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Augustus – ein römischer Herrscher zwischen Friedensbringer und Eroberer

Nach ihm ist ein ganzer Monat benannt und auch in der Bibel spielt der römische Kaiser Augustus eine wichtige Rolle: Seine Volkszählung zwingt Maria und Josef dazu, nach Bethlehem zu reisen – und deshalb wird dort Jesus geboren. Doch Augustus war noch mehr: Er läutete eine Zeit des Friedens und Wohlstands ein, gleichzeitig eroberte er so viele Territorien, wie vor ihm kein anderer römischer Herrscher. Heute vor 2.000 Jahren starb der erste römische Kaiser.
NPO

Büste des Kaisers Augustus mit Bürgerkrone.
Gemeinfrei
"Solange Caesar Augustus Hüter der Welt ist, stört kein Bürgerwahnsinn, keine Gewalt die Ruh. Kein grimmer Zorn, der Schwerter schmiedend Städte verfeindet zum eigenen Elend" – so besang der römische Dichter Horaz die Verdienste des Kaisers Augustus. Aber was ist dran an diesem Lobgesang? Tatsächlich brachte Augustus den Römern mit seiner Herrschaft das, was sie zuvor Jahrzehnte vermissen mussten: Frieden, Stabilität und Wohlstand.

Streit, Kampf und blutiger Krieg

Denn fast hundert Jahre, seit 133 vor Christus, prägten Bürgerkriege und Ränkespiele das römische Reich. Verschiedene Parteien von Adeligen stritten um die Macht, immer wieder brachen Kämpfe darum aus, wer der erste Mann im Staate werden sollte. Gleichzeitig bröckelte das demokratische System, Volkstribune schwangen sich zu Diktatoren auf und bestimmten Gesetze ohne Zustimmung des Senats. Die Schere zwischen Arm und Reich klaffte zudem immer weiter auf. Auch die beiden Triumvirate, an denen auch Julius Cäsar beteiligt war, beendeten diese Konflikte nicht.

Als Cäsar 44 vor Christus ermordet wird, betritt Octavian, wie Augustus damals genannt wird, die Bühne. Er ist der Großneffe von Julius Cäsar und zugleich sein Adoptivsohn. Dennoch hat er Konkurrenz – die er skrupellos durch Krieg, Intrigen und geschickte Machtpolitik aus dem Weg räumt. Auch das für das römische Reich so wichtige Heer bringt er unter seine Herrschaft. Von einem "Friedensfürst" ist in dieser Zeit allerdings noch nicht viel zu sehen.

Pax Augusta – Friede im Reich

27 vor Christus dann gelingt Octavian der große Coup: Der Senat verleiht ihm den Ehrennamen Augustus und überträgt ihm die wichtigsten Amtsgewalten im Reich. Viele alte Adelscliquen werden entmachtet, das Staatwesen neu geordnet. Nominell besteht die römische Republik zwar fort, doch das eigentliche Sagen im Land hat Augustus – auch wenn er selbst dies in seinem "Tatenbericht" abstreitet. Er nennt sich selbst den "Princeps", den ersten Bürger, ist aber de facto Kaiser. Mit ihm beginnt eine ganz neue Epoche des römischen Staates.

Für Rom und seine Provinzen bringt diese Neuordnung und das Ende des Bürgerkriegs endlich den ersehnten Frieden – und damit auch Stabilität, Wohlstand und eine kulturelle Blütezeit. Dichtung und  Baukunst florieren, Rom wird völlig umgestaltet. Kein Wunder also, dass Augustus schon zu Lebzeiten verehrt und gefeiert wird. Tatsächlich hält die von ihm begonnene Friedensphase noch lange nach seinem Tod an – sie gilt heute als Pax Augusta – der augustäische Frieden.

Eroberungen und Niederlagen

Aber der Friede im römischen Reich hat auch eine Kehrseite: Denn während im Inland Ruhe herrschte, führte Augustus mit seinen Nachbarn Krieg: Kein anderer römischer Herrscher hat das römische Territorium so stark durch Eroberungs-Feldzüge ausgeweitet wie er. Er fällt in Ägypten ein, unterwirft Kantabrien und rückt im Norden immer weiter Richtung Germanien vor. Provinzen am Rhein und an der Donau werden römisch besetzt.

In diese Zeit fällt auch die Varusschlacht im Teutoburger Wald, bei der Augustus' Truppen eine empfindliche Niederlage einstecken müssen: Drei Legionen werden von den Germanen unter Hermann dem Cherusker vernichten geschlagen.

Der Tod und danach

Im Gegensatz zu vielen seiner Soldaten erfreut sich Augustus eines sehr langen Lebens: Er stirbt erst mit 76 Jahren am 19. August des Jahres 14 nach Christus in der Nähe von Neapel. Wie damals üblich, wird der römische Herrscher nach seinem Tod zum Staatsgott erklärt und ihm wird in Tempeln gehuldigt. Immerhin hat Augustus schon frühzeitig seine Nachfolge geregelt: Er bestimmt seinen Stiefsohn Tiberius zum Nachfolger und hinterlässt ihm neben einem Teil seines Vermögens auch detaillierte Anweisungen für die Herrschaft.

Nach dem Tod des Augustus wird seine Herrschaftszeit verklärt – nicht nur in Rom, sondern später auch in den christlichen Ländern des Mittelalters und bis in die Neuzeit hinein. Heute dagegen mehren sich die Stimmen, die bei aller Anerkennung seiner Verdienste in Augustus vor allem eines sehen: einen raffinierten Machtmenschen und geschickten Propagandisten.

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