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Wölfe in Berlin und Brandenburg

Der Wolf übt seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Vor allem Fabeln und Märchen ist es zu schulden, dass der „Isegrim“ als gefährlich und böse verkannt wird. Doch er wird auch bewundert und beschützt. Inzwischen lebt der Wolf wieder in Deutschland! Im Raum Berlin/ Brandenburg wurden vermehrt kleine Rudel gesichtet. Die einen sind froh darüber, die anderen haben Angst. Stellt das sagenumwobene Tier eine Gefahr für uns dar? Oder ist es vielmehr umgekehrt?
wissen.de-Autorin Lena Riemenschneider, Okt. 2012

Wolfsrudel
shutterstock.com/Ron Hilton

 

Der Vorfahre unseres Lieblingshaustieres

Es ist fast widersinnig, doch wenn der Wolf nie existiert hätte, dann würde es auch den beliebtesten Begleiter des Menschen – vom Bernhardiner bis zum Chihuahua – nicht geben. Neben anatomischen Unterschieden gibt es heute vor allem Differenzen in den Verhaltensweisen von Wolf und Haushund – der domestizierten Form des Wolfs. Diese sind mal mehr und mal weniger auffällig und in der Regel anerzogen oder gezüchtet.

 

Das Rotkäppchensyndrom

Mit "Rotkäppchen und der böse Wolf" und „Der Wolf und die sieben Geißlein“ hat sich der Mythos des hinterlistigen und gefährlichen „Isegrim“ in den Köpfen der Menschen manifestiert. Dieses Vorurteil abzubauen gehört zu den wichtigsten Zielen, die sich Natur- und Tierschützer gesetzt haben. Ein wichtiger Schritt zur friedlichen Koexistenz von Mensch und Wolf: Das Tier unterliegt dem Naturschutzrecht und darf in Deutschland nicht gejagt werden. Wenn ein Jäger einen Wolf nachweislich zu Tode gebracht hat, drohen ihm empfindliche Geldstrafen. Doch Nutztierhalter gehen auf die Barrikaden, denn sie befürchten, dass ihre Viehbestände durch reißerische Überfälle der Wölfe gemindert werden könnten. In der Tat: Schafe, Ziegen, Hühner und sogar Rinder könnten zum Speiseplan des Wolfes gehören. Doch verhindert das ausreichende Nahrungsangebot in den Wäldern wie Wildschweine, Rot- bzw. Damwild und Hasen in der Regel, dass er sich Nutztieren nähert. Zudem ist der Wolf eines der scheuesten Wildtiere überhaupt und kommt nur in absoluten Notsituationen in die Nähe von Menschen und Bereichen, in denen Menschen Geruchsspuren hinterlassen haben.

 

Der Wolf kehrt zurück

Wolfsspuren
thinkstockphotos.de/Getty Images/iStockphoto/Pi-Lens
Bereits Mitte der neunziger Jahre wurden die ersten Wölfe in Deutschland gesichtet. Einer davon verirrte sich sogar bis in die Nähe des Berliner Stadtgebiets, wo sein Leben jedoch auf einer stark befahrenen Straße jäh beendet wurde. Die ersten Rudel kamen damals von Polen nach Sachsen. Der Nachwuchs wanderte dann weiter nach Brandenburg. Inzwischen leben dort zwischen 30 und 40 der bundesweit knapp 100 Wölfe und besiedeln rund ein Zehntel der Gesamtfläche des Bundeslandes. Die Population ist rapide gewachsen: 2009 waren es dort nur knapp acht bis zehn Wölfe in Brandenburg. 18.000 bis 20.000 Wölfe leben in ganz Europa – ein Großteil davon sind bedrohte Arten. Schuld daran ist vermutlich hauptsächlich der Mensch, denn eigentlich ist der Wolf ein Generalist, der in allen klimatischen Zonen leben kann. Und der Mensch ist es auch, der dieses bedrohte Tier schützen kann – und sollte.

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