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Achtung Burnout! Welcher Lehrer hält dem Schulstress stand?

Lehrer haben es nicht leicht: Sie sollen trotz Lärm, Stänkereien und Stress einen guten Unterricht halten und ihre Schüler zum Lernen motivieren. Kein Wunder, dass besonders viele Lehrer irgendwann unter einem Burnout leiden. Doch wie es scheint, ließe sich dies vermeiden. Denn ob an angehender Lehrer später dem Stress standhält, lässt sich sogar schon bei Studienbeginn feststellen, wie Forscher jetzt herausgefunden haben.
Universität des Saarlandes

Burnout bei Lehrern ist häufig. Ob sich jemand für den Job eignet, sollte daher so früh wie möglich festgestellt werden.

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Stundenlanger Lärm, Schüler, die schwer zu motivieren sind, anspruchsvolle Eltern - und das Tag für Tag, Jahr für Jahr: Lehrerinnen und Lehrer haben keinen leichten Job. Viele von ihnen halten dem Druck nicht stand und gehen, völlig ausgebrannt, vorzeitig in den Ruhestand. Aber schon vorher leidet die Unterrichtsqualität: Gestresste Lehrer sind häufiger krank, oft schaffen sie es auch nur mit Mühe, den Unterricht zu absolvieren – für besondere Projekte oder intensive Betreuung der Schüler reicht dann oft die Kraft nicht mehr. Für Lehrer, Eltern und Schüler ist dies belastend und es fördert zudem nicht gerade das Bildungsniveau.

Liegt es an der Persönlichkeit?

So weit, so bekannt. Aber woran liegt es, dass einige Lehrer dem Stress nicht gewachsen sind? Ist es einfach nur die Belastung per se oder spielen auch persönliche  Faktoren eine Rolle? Sind einige Lehrer von Natur aus gefährdeter für einen Burnout? Lässt sich diese Gefahr womöglich sogar schon rechtzeitig erkennen – bevor es zu spät ist und der Burnout schon da? Genau dies haben Julia Karbach von der Universität des Saarlandes und ihre Kollegen jüngst in einer Studie untersucht – und zwar schon bei angehenden Lehrern im Studium.

„Wir wollten herausfinden, ob es bereits zu Beginn des Studiums Indizien dafür gibt, wer später hochbelastet ist und daher ein erhöhtes Burnout-Risiko hat“, erklärt Karbach. Dafür füllten 559 Probanden sowie eine Kontrollgruppe aus 150 Psychologiestudenten einen Fragebogen aus, der ihr Arbeitsverhalten und das Erleben ihres Berufes beziehungsweise Studiums erfasst. Darin wurden etwa die Leistungsbereitschaft, Stressbewältigungsstrategien sowie das subjektive Wohlbefinden bei der Arbeit abgefragt. Dies sollte unter anderem zeigen, wie stressresistent und psychisch belastbar die Versuchsteilnehmer waren – ob beispielsweise junge  Erwachsene, die sich für ein Lehramt entscheiden, von vornherein besser oder schlechter mit Stress umgehen können.

Motiviert, aber überfordert?

„Wir haben die Studenten vier grundsätzlichen Mustern zugeordnet", erklärt Psychologin Karbach.  Zum einen motivierte, gesunde, stressresistente und engagierte Studenten, als zweites eher ‚zurückgelehnte‘ Leute, die andere arbeiten lassen, aber dennoch gesund sind. Die dritte Gruppe bildeten sehr motivierte Studierende, die hohe Ansprüche an sich selbst haben. Ihre psychische Gesundheit ist daher durch die Selbst-Überforderung gefährdet. In die vierte Gruppe ordneten die Forscher junge Lehramtsanwärter ein, die bereits im Studium so viel Stress empfinden, dass sie sich von der Arbeit überlastet fühlen.

Das Ergebnis: Viele angehende Lehrer waren tatsächlich schon zu Beginn des Studiums stressanfälliger als Studenten anderer Fachbereiche. Sie halten Belastungen schlechter stand – auch weil ihnen gute Strategien fehlen, um diese zu bewältigen. Besonders gefährdet sind dabei diejenigen, die Studium und Lehramt zuvor unterschätzt haben, wie die Forscher erklären.

"Diejenigen, die das Studium gewählt haben, weil sie davon ausgehen, dass es leichter ist als andere Studiengänge, haben ein höheres Risiko, in einer der Gefahrengruppen für Burnout zu landen“, fasst Julia Karbach die Ergebnisse zusammen. Anders ist dies bei den "Überzeugungstätern", die gerne Lehrer werden möchten, weil sie gerne lehren – und sich über die Belastungen im Klaren sind. Sie haben das richtige Rüstzeug, um selbst Stress halbwegs entspannt durchzustehen und tragen daher auch kein übermäßiges Burnout-Risiko.

Vorwarnung ist besser als Burnout

Für Jugendliche mit dem Wunsch Lehrerin oder Lehrer zu werden bedeutet dies: Wer später einmal unterrichten will, sollte sich gut informieren, was dies bedeutet und welche Belastungen dies mit sich bringt. Sinnvoll wäre es aber auch, so finden die Forscher, bereits im Vorfeld des Studiums bessere Angebote in der Studienberatung zu erstellen. So könnten Kandidaten, die ein erhöhtes Risiko tragen, später im Lehrerberuf „auszubrennen“, bereits im Vorhinein gewarnt werden, dass der Beruf für sie womöglich ungeeignet ist.

Vielen wäre damit gedient: Den Lehrern selbst, die in einem anderen Beruf glücklich werden könnten, der Gesellschaft, weil sie die enormen direkten und indirekten Kosten sparen könnte, und nicht zuletzt den Schülerinnen und Schülern, die sonst Lehrkräften gegenübersitzen, die sie entspannt und motiviert aufs Leben vorbereiten.

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