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Arm und Reich: Wie Erbschaften die Ungleichheit verstärken
In Deutschland und vielen andere Industrieländern klafft die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Statistiken zeigen, dass der Anteil der überdurchschnittlich gut und der besonders schlecht Verdienenden in den letzten Jahren zugenommen hat. Auch das Vermögen der Supereichen ist gewachsen: 36 deutsche Milliardäre besitzen einer Oxfam-Studie nach genauso viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung. Ein Drittel des gesamten Vermögens in Deutschland konzentriert sich auf ein Prozent der Bevölkerung.
Diese Kluft wird nicht nur durch mangelnde Chancengleichheit in Beruf und Bildung verursacht, auch das Erben spielt eine wichtige Rolle. Denn die meisten Wohlhabenden kommen heute auch aus entsprechend reichem Hause. Und wenn schon die Eltern viel Vermögen besitzen, dann profitieren auch die Nachkommen über Erbschaften davon. Reiche Menschen können im Laufe ihres Lebens mehr Aktien, Betriebsvermögen, Sammlungen oder Immobilien erwerben und auch mehr Geld ansparen. Dadurch haben sie auch mehr zu vererben.
Hohe Dunkelziffer
Wie viel in Deutschland vererbt wird, ist allerdings nicht so einfach herauszufinden. Denn amtliche Statistiken darüber existieren nicht. Erfasst werden nur die Fälle, in denen Erbschaftssteuer anfällt, doch der Rest passiert quasi "hinter den Kulissen". Auch wie viel Geld an steuerlich begünstigte Organisationen – beispielsweise Kirchen, Parteien oder gemeinnützige Organisationen – geht, ist nirgendwo erfasst.
Ermitteln lässt sich die Höhe des Erbvolumens daher nur über einen Umweg – indem man das Vermögen der potenziellen Erblasser betrachtet und darüber auf die künftigen Erbschaften schließt. Genau diese haben Forscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor Kurzem getan. Wie sie feststellten, haben die Nachkriegs-Generationen in Deutschland über Jahrzehnte hinweg große Vermögen aufgebaut – und die werden in den nächsten Jahren vererbt.