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Wie arbeitet eine seriöse Privatdetektei wirklich?

Schenkt man den Medien Glauben, dann sind Privatdetektive ständig im Rotlichtmilieu oder bei illegalen Machenschaften in Hinterzimmern von Bars unterwegs. Fast täglich werden sie in Schießereien verwickelt und liefern sich wilde Verfolgungsjagden mit Kleinkriminellen.

Das meiste davon ist vollkommen überzogen. Der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD) kritisierte eine der berühmten deutschen Detektivserien in der Vergangenheit dafür sogar offiziell. Seriöse Privatdetekteien arbeiten viel diskreter und auch nur in den allerseltensten Fällen kommt es zu physischen Übergriffen.

Wer kann Privatdetektiv werden und warum?

Auch körperliche Fitness kann für den Beruf des Privatdetektivs wichtig sein.

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Schaut man sich Sendungen im Fernsehen an, kann man schnell zu der Ansicht kommen, jeder halbwegs vernünftige Mensch könne Privatdetektiv werden. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn um in einer seriösen Privatdetektei angestellt zu werden und offiziell als Detektiv zu arbeiten, müssen einige Voraussetzungen und Bedingungen erfüllt sein:

  • Jede Detektei arbeitet auf ihre eigene Art und Weise. Seriöse Privatdetekteien setzen aber in der Regel auf festangestellte Kräfte und verzichten auf Subunternehmer. Wichtig ist dabei, dass die angestellten Detektive ein ähnliches Profil aufweisen, um auf Augenhöhe miteinander umgehen zu können und in Teams arbeiten zu können. Um dies zu garantieren ist für angehende Detektive eine zweijährige Ausbildung zum ZAD geprüften Privatermittler nötig.
  • Auch wenn jede Detektei eigene Vorbedingungen ausschreibt und sich nicht pauschalisieren lässt, was ein Bewerber mitbringen muss, sind einige Voraussetzungen doch obligatorisch. Dazu zählen in der Regel der Führerschein Klasse B (PKW), ein Wohnsitz in der Nähe der Detektei, sehr gute Wort- und Schriftkenntnisse in Deutsch und oftmals auch in Englisch.
  • Weiterhin sind körperliche Fitness, selbstsicheres Auftreten, sowie ein technisches Verständnis von Vorteil. Da viele Einsätze auch im Ausland erfolgen, sollte auch eine regelmäßige Reisebereitschaft gegeben sein.

So recherchiert eine seriöse Privatdetektei

Bevor Personen beobachtet werden oder ein Detektiv generell praktisch tätigt wird, gilt es Informationen zu beschaffen. Eine seriöse Privatdetektei legt daher auch auf eine umfassende Recherche viel Wert. Während dieser kommt es im Grunde nie zu der typischen Situation im Fernsehen, in der sich der Privatdetektiv per Ausweis als ein solcher vorstellt. Stattdessen arbeiten Privatdetektive bei der Recherche sowie bei Observationen meist verdeckt. Man spricht davon, dass er unter einer „Legende“ arbeitet, also dem Vorwand (beruflich) jemand anderes zu sein, als er ist.

Die Recherche geschieht meistens online oder durch den Gang zu diversen Behörden und Ämtern, die öffentliche Register zur Verfügung stellen. Mit bestimmter technischer Unterstützung, wie passender Software, geht die Suche im Internet allerdings etwas spezifischer und einfacher vonstatten, als bei „normalen“ Internetnutzern.

Die Hintergründe der Recherche sind beispielsweise die Ermittlung des Halters eines bestimmten Fahrzeuges, das wegen Fahrerflucht gesucht wird. Auch erfolgt oft eine Bonitätsprüfung von einzelnen Personen oder ganzen Unternehmen oder die Ermittlung von Adressdaten von Schuldnern.

Observationen und Verfolgungen

Fast in täglicher Routine müssen Privatdetektive oft auch für private Mandanten Verdächtige observieren und häufig auch verfolgen. Dies geschieht aber nicht in wilden Verfolgungsjagden. Stattdessen sind bei der Arbeit Fingerspitzengefühl und unauffällige Vorgehensweise Pflicht, um nicht als Privatdetektiv aufzufliegen. Da das leichter ist, wenn nicht immer die eine gleiche Person eine oder mehrere andere Personen beschattet, sind Privatdetektive meist im Team im Einsatz. Diese Detektiv-Teams sprechen sich genau ab, reisen oftmals zusammen zu den entsprechenden Einsatzorten und müssen im Grunde alles wissen, was die anderen im Team auch wissen, denken, planen und unternehmen. Nur so kann gewährleistet sein, dass die Observation und der Einsatz gelingen.

Die Beschattung Verdächtiger erfolgt oft per Fernglas. Eine gute Kamera mit Teleobjektiv hält die Tat schließlich für immer auf dem Foto fest.

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In der Regel werden Verdächtige von Fahrzeugen aus beschattet und verfolgt. Handelt es sich um Standobservationen, bei denen das Fahrzeug nicht bewegt wird, kommen häufig abgedunkelte Scheiben zum Einsatz. Selbstverständlich wollen Detektive vermeiden, dass sie im Fahrzeug gesehen werden, vor allem dann, wenn sie auffälliges Equipment, wie große technische Geräte verwenden. Die Detektive müssen gerade bei Standobservationen oft stundenlang im Auto verharren, was ihnen mitunter einiges an Disziplin abverlangt.

Zu diesem Equipment zählen in erster Linie Ferngläser, sowie vor allem auch eine gute Kamera mit großem Teleobjektiv, die es ermöglicht, auch weit entfernte Sachverhalte möglichst detailliert festzuhalten. Nur damit können aus der Beobachtung auch Beweise generiert werden. Führt eine beobachtete Person beispielsweise eine Straftat aus, zählt vor allem die Dokumentation mit der Kamera, da sich eine Fotografie schwer widerlegen lässt.

Wenn eine seriöse Privatdetektei eine strafbare Handlung aufdecken soll und keine andere Lösung möglich ist, kommen hin und wieder auch die sogenannten Spion- oder Spionagekameras zum Einsatz. Gerade bei Diebstählen oder Beobachtungen in geschlossenen Räumen und auf Privatgrundstücken gibt es häufig keine Alternativen. Die Spionkameras können dabei in den unterschiedlichsten Alltagsgegenständen, wie Uhren, Kugelschreibern oder Weckern platziert werden.

Auch die Vermittlung von Kenntnissen zur Sicherheit der Daten im Internet kann zu den Aufgaben eines Privatdetektivs gehören.

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Weitere Aufgaben und Einsatzgebiete von Privatdetektiven

  • Um Anhaltspunkte für einen bestimmten Fall zu erhalten, befragen Privatdetektive, ähnlich wie die Polizei, diverse Beteiligte. Im Gegensatz zu Beamten der Polizei können Detektive aber nicht damit rechnen, immer Auskunft zu bekommen. Denn die befragten Personen sind Detektiven gegenüber nicht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Privatdetektive müssen außerdem genau abwägen, wen sie befragen, da sie sonst das Risiko eingehen, die eigene Identität preiszugeben.
  • Hin und wieder kommt es vor, dass Detektive gebeten werden, Vorkehrungen zum Schutz einer oder mehrerer Personen zu treffen. Es gilt dann, physische Angriffe abzuwehren. Teil der Ausbildung zum Privatdetektiv ist daher auch eine entsprechende Vorbereitung auf solche Situationen. Dazu zählt die Abwehr von Stalkern, genauso wie der Schutz vor Einbrechern oder auch Hackern. Für letzteren Fall müssen Detektive ihre Kunden auch über richtiges Verhalten im Internet aufklären und ähnliches Wissen vermitteln.
  • Beim sogenannten Personenschutz geht es meist um eine bestimmte Person, die deutlich stärker in der Öffentlichkeit steht, als die meisten anderen. Der Detektiv wird dann mitunter sogar als Begleitschutz bei Veranstaltungen und ähnlichen öffentlichen Begebenheiten aktiv. Auch für Sonderfälle, wie Urlaube in Risikogegenden oder Urlaube von heranwachsenden Jugendlichen wird von Zeit zu Zeit die Begleitung von Privatdetektiven beansprucht.

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