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Auch Affen können in Gesichtern lesen
Die Fähigkeit, Mimik zu interpretieren, ist eine Voraussetzung, um Sprache zu verstehen, und geht in der Evolution der Sprachentwicklung voraus. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen haben jetzt nachgewiesen, dass nicht nur Menschen, sondern auch Rhesusaffen in der Lage sind, Mimik und Lautäußerungen ihrer Artgenossen als eine Einheit zu verstehen (Nature, 26. Juli 2003). Asif Ghazanfar und Nikos Logothetis gehen davon aus, dass es sich bei dieser Fähigkeit der Affen um eine evolutionäre Vorform der menschlichen Sprachwahrnehmung handelt.
Laute und Mimik zur Verständigung
Die artspezifischen Lautäußerungen von Affen sind von
entscheidender Bedeutung für ihre sozialen Interaktionen, ihren Reproduktionserfolg
und für ihr Überleben.
Die Tiere erzeugen ihre Laute dabei häufig
in Verbindung mit ganz bestimmten Körperhaltungen und Gesichtsausdrücken.
Bei den meisten Primatenarten wie auch beim Menschen sind diese verschiedenartigen
Signale sehr komplex, was sich am deutlichsten an der menschlichen Sprache
illustrieren lässt.
Denn bei unserer Wahrnehmung spielt die Kombination
gehörter und gesehener Signale eine wichtige Rolle: So macht es einen
großen Unterschied, ob ein Mensch beim Sprechen beispielsweise lächelt
oder uns grimmig anschaut.
Ob jedoch Tiere ebenfalls in der Lage sind,
Laute und Mimik ihrer eigenen Spezies als eine Einheit wahrzunehmen, war bisher
nicht bekannt. Vielmehr nahm man an, dass nur der Mensch über diese Fähigkeit
verfüge. Andere Tiere wurden deshalb einfach nicht getestet.