Auto kauft, erhält ein Gefährt, das grundsätzlich eine elektronische Wegfahrsperre hat. Diese ist in einigen EU-Ländern nicht typisch, sodass sich deutsche Käufer oft wundern, wenn sie den Wagen tatsächlich vor sich sehen. Zudem erwarten deutsche Versicherungen oftmals, dass der Wagen diesen Schutz besitzt.
  • Fahrsicherheit - dasselbe, das für die Wegfahrsperre gilt, trifft auf Systeme wie ABS und EBS zu. Sie sind nicht in jedem europäischen Land Standard. Hier muss also beim Kauf deutlich darauf geachtet werden, dass der Wagen den eigenen Anforderungen entspricht.
  • Navigation - besitzt der Wagen ein eingebautes Navigationsgerät oder einen Bordcomputer, ist es nicht gesagt, dass ein deutsches Menü vorhanden ist. Es kann aber oftmals über einen deutschen Vertragshändler aufgespielt werden.

Diese Beispiele lassen sich allerdings auch umdrehen. Während in Deutschland Klimaanlagen oder Standheizungen zur Sonderausstattung gehören, gibt es europäische Länder, die diese Merkmale als Standard ansehen oder zumindest in sehr vielen Autos verbaut haben.

Grundsätzlich gilt beim Kauf eines EU-Neuwagens, genau hinzugucken und zu prüfen, ob die gewünschte Ausstattung tatsächlich vorhanden ist. Um sprachliche Hürden zu umgehen, ist es tatsächlich sinnvoll, sich an einen Händler zu wenden, der sich auf diese Art von Autoverkäufen spezialisiert.

Der Kauf eines Autos sollte auch im Bereich der EU-Neuwagen sorgfältig abgewogen werden.

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Fazit - günstig, aber kompliziert

Der Kauf eines EU-Neuwagens ist oftmals deutlich günstiger und bietet die Chance, Ausstattungsmerkmale zu erhalten, die in Deutschland nicht verfügbar sind. Allerdings kommt mit der Einführung des Wagens auch ein Haufen Bürokratie auf den Käufer zu. Wer sich den Papieraufwand nicht zutraut, sollte sich an einen Fachmann wenden oder sich vom ADAC beraten lassen. Möchte ein Käufer die Aufgaben allein bewältigen, sollte er sich Zeit nehmen und vorab genau erkunden, welche Formalitäten notwendig sind, damit der Kauf und der Import problemlos über die Bühne gehen.

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