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2009

Im Jahresrückblick nehme ich die vergangenen 12 Monate oftmals wie in einem Zeitraffer wahr – sie wirken auf mich wie 12 Wochen. In der Vorausschau betrachte ich ein Jahr eher gedehnt durch die Zeitlupe. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt, sie bleibt unvorhersehbar. Auch wenn die allwissenden Auguren seit Wochen für 2009 das Gegenteil ankündigen und uns gebetsmühlenartig nur ein Thema in die Köpfe hämmern: die Krise in ihrer Vielgestaltigkeit. Mag ja sein, dass sie kommt, aber muss man sich denn von düsteren, ja apokalyptischen Wirtschaftsprognosen und daraus resultierender Weltuntergangstimmung wirklich anstecken lassen? Was ist eigentlich von der Stimmung des Sommers 2006 geblieben als die Welt voller Verwunderung sich erst die Augen rieb und dann ungläubig auf ein Deutschland voller Optimismus schaute? Zweieinhalb Jahre später ist das deutsche Glas mal wieder halbleer. Der Pessimismus scheint uns Deutschen unsichtbar in den Ausweis gedruckt. Aber es müssten sich doch auch noch Ereignisse finden lassen, die uns ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Oder die uns positiv und mit Vorfreude auf das kommende Jahr blicken lassen ... Es gibt sie. Versprochen! Blicken Sie mit mir in das Jahr 2009.

von Jörg Peter Urbach, wissen.de

Januar


Jahresvorschau 2009
wissenmedia GmbH
Es ist seit vielen Jahren eine gute Tradition in Europa, Kulturhauptstädte zu benennen. Für 2009 hat es das österreichische Linz und das litauische Vilnius getroffen. Das Programm für Linz umfasst einen gebundenen Wälzer von sage und schreibe 287 Seiten - unter dem Motto "Linz verändert" lädt die oberösterreichische Stadt zu einem "Jahr des kulturellen Ausnahmezustands und der Erkundung von Neuland". Viel Spaß dabei! Und vergessen wir darüber Vilnius nicht!  Nach den Franzosen dürfen jetzt die Tschechen dem Ministerrat der Europäischen Union (EU) für ein halbes Jahr vorstehen. Wetten, dass sie nur ein Fünkchen jener gigantischen Medienaufmerksamkeit erhalten, die Monsieur Sarkozy 2008 auf sich zu ziehen vermochte, wie die Motten das Licht?

Wir sollen 2009 viel gedenken, wenn uns die Krise denn Zeit dazu lässt. Folgende Gedenkjahre werden dann mehr oder weniger feierlich eröffnet: das Händel-Jahr (250. Todestag), das Haydn-Jahr (200. Todestag), das Darwin-Jahr (150 Jahre Evolutions-Theorie), das Calvin-Jahr (500. Geburtstag), um nur einige zu nennen. Außerdem wartet das "Internationale Jahr der Astronomie" und auch der Rattenfänger von Hameln wird gefeiert - vor 725 Jahren soll er die Stadt Hameln von einer Rattenplage befreit haben und als Rache für die ausgebliebene Entlohnung 130 Hamelner Kinder fortgeführt haben. 

Am 11. Januar betreibt die gebeutelte Automobilbranche in Detroit erstmals 2009 Nabelschau. Falls es sie bis dahin noch gibt. Aber schließlich hat nicht nur die Finanz- und Wirtschaftskrise für massive Probleme gesorgt, nein, die Automobilbranche hat sich über die letzten Jahre selber tief in die Sackgasse begeben - durch eine vollkommen verfehlte Produkt- und Preispolitik.

Zum 66. Mal werden die Golden Globes vergeben. Im Rahmen dieser Veranstaltung erhält der große Steven Spielberg übrigens den Cecille B. DeMille Award für seinen "außerordentlichen Beitrag zum Unterhaltungsbereich". Das ist etwas hölzern formuliert - aber wahrlich zutreffend! Wo wir schon beim Kino sind - am 22. Januar startet Tom Cruise dann in Deutschland seine "Operation Walküre". Was unter riesigem Presserummel produziert wurde, wird dann auf der Leinwand zu überprüfen sein: Die sehr deutsche Geschichte des 20. Juli von Widerstand und Vaterlandstreue in der Hollywood-Sicht.

Am 18. Januar wird das Superwahljahr eröffnet und geht gleichzeitig der wohl kürzeste Wahlkampf der Bundesrepublik Deutschland zuende. Und Roland Koch wird - glaubt man den Umfragen - in Hessen als Chef einer schwarz-gelben Koalition die Ernte einfahren, die ihm die unerwartet linksflirtende Andrea Ypsilanti 2008 bestellt hat. Und Torsten Schäfer-Gümbel, seines Zeichens SPD-Spitzenkandidat, ins zweite oder dritte Glied zurücktreten.

Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die Amtseinführung des US-amerikanischen Präsidenten am 20. Januar alle anderen Ereignisse des Monats an Strahlkraft übertreffen wird. Barack Hussein Obama wird als erster Farbiger den Amtseid sprechen und dann mit dem Vize-Präsidenten Joe Biden und seinem von ausgewiesenen Experten besetzten Regierungsteam keine Zeit verlieren, die herkulischen Probleme der USA anzupacken.

Beim "Unwort des Jahres" wird der Nachfolger der unsäglichen "Herdprämie" gesucht. Wir sollten hier gut aufpassen, denn laut Johannes Rau bereiten Unworte den Untaten ja den Boden. Kleiner Einlesevorschlag hierzu: Unser Blog "Sprachspione"!

In China beginnt am 26. Januar das Jahr des Rindes und in Paris laufen an diesem Tag die Models für die Haute-Couture-Modenschauen über die Laufstege. Für alle, die eher auf Weihnachten stehen und eventuell schon mal den Trends für Dezember 2008 nachspüren möchten, findet ab dem 30. Januar in Frankfurt die Christmasworld 2008 statt - die Weltleitmesse für Festschmuck und Dekoration. Und wem es dort nicht süßlich genug zugeht, kann noch bis zum 3. Februar auf der Beautyworld neue Parfüms erschnuppern oder Friseuren beim kreativen Haarhandwerk zuschauen.

Was sich 2009 für Sie ändert, hat Michael Fischer in seinem Beitrag "Das ändert sich 2009" angepackt. Und da es dort vor allem um's Geld, um Ihr Geld geht, sollten Sie lesen, was sich puncto Kindergeld, Kassenbeiträge, Wohngeld, Erbschaft, Steuer usw. tut.

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