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Ansteckend?

Monika Wittmann

Es passiert in einer langweiligen Schulstunde ebenso wie bei einem spannenden Kinofilm: Einer gähnt und plötzlich spüren alle das Verlangen, den Mund weit aufzureißen.
Gähnen ist ansteckend - aber wieso?

Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt erklärt das so: Bei Menschen wie bei Tieren, die in Gesellschaften leben, ist es wichtig, dass die Gruppe zusammenhält. Deshalb übertragen sie gewisse Stimmungen aufeinander.

So fliegen Wildgänse immer im Schwarm. Hat eine Gans nach einer Pause genug gefressen und will weiterfliegen, signalisiert sie den Aufbruch: Dazu schlägt sie mit den Flügeln und stößt typische Schreie aus.
Diese Stimmung überträgt sich nach und nach auf die anderen Gänse. Schließlich erheben sich alle gemeinsam in die Lüfte.

So ähnlich war es wohl auch bei unseren Vorfahren in der Steinzeit. Wenn sie zu Jagdausflügen aufbrachen, mussten sie zusammenbleiben. Hätte sich ein Jäger allein zum Schlafen in die Prärie gelegt, hätte dies seinen sicheren Tod bedeutet.
Deshalb mussten sich die Stammesmitglieder zu geregelten Zeiten ausruhen. Die ansteckende Wirkung des Gähnens erleichterte es den Urmenschen, ihr Schlafbedürfnis abzustimmen.

Und deshalb ist es heute noch oft so, dass eine Party zu Ende ist, wenn der erste gähnt.

Natürlich gibt es noch andere ansteckende Verhaltensweisen, zum Beispiel Lächeln. Es stimmt fröhlich und man bekommt Lust, zurückzulächeln.
Keine Frage, dass gute Laune das Zusammenleben erleichtert ...

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