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Argentinien erstmals Weltmeister

Die argentinische Mannschaft nutzte ihren Heimvorteil und die Unterstützung des enthusiastischen Publikums. Die sportliche Bilanz wies aus, dass die weltbesten Mannschaften enger zusammengerückt waren.

Mit Kampfgeist in der Verlängerung zum Sieg

Die Südamerikaner mit Trainer Cesar Luis Menotti besiegten im Finale der XI. Weltmeisterschaft die Auswahl der Niederlande in der Verlängerung mit 3:1. Das Stadion und das ganze Land versanken in einem Freudentaumel.

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80.000 Fans ließen das Spielfeld im River-Plate-Stadion von Buenos Aires unter Papierschnitzeln versinken, als Mario Kempes in der 38. Minute die ersehnte Führung erzielte. Ernst Happel, österreichischer Trainer in holländischen Diensten, wechselte nach der Halbzeit mit Nanninga den Torschützen zum 1:1 ein. Erneut musste eine Weltmeisterschaft in der Verlängerung ausgespielt werden. Dort präsentierten sich die Argentinier frischer. Ein unwiderstehlich aufspielender Kempes erzielte das 2:1, ehe Bertoni mit dem 3:1 in der 115. Minute den Sieg perfekt machte.

Nach einer 0:1-Niederlage gegen Italien war Argentinien nur als Gruppenzweiter weitergekommen. Unvorhergesehen traf der Gastgeber nun auf einen anderen Gruppenzweiten: Brasilien. Diese Begegnung hatten die Experten eigentlich für das Endspiel vorhergesagt. Im Vorfeld mit hohen Erwartungen befrachtet, endete das Spiel mit einem enttäuschenden 0:0. Brasilien wähnte sich bereits sicher im Endspiel. Um noch von den Argentiniern verdrängt zu werden, mussten diese mit vier Toren Differenz gegen Peru gewinnen, was niemand für wahrscheinlich hielt. Doch das Kunststück gelang: Argentinien schlug Peru mit 6:0.

25 Tage lang konnte das südamerikanische Land den durch die Militärdiktatur geprägten Alltag vergessen. Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an ein Land, in dem politische Gegner gefoltert wurden und spurlos verschwanden, hatte internationale Proteste hervorgerufen. Vergeblich hatten Menschenrechtsorganisationen einen Boykott gefordert. Obwohl die Spiele von einem unübersehbaren Polizeiaufgebot begleitet wurden, kam keine gedrückte Atmosphäre auf. Das lag vor allem an der überwältigenden Gastfreundschaft und Fußball-Leidenschaft der Argentinier.

Rein sportlich enttäuschte die WM-Endrunde die hochgesteckten Erwartungen. Spielmacher, Individualisten, die mit Intuition und den ihnen gewährten Freiräumen einem Spiel ihren Stempel aufdrücken, waren rar geworden. Statt dessen bestimmten taktische Zwänge das Spielgeschehen. Ein Tor mehr oder weniger konnte in der Plazierung einen Unterschied von fünf oder sechs Plätzen ausmachen. Der Erfolgszwang, verbunden mit einem engen taktischen Korsett, ging eindeutig auf Kosten spielerischer Elemente. So endeten sechs WM-Spiele mit einem torlosen Remis, sieben wurden 1:0 entschieden.

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