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100 Jahre DIN-Norm

Sie hatte so berühmte Nachfolger wie die DIN A4: Heute vor 100 Jahren erschien die allererste DIN-Norm. Sie hielt fest, wie Verbindungselemente für Maschinenteile aussehen sollten - und markierte den Anfang einer Erfolgsgeschichte. Inzwischen gibt es fast nichts mehr, was hierzulande nicht standardisiert wäre. Das ist gut so. Denn Normen erleichtern uns den Alltag und können im Extremfall sogar Leben retten.
DAL, 01.03.2018

Das Deutsche Institut für Normung residiert am DIN-Platz in Berlin-Tiergarten.

DIN

Ob Zahnbürste, Schraube, Container oder Zapfventil - viele Gegenstände, die uns im Alltag regelmäßig begegnen, sind genormt. Das heißt, sie erfüllen einen ganz bestimmten Standard: die sogenannte DIN-Norm. Diese Richtlinien geben im Detail vor, wie ein Produkt zu funktionieren und auszusehen hat, zum Beispiel welche Ausmaße es haben soll. Eine derartige Vereinheitlichung mag auf den ersten Blick bürokratisch, langweilig - und ja, ziemlich deutsch - erscheinen. Doch sie hat durchaus ihren Sinn.

Ein Brand mit Folgen

Normen können überaus nützlich sein und manchmal sogar Leben retten. Das zeigt ein Blick auf das Jahr 1933. Damals kam es in einem kleinen Dorf namens Öschelbronn zu einem verheerenden Brand. Der Ort liegt auf der Grenze zwischen Baden und Württemberg und so eilten aus beiden Regionen zusätzliche Feuerwehrkräfte herbei, um die Flammen gemeinsam zu löschen. Doch ihre Bemühungen liefen nur schleppend voran.

Der Grund: Das Löschwasser musste mit langen Schlauchleitungen aus anderen Ortschaften herbeigeschafft werden. Allerdings hatte die badische Feuerwehr andere Schläuche und Kupplungen als die württembergische - sie ließen sich nicht verbinden. Die Erfahrungen aus dieser missglückten Löschaktion sollten später zu einer deutschlandweiten Normierung der Feuerwehrausrüstung führen.

Der Norm sei Dank

Nicht immer geht es bei Normen gleich um Leib und Leben. Doch ohne sie wäre unser Alltag auf jeden Fall deutlich komplizierter: Wir würden beim Shoppen nicht so einfach Schuhe in der richtigen Größe finden und könnten uns nicht sicher sein, dass das neue Elektrogerät zuhause in die Steckdose passt. Beim Handwerken hätten wir es wohl öfter mit Schrauben zu tun, die nicht zur Mutter passen - und auch die Kloschüssel mit dem Abflussrohr zu verbinden, würde sich als größere Herausforderung erweisen.

Das all dies heute reibungslos klappt, verdanken wir dem Deutschen Institut für Normung (DIN). Es kümmert sich in Deutschland inzwischen schon seit 100 Jahren um Normen und Standards aller Art. Angefangen hat alles im Jahr 1917, als am 22. Dezember der "Normenausschuss der deutschen Industrie" gegründet wurde. Sein Ziel: Die Vereinheitlichung und Rationalisierung der Massenproduktion.

Mit den Kegelstiften fing es an: Sie erhielten am 1. März 1918 vom Normenausschuss der deutschen Industrie die erste vergebene DIN-Norm, die DIN 1, verpasst.
Der Kegelstift machte den Anfang

Das dies ausgerechnet mitten im Ersten Weltkrieg geschah, ist kein Zufall: Die deutsche Wirtschaft litt unter Mangel. Die wenigen Ressourcen, die vorhanden waren, mussten demnach möglichst effizient eingesetzt werden. Man konnte es sich schlicht nicht mehr leisten, dass das eine nicht zum anderen passte. Bei der Rüstungsindustrie kam hinzu, dass sie schnell komplexe Waffen oder Fahrzeuge in großen Stückzahlen produzieren sollte - Produkte, die identisch sein, gleichzeitig aber teils in unterschiedlichen Fabriken hergestellt werden mussten.

Damit das möglich wurde, waren technische Übereinkünfte vonnöten. Solche Standards hatten sich mit der zunehmenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert bereits für einzelne Branchen und Gewerke etabliert. Mit den DIN-Normen erreichte die Vereinheitlichung jedoch eine neue Ebene. Die allererste branchenübergreifende deutsche Norm erschien bereits wenige Wochen nach der Gründung des neuen Ausschusses: am 1. März 1918. Die DIN 1 beschrieb Maße und Werkstoffe für den Kegelstift - ein konisches Element, das Maschinenteile zusammenhält.

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