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Arbeitssucht

"Arbeit macht süchtig" - dies klingt wie ein Scherz über die deutsche Beamtenschaft, ist aber im Berufsalltag bittere Realität. Laut einer Studie der Universität Tübingen leidet jeder siebte Deutsche an Arbeitssucht. Insbesondere sind Führungskräfte, Ärzte und Beschäftigte in Start-up-Unternehmen betroffen. Das medizinische Wissen über das Krankheitsbild “Arbeitssucht“ hat sich in Deutschland in den letzten Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt. Die US-Therapeutin Constance Gunderson wundert sich: "Deutschland ist in punkto Arbeitssucht auf dem Erkenntnisstand wie beim Alkoholismus in den 1950er Jahren." Der Workaholic ist vom bewunderten Vielarbeiter zum Patienten geworden. Dabei wissen die meisten Betroffenen noch nicht einmal, dass sie wie Drogenabhängige zu den Suchtkranken gehören.

Workaholic ein Begriff macht Karriere

Wenn Arbeit süchtig macht: Den sog. Workaholics sind die Konsequenzen ihrer Sucht nicht bewusst.
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Der Begriff "Workaholic" kam in den 70er Jahren in Anlehnung an "Alkoholic" (Alkoholsüchtiger) in den USA auf. Obwohl Kritiker die Arbeitssucht als Modebegriff abtun, wird er von der medizinischen Fachwelt in steigendem Maße ernst genommen. Bereits 1976 veröffentlichte Marilyn Machlowitz die erste wissenschaftliche Arbeit zum Thema. 1979 schrieb Dr. Gerhard Mentzel den ersten deutschsprachigen Fachartikel, in dem er das Verhalten von Arbeitssüchtigen mit dem von Alkoholikern verglich. Arbeitssucht ist eine "stoffungebundene" Sucht, d.h. die Kranken nehmen keine schädigenden Substanzen zu sich. Die Symptome und Folgen ähneln sich hingegen stark: Abhängigkeit von den "Drogen" Arbeit und Verantwortung. Konferenzen, Konkurrenzkampf und Kreativitätsdruck, ständige Erreichbarkeit übers Mobiltelefon, Nachtarbeit und Pizzadienst - gehören zu den typischen Begleitumständen dieser Sucht. Die Folgen sind soziale, psychische und physische Probleme, die bis zur Selbstzerstörung reichen können.

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