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Wie neutral ist die Schweiz?

Die Neutralität ist ein wesensstiftendes Merkmal der Schweiz. Das Land ist weder Mitglied der NATO noch der Europäischen Union. Die Eidgenossen sind stolz, sich nicht in die "Händel" anderer Nationen hineinziehen zu lassen. Selbst als ganz Europa während zweier Weltkriege in Schutt und Asche versank, lebten die Eidgenossen in Frieden und Wohlstand. So viel Stabilität und Sicherheit zog zahlreiche internationale Institutionen an, wie zum Beispiel die Welthandelsorganisation (WTO), das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) oder das Internationale Olympische Komitee (IOC). Auch das Kapital und die Banken fühlen sich dort wohl. Im Jahr 2002 beantragte die Schweiz die Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen (UNO). Kommen die bedächtigen Schweizer nun etwas verspätet in der Welt von heute an?

Knappe Entscheidung: 1500 Walliser geben den Ausschlag

Am 3. März 2002 fiel die Entscheidung: 54,6 % der rund 4,5 Millionen stimmberechtigten Schweizer votierten in einem Volksentscheid für den UNO-Beitritt ihres Landes, 45,4 % stimmten dagegen. Noch knapper war das Ergebnis nach Kantonen. Zwölf Kantone oder Stände hießen den Beitritt gut, elf lehnten ihn ab. Anders ausgedrückt, rund 1500 Walliser hätten den Aufbruch nach New York aufgrund der zweifachen Mehrheit der Stimmen und der Kantone blockieren können. Die Wahlbeteiligung lag für eine Schweizer Volksabstimmung mit 57,6 % relativ hoch. Dass sich eine Mehrheit für die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen fand, war nicht selbstverständlich. Im Jahr 1986 war der UNO-Beitritt vom Volk noch mit einer Dreiviertelmehrheit abgelehnt worden.

Für den Stimmungsumschwung der Schweizer gibt es mehrere Erklärungen. Zum einen haben der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des "Kalten Krieges" die Welt verändert. Die UNO wird nicht mehr durch Blockdenken in Ost und West bestimmt. Innerstaatliche Konflikte häufen sich. Zugleich bemüht sich UN-Generalsekretär Kofi Annan, die Vereinten Nationen zu einer effizienteren Organisation zu machen. Auch die Anschläge vom 11. September 2001 und die globale Bedrohung durch den Terrorismus haben viele Schweizer überzeugt, ihr Heil nicht länger im Isolationismus zu suchen. Die politischen Parteien mit Ausnahme der Schweizerischen Volkspartei SVP die Verbände der Wirtschaft und der Banken sowie die Gewerkschaften bereiteten mit ihrer Unterstützung den Boden für ein Ja zum Beitritt.

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