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Abgase: Der Skandal, der Dieselgipfel und die Hintergründe

Der Skandal um die Dieselabgase und die Autoindustrie zieht immer weitere Kreise. Es wurde nicht nur bei den Abgaswerten gemauschelt, die großen Fünf der deutschen Autoindustrie haben sich dabei auch noch abgesprochen. Nach einem wegweisenden Urteil in Stuttgart könnte es bald in vielen deutschen Städten heißen: Der Diesel muss leider draußen bleiben. Morgen wollen Politik und Autohersteller auf einem Dieselgipfel überlegen, wie es weitergeht.

Dicke Luft: Abgase, Feinstaub, Dieselruß - in deutschen Städten werden die Grenzwerte immer wiedefr überschritten.

thinkstock.com,  Kichigin

Der Skandal um die Abgase der deutschen Autos nimmt kein Ende: Erst war es nur Volkswagen, dann kamen nach und nach Mauscheleien auch bei andere Autobauern heraus. Jetzt steht die gesamte Branche für Absprachen und Tricksereien bei der Abgasreinigung am Pranger. Der Diesel, einst als umweltfreundlichere Alternative zum Benziner beworben, scheint endgültig als Dreckschleuder entlarvt.

Um welche Schadstoffe geht es?

Das Kernproblem ist der Ausstoß von Feinstaub und von Stickoxiden. Feinstaub besteht aus winzigen Schwebeteilchen von 2,5 bis 10 Mikrometer Größe. Er wird unter anderem mit den Autoabgasen frei, aber auch von der Industrie, bei der Verbrennung von Holz und Kohle und auch durch die Landwirtschaft freigesetzt. Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie beim Atmen in die Atemwege und Lunge eindringen. Die Folge: Feinstaub kann Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen fördern, Frühgeburten auslösen und sogar bis in das Gehirn dringen.

Doch ein Teil des Feinstaubs in der Stadtluft kommt gar nicht direkt aus dem Auspuff, sondern entsteht erst in der Luft: Durch eine vom Sonnenlicht geförderte Reaktion von Stickoxiden, Schwefeldioxid und anderen Gasen. Dieser sekundäre Feinstaub kann sogar bis zu 90 Prozent der Partikel in der Luft ausmachen. Gleichzeitig sind Stickoxide Vorläufersubstanzen von bodennahem Ozon – einem ebenfalls gesundheitsschädlichen Schadstoff. Das zweite große Problem sind daher die Stickoxide.

Was sind die Folgen?

Forscher schätzen, dass allein bei uns in Europa 28.500 vorzeitige Todesfälle jährlich auf das Konto von Stickoxiden aus Dieselabgasen gehen. Weltweit starben allein im Jahr 2015 mehr als 100.000 Menschen an von diesen Abgasen verursachten Krankheiten. Dazu kommen dann allein in Deutschland rund 7.000 Todesfälle jährlich, die durch verkehrsbedingten Feinstaub verursacht werden.

Wo liegen die Grenzwerte?

Eigentlich gibt es genau deshalb in der EU und damit auch in Deutschland klare Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide. So dürfen Feinstaubteilchen mit einem Durchmesser von bis zu zehn Mikrometern (PM10) einen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten. Der Tagesgrenzwert liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und darf an nicht mehr als 35 Tagen im Jahr überschritten werden.

Für Stickoxide liegt der Jahresgrenzwert ebenfalls bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der höchste zulässige Ein-Stunden-Messwert liegt bei 200 Mikrogramm, er darf aber nur an maximal 18 Tagen im Jahr überschritten werden.

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