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90 Minuten plus Nachspiel

"Das Spiel dauert 90 Minuten", behauptete leichtfertig Sepp Herberger, der legendäre Trainer der deutschen Nationalmannschaft von 1954. Doch der berühmte Übungsleiter irrte! Wie die Spieler des FC Bayern München im Endspiel der Champions League des Jahres 1999 schmerzlich zu spüren bekamen. Aus ihrem 1:0 Vorsprung wurde in der 91. und 92. Spielminute eine 1:2-Niederlage gegen Manchester United – für Spieler und Fans damals ein traumatisches Erlebnis.

aus der wissen.de-Redaktion

Nachspielzeit: Der Schiri entscheidet!

Die offizielle Regel von zweimal 45 Minuten Spielzeit gilt zwar seit 1896, doch daran gehalten hat man sich aus verschiedenen Gründen bisher nur selten. Denn der Schiedsrichter darf nach eigenem Ermessen das Spiel verlängern - nicht zuletzt als Maßnahme zur Erziehung schlitzohriger Spieler. Die versuchen oft mit Fouls, Streitereien, Torjubel und anderen kleinen "Betrügereien" Spielzeit zu überbrücken. Man hat errechnet, dass der Ball während eines Fußballspiels höchstens 60 Minuten rollt. Den Rest der Zeit verbringen die Spieler mit Körperpflege und hitzigen Gesprächen. Damit solch "ungebührliches" Verhalten nicht ohne Folgen bleibt, verlängert der Schiedsrichter die Gesamtspielzeit um durchschnittlich zwei bis acht Minuten. Der Zuschauer kann sich seit 1998 auf Leuchttafeln am Spielfeldrand über die offizielle Nachspielzeit informieren.
Doch der Schiedsrichter kann es auch übertreiben! So geschehen während der Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Der französische Referee Michel Vautrot verlängerte die erste Halbzeit des Halbfinalspiels zwischen Italien und Argentinien um ganze 8 Minuten! Als man ihn hinterher nach der Ursache für diese überdimensionierte Spielverlängerung fragte, gab er zur Antwort, er habe schlichtweg die Zeit vergessen.

Doch manchmal wäre es sogar besser, wenn ein Spiel noch nicht einmal über die volle Distanz von 90 Minuten ginge. Mit Grauen denkt jeder Fan an den "Nichtangriffspakt" zurück, den Deutschland und Österreich bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien dem Publikum zumuteten. Gespielt wurde nur bis zur elften Minute, als Horst Hrubesch das 1:0 markierte. Das Ergebnis genügte beiden Mannschaften, um die nächste Runde zu erreichen. Also begnügte man sich für die restlichen 79 Minuten damit, den Ball hin- und her zu schieben. Die spanische Presse schrieb damals: "Es fehlte nur noch, dass sie sich küssten." Und der französische Trainer Michael Hidalgo schlug vor, beiden Teams den Friedensnobelpreis zu verleihen.

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