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Albert Einstein: Aus dem Leben

Dirk Soltau

Das “Albertle“

Auf historischen Tonaufnahmen Einsteins bemerkt man eine hohe Stimme, der man den gemütlichen, schwäbischen Tonfall noch anhört. Hier haben sich seine familiären Wurzeln erhalten.

Die Einsteins waren schon lange im Schwäbischen ansässig gewesen, als Hermann und Pauline Einstein nach Ulm zogen. Hier kam am 14. März 1879 als ihr erstes Kind der kleine Albert zur Welt. Nichts wies darauf hin, dass hier ein Mensch geboren worden war, der wenn nicht die Welt selbst, so doch das Denken über die Welt völlig verändern sollte. Oder etwa doch?

Einsteins Großmutter jedenfalls war besorgt über den viel zu großen Kopf des kleinen Jungen. Erst spät (angeblich erst mit 3 Jahren) begann das „Albertle“, wie er in der Familie genannt wurde, zu sprechen. Er musste aber schon lange aufmerksam zugehört haben, denn zum Erstaunen der ganzen Familie sprach er gleich vollständige Sätze. Als Wunderkind galt der kleine Albert zwar nicht, aber rückblickend scheint manches doch schon auf ein besonderes Kind hinzuweisen. Oder was soll man von einem kleinen Jungen halten, der es schafft, ein Kartenhaus mit vierzehn Stockwerken zu erbauen?

Bald nach Alberts Geburt zog die Familie von Ulm nach München

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts war die Elektrizität die modernste Errungenschaft des täglichen Lebens. Da Alberts Vater Mitinhaber einer kleinen Firma für elektrische Anlagen war, hatte Albert schon als Kind Kontakt mit der modernsten Technik seiner Zeit. Elektrischer Strom, elektrisches und magnetisches Feld sind ihm früh begegnet. Ein Magnet, den ihm sein Vater schenkte, brachte den 10-jährigen in tiefes Nachdenken, wie seine Schwester Maja berichtet.

Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn es in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts Erziehungsberatung gegeben hätte. Für moderne Eltern hätte das „Albertle“ durchaus Anlass zur Beunruhigung geben können. Zunächst lernt das Kind mit dem dicken Kopf nicht sprechen. Als die Eltern den Kleinen auf die Geburt eines Geschwisterchens vorbereiten, muss er etwas missverstanden haben. Nach einem ersten Blick ins Babybett ist er von dem vermeintlichen neuen Spielzeug enttäuscht. „Da sind ja gar keine Rädle dran.“, soll er gesagt haben. Viele Freunde hat er nicht. Er ist ein molliger, langsamer Junge, dessen unkindliche Nachdenklichkeit ihn von seinen Altersgenossen trennt. Das Hausmädchen hält ihn gar für einen „Depperten“. Dann wieder ist er ein kleiner Wüterich, der seiner Schwester mit der Hacke ein Loch auf den Kopf schlägt und seine Hauslehrerin, die ihn auf den Schulbesuch vorbereiten soll, mit einem nach ihr geworfenen Stuhl in die Flucht treibt. Zu all dem zeigen seine Eltern eine bemerkenswerte Gelassenheit. Das „Albertle“ wächst ungestört und in gesicherten, gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Von seiner Mutter erbt er die Liebe zur Musik und über Vater und Onkel bekommt er Kontakt mit der modernsten Technologie seiner Zeit, der Elektrotechnik. Die Firma Einstein ist in München nicht unbekannt. Immerhin hat die Firma Einstein in Schwabing die erste Straßenbeleuchtung installiert.

Wann sich beim kleinen Albert das Interesse für die Naturwissenschaften zum ersten Mal gezeigt hat, ist schwer zu sagen. Einstein selbst hat später davon erzählt, dass ihn ein Kompass, den ihm sein Vater geschenkt hatte, ungeheuer fasziniert habe. Da war er vier oder fünf Jahre alt.

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