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10 Jahre Loveparade Duisburg

Es war der 24. Juli 2010: Hunderttausende Feierwillige und Technofans wollten auf der 19. Loveparade in Duisburg zu elektronischer Musik feiern. Stattdessen kam es zu einer Katastrophe: 21 Menschen mussten ihr Leben lassen, weitere rund 540 Menschen wurden teils schwer verletzt. Die Tragödie rund um die Loveparade in Duisburg ist auch zehn Jahre später noch aktuell und beschäftigt Verantwortliche wie Opfer gleichermaßen - auch wenn sie aus juristischer Sicht wohl ungeahndet bleiben wird. Das belegt ein aktuelles Urteil aus dem Sommer 2020.
Redaktion wissen.de, 24.07.2020

Kondolenzbekundungen an der Ostrampe

Loveparade 2010 - was ist damals passiert?

Die Gründe für das Unglück waren vielseitig. Eine Genehmigung erhielt der Veranstalter für 250.000 Menschen, tatsächlich wurde die Teilnehmerzahl nach internen Unterlagen auf bis zu 485.000 Menschen beziffert. Zu viele Menschen, in Anbetracht der Tatsache, dass das Veranstaltungsgelände auf eine Fläche von 230.000 Quadratmeter beschränkt war. Dazu kamen Einzäunungen, die Fluchtwege versperrten und die Menschenmassen zusätzlich zusammentrieben. Ein Umzug durch die Duisburger Stadt wurde zuvor verworfen. Geeignete große Straßen, wie die Autobahn 59, waren damals eine aktive Baustelle, die Duisburger Innenstadt hingegen zu klein für die erwartete Masse an Besuchern.

Erschwerend kam hinzu, dass alle Schleusen und Vereinzelungsanlagen nicht auf eine solche Masse an Menschen ausgerichtet waren. Geht es nach den Richtern, die den Fall untersuchten, waren die Stauungen aufgrund der schlechten Planung vorhersehbar. Erste Probleme ergaben sich bereits gegen 14 Uhr - wobei die Loveparade zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ihren anvisierten Höhepunkt erreichte. Dazu kam, dass Polizei und Feuerwehr abseits der Veranstalter arbeiteten - Konzepte waren nicht aufeinander abgestimmt. Die vorsitzenden Richter kritisierten auch die Polizei: Anordnungen seien "unpassend" gewesen, das eingesetzte Personal zu gering.

Gegen 16:30 Uhr kam es in einer Unterführung zum Veranstaltungsgelände zum Stillstand, anschließend entstanden Wellenbewegungen, die für Anwesende lebensbedrohlich wurden – und andere ihr Leben kosteten. Sie erstickten infolge des massiven Drucks durch nachströmende Besucher.

Loveparade-Gedenkstätte am Unglücksort

Keine juristische Konsequenzen

21 Menschen starben, viele weitere wurden teils schwer verletzt. Der Selbsthilfeverein "LoPa-2010" gab außerdem an, dass mindestens sechs weitere Personen in Folge der Tragödie sich selbst das Leben nahmen. Die Veranstaltungsreihe wurde von den Organisatoren noch im selben Jahr beendet und seither nicht wieder neu aufgelegt. Juristische Konsequenzen müssen aber weder die Beamten noch die Organisatoren fürchten. Das Verfahren, was in Folge der Tragödie aufgelegt wurde, fand im Sommer 2020 nach zehn Jahren seine Einstellung - ohne Urteil.

Das zuständige Gericht teilt mit, dass die individuelle Schuld einzelner Angeklagter nicht hoch genug ausfällt. Vielmehr sei es ein kollektives Versagen, das sich durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Umstände multiplizierte und zur Katastrophe führte. Zuletzt waren den Richtern die Hände gebunden. Im Juli wäre auch der letzte Vorwurf verjährt, zum März verblieben bereits nur noch drei Angeklagte. Als sich eine Richterin in Corona-Quarantäne begeben musste, wurde das Verfahren schließlich beendet.

Die Schockwellen sind zehn Jahre später aber noch nicht abgeklungen. Erst im Juli 2020 trat die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach langer Zeit wieder an das Pult, um sich zur Katastrophe zu äußern. Im gleichen Atemzug verabschiedete der Landtag neue Hilfsmittel in Höhe von fünf Millionen Euro für Opfer und Hinterbliebene.

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