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Arktis und Antarktis - eine Prognose

Es war ein besonderer Tag, als am 3. August 1958 die USS Nautilus als erstes Schiff den geografischen Nordpol unterquerte – in nicht ferner Zukunft könnte dies allerdings Alltag sein - und man bräuchte auch kein U-Boot mehr dazu. Forscher rechnen nämlich damit, dass die Arktis in wenigen Jahrzehnten zumindest während des Sommers eisfrei sein könnte. Das hat Konsequenzen – doch wie könnten die aussehen?
wissen.de-Autor Dr. Kai Jürgens, Nov. 2012

Eisberg
Fotolia.com/Rudolf Tepfenhart

Wer sich mit Prognosen beschäftigt, der muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass es sich um Vermutungen handelt. Diese sind im besten Fall zwar fundiert, stellen aber kein gesichertes Wissen dar. Wie bei der täglichen Wettervorhersage kann es also auch durchaus anders kommen – wenngleich sich der vorherrschende Trend meistens bestätigen wird. Das ist auch bei der Arktis oder dem sehr komplexen und keineswegs enträtselten globalen Klima so. Allerdings steht fest, dass wir uns in einer Phase der Aufheizung befinden. Welche Folgen dies haben wird und wann diese eintreten, muss jedoch offen bleiben.

 

Die Zukunft der Arktis?

Tatsache ist, dass es in der Arktis schon jetzt handfeste Veränderungen gibt. Die Lufttemperaturen steigen überdurchschnittlich an, das Eis schmilzt, Gletscher weichen zurück und Permafrostböden – zum Beispiel in Nordrussland – tauen auf. Diese Fakten lassen sich nicht ignorieren. Konsequenzen bestehen zum Beispiel für die arktische Tierwelt, die vom Schmelzen des meerbedeckenden Eises unmittelbar betroffen wäre. Zu nennen sind Eisbären, aber auch die zahlreichen Robbenarten der Region. Und im Juli 2012 wurde entdeckt, dass in Grönland 97 Prozent der Eismassen saisonbedingt zu schmelzen beginnen – bislang war nur etwa die Hälfte betroffen. Ob dies ein Einzelfall ist, wird weiter untersucht. Grönland hat genug Eis, um im Fall eines dauerhaften Abschmelzens den Meeresspiegel um mehrere Meter anzuheben.

In Europa betrachtet man mit besonderer Aufmerksamkeit den Nordatlantikstrom, jene Verlängerung des Golfstroms, die Europa mit warmem tropischem Wasser versorgt. Ein Abschwächen oder eine Verlagerung dieses Stroms – die sich in der Erdgeschichte immer wieder ereignet hat – hätte eine beträchtliche Abkühlung zur Folge. Paradoxerweise würde die Erderwärmung dann zu einer Kälteperiode in Nordeuropa führen. Da abschmelzendes Eis immer Süßwasser freisetzt, ist es durchaus denkbar, dass die Arktis die salzwassertragenden Strömungen beeinflusst. Aber auch hier gilt, dass die globalen Strömungsverhältnisse zu wenig erforscht sind, um eine präzise Aussage treffen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass die Veränderungen milder ausfallen, als es viele Prognosen skizzieren.  

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