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Weltgesundheitstag 2014: Vorsicht vor Blutsaugern

NPO, April 2014

Mit den länger werdenden Tagen und dem milden Frühlingswetter beginnt auch die Saison der lästigen Stiche: Mücken, Zecken und andere Blutsauger erwachen nun und haben Hunger – auf unser Blut. Das Problem dabei: Die Minivampire sind nicht nur lästig, sie können gefährliche Infektionen übertragen – auch bei uns. Diese sogenannten Vektorkrankheiten stehen daher in diesem Jahr im Mittelpunkt des Weltgesundheitstages am 7. April.

Aedes-Stechmücke
CDC

Ein folgenreicher Stich

Eine vertraute Szene: Ein lauer Sommerabend, man sitzt mit Freunden auf der Terrasse oder im Biergarten und lässt es sich gutgehen. Doch kaum wird es so richtig gemütlich, kommen schon Besucher der lästigen Art - Stechmücken. Mit penetrantem Surren umschwirren sie uns und versuchen immer wieder, auf einem Stück entblößter Haut zu landen. Doch alles Wedeln und Schimpfen hilft nichts - ein unbeobachteter Moment reicht den fliegenden Minivampiren schon aus. Die Folge: rote, juckende Quaddeln, die noch Tage später an diesen Abend erinnern.

In vielen Regionen der Welt kann ein solcher Stich fatale Folgen haben, denn tödliche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber, Leishmaniose oder Dengue gehen auf das Konto der fliegenden Blutsauger. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung ist von der Ansteckung mit diesen Infektionen gefährdet, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Im Gegensatz dazu hat ein Mückenstich in unseren Gefilden meist keine bleibenden Folgen, da die meisten von Mücken übertragenen Krankheitserreger oder aber die jeweiligen Überträgerarten hier nicht heimisch sind. Doch dies könnte sich - dank des Klimawandels - bald ändern.

Klimawandel bringt Tropenkrankheiten nach Europa

Weil es auch in Europa immer wärmer wird und die Winter milder, können sich auch ursprünglich wärmeliebende Arten immer besser bei uns halten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind zwischen 1990 und 2010 immerhin mehr als 1,5 Millionen Menschen in der Europäischen Region durch Stiche von Stechmücken, Sandfliegen oder durch Zeckenbisse krank geworden. Immer häufiger sind darunter auch Infektionen, die man früher nur aus den Tropen kannte: So hat es Italien schon erste Ausbrüche des Chikungunya-Fieber gegeben, in Frankreich und Kroatien steckten sich Menschen mit  Dengue-Fieber an, auf Madeira erkrankten sogar 2.000 Menschen daran.

„Es gibt eindeutige Warnsignale für die Europäische Region, dass durch Vektoren übertragene Krankheiten sich in den kommenden Jahren verstärkt ausbreiten werden“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. "Dieser Trend ist durch den weltweiten Reise- und Handelsverkehr, aber auch durch die zunehmende Verstädterung in Europa und die sich verändernden Wetterbedingungen bedingt." Vor allem Stechmücken der Gattung Aedes, die viele dieser Tropenkrankheiten übertragen, werden immer häufiger eingeschleppt oder wandern selbst ein. Schaffen sie es, sich an einem Ort anzusiedeln, kann auch ein bisher bei uns eher harmloser Mückenstich gefährliche Folgen haben.

Weltgesundheitstag
WHO

Zecken: Vorsicht vor dem Biss

Noch geht bei uns in Deutschland aber die meiste Gefahr nicht von Mücken, sondern von sehr viel unauffälligeren Blutsaugern aus: den Zecken. Sie lauern im hohen Gras und Gesträuch von Waldlichtungen oder Uferböschungen, aber auch im eigenen Garten auf vorbeikommende Beute. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Ansicht lassen sie sich aber keineswegs von den Bäumen fallen, sondern warten darauf, im Vorübergehen abgestreift zu werden.

Der Zeckenbiss kann schwerwiegende Folgen haben: Denn Zecken übertragen mit ihrem Speichel sowohl die Viren, die eine Form der Hirnhautentzündung (FSME) hervorrufen, als auch die bakteriellen Erreger der Lyme-Borreliose. In Deutschland tragen immerhin rund 30 Prozent aller Zecken die Borreliose-Bakterien in sich. Die Durchseuchungsrate für die FSME liegt nach Schätzungen zwischen einem und bis zu 20 Prozent, betroffen sind hier aber vor allem Gebiete in Süddeutschland. Menschen, die in FSME-Gebieten leben und oft in der Natur unterwegs sind, sollten sich daher gegen die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung impfen lassen. Gegen die Borreliose helfen Antibiotika, hier ist es besonders wichtig, nach einem Zeckenbiss auf mögliche Rötungen um den Biss zu achten – sie kann eine Infektion anzeigen.

Wachsam sein und vorbeugen

Der diesjährige Weltgesundheitstag soll einerseits jeden Einzelnen darüber informieren, wie man sich gegen eine von Insekten und Zecken übertragene Krankheit schützen kann. Zum anderen aber appellieren die Forscher dazu, frühzeitig die Ausbreitung der Überträgertiere einzudämmen, um die Bevölkerung zu schützen. „Die Geschichte zeigt, dass es bei gezielten und entschlossenen Anstrengungen zur Verhinderung oder Eindämmung der Ausbreitung gelingen kann, diese Krankheiten einzudämmen oder sogar gänzlich zu beseitigen. Anderenfalls können sie zurückkommen und sich möglicherweise wieder in Europa einnisten. Es ist jetzt nicht die Zeit, die Zügel schleifen zu lassen“, betont Jakab.

Ende 2013 stimmten die Länder der EU einem neuen Handlungsrahmen für die epidemiologische Überwachung und Bekämpfung invasiver Stechmückenarten und die Prävention und Bekämpfung wiederauftretender Krankheiten zu. Darin wird ein besonderes Gewicht darauf gelegt, Ärzte, Krankenschwestern und sonstiges Gesundheitspersonal darin zu schulen, auch hier seltene Tropenkrankheiten zu erkennen und dann richtig behandeln zu können. Gleichzeitig aber soll mehr Aufklärung dazu beitragen, dass auch jeder Einzelne darauf achtet, sich vor Stichen zu schützen und den Blutsaugern das Leben schwer zu machen. Simpel, aber effektiv ist es beispielsweise, im Garten oder auf dem Balkon keine Eimer oder Gießkannen mit Regenwasser oder sonstige Behältnisse mit Wasser stehen zu lassen. Denn sie sind optimale Brutplätze für Mücken.

Seite zum Weltgesundheitstag bei der WHO

Infoposter der WHO Europa zu Vektorerkrankungen (PDF)

Informationen über von Zecken übertragene Krankheiten vom Robert-Koch-institut (RKI)

scinexx-Dossier: Blutsauger - Kleiner Stich mit bösen Folgen

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