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Wie vertrauenswürdig sind „Finanz-Influencer“?

Aus dem kleinen Ersparten ein großes Vermögen machen: Genau das versprechen sogenannte Finanz-Influencer auf Instagram. Viele Follower halten sich an ihre Tipps und legen die eigene finanzielle Zukunft in die Hände der Coaches. Doch ist das wirklich immer so gut? Woran erkenne ich seriöse „Finfluencer“? Und was gilt es sonst noch bei der Geldanlage zu beachten?
AMA, 04.03.2024
Finfluencer

© mixetto, iStock

Allein im deutschen Bereich von Instagram treiben sich 357 Finanz-Influencer – kurz „Finfluencer“ – herum. Ihren insgesamt über zehn Millionen Followern geben sie Tipps, wie diese am besten ihr Vermögen anlegen und vermehren können. „Das Erfolgsrezept von Finfluencern ist, dass sie Finanzinhalte authentisch, persönlich und unterhaltsam vermitteln. Finfluencing ist Infotainment“, erklärt Henning Zülch von der HHL Leipzig Graduate School of Management. Er hat zusammen mit Kollegen die deutsche Finfluencer-Landschaft erstmals in Zahlen gefasst.

Deutscher Finfluencer-Markt boomt

Demnach existieren mehr als die Hälfte der deutschen Finfluencer-Konten erst seit 2020 oder sind sogar noch jünger. „Der Finfluencer-Boom korreliert deutlich mit dem Wachstum der Aktionärszahlen in der jungen Generation“, so Zülch. „Auch hier gab es im Jahr 2020 einen sprunghaften Anstieg. Viele junge Investierende entdeckten das Thema in der Corona-Zeit für sich.“ Dementsprechend geht es auf den Instagram-Accounts vor allem um Aktien, aber auch generell um Finanzen, Vermögensaufbau, Altersversorge und Dividendentitel. Fünf Prozent der deutschen Finfluencer widmen sich außerdem gezielt dem Thema „Finanzen für Frauen“.

Doch nicht alle Finfluencer sind gleich beliebt, wie Zülch und seine Kollegen ermittelt haben. Demnach haben die meisten Profile nicht einmal 10.000 Follower, während einige wenige sogar 100.000 und mehr Abos verzeichnen. Die drei größten Profile sind @immo.tommy mit mehr als 750.000 Followern, @professorfinanzen mit über 550.000 Followern und @bodoschaefer mit mehr als 400.000 Followern. Mit den großen Mode- und Lifestyle-Influencern können zwar auch sie nicht mithalten, doch für ein ehemals als nischig geltendes Feld sind ihre Follower-Zahlen trotzdem überdurchschnittlich.

Nicht jeder Rat ist gut

Doch nicht jeder Finfluencer meint es auch gut mit seinen Followern beziehungsweise bringt die nötige Ahnung mit, wie Monika Kovarova-Simecek von der Fachhochschule St. Pölten erklärt: „Es gibt beides: Professionelle Finfluencer, die sich an Regeln halten und die Risiken von Investments sehr aktiv ansprechen, ebenso wie schwarze Schafe, die unseriöse Investment-Tipps mit ihren Follower teilen.“

So hat eine aktuelle internationale Studie nur rund 28 Prozent der untersuchten Finfluencer-Anlagetipps als kompetent eingestuft, 16 Prozent waren immerhin noch brauchbar und 56 Prozent sogar schädlich. Eine größere Followerschaft entsprach dabei übrigens keineswegs auch besseren Tipps. Um gute Finfluencer zu erkennen, bedarf es also mehr als nur eines Blicks auf die Follower-Zahl.

Wie erkenne ich gute Finfluencer?

Ein guter Finfluencer zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass er bei seinen Tipps nicht nur die Chancen und Vorteile, sondern auch mögliche Risiken eines Investments aufzeigt. Schließlich ist und bleibt das Aktiengeschäft dynamisch, riskant und spekulativ. Den einen, zu 100 Prozent sicheren Tipp gibt es dementsprechend nicht. Außerdem sollten kompetente Finfluencer genau erklären können, wie sie zu ihren Empfehlungen gekommen sind und was sie glauben lässt, dass Unternehmen XY der nächste Anlage-Hit sein könnte. Das setzt natürlich auch ein umfangreiches Fachwissen voraus, das der Finfluencer im besten Fall auf seinem Profil nachweisen kann – zum Beispiel in Form einer abgeschlossenen Ausbildung oder von Zertifikaten.

Die Alarmglocken sollten vor allem dann schrillen, wenn ein vermeintlicher Finfluencer eine riskante Investition empfiehlt und diese dann im schlimmsten Fall sogar noch seiner eigenen Firma zugutekommen soll. Auch Überweisungen auf anonyme Auslandskonten sind ein eindeutiges Warnzeichen. Generell gilt: Nie in etwas investieren, was man nicht versteht. Und nicht das gesamte Geld auf ein und dieselbe Anlage setzen, sondern breit streuen. Das gilt übrigens auch für die Finfluencer, denen man folgt. Am besten sollte man nicht nur einen einzigen abonnieren, sondern viele verschiedene, um so ein möglichst differenziertes Meinungsbild zu verschiedenen Anlagestrategien einzuholen.