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Bahnstreik - ein undurchschaubarer Kampf von Betonköpfen?

Die deutschen Lokführer streiken und die Nation steht genauso auf ihrer Seite wie auf Seiten der Bahn, denn die Nation ist Bahnkunde. Selten gibt es politische Themen, die den einfachen Zuschauer so ratlos zurücklassen wie der Bahnstreik.

von Lea Volksdorf, Dornberg

Während der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2007 ruft die GDL ihre Lokführer zum Streik auf. Bei einem Ereignis wie der Buchmesse, zu dem mehrere Hunderttausend Menschen aus Deutschland und aller Welt anreisen, hat ein Streik ein Höchstmaß an Effektivität und die Beachtung ist gewaltig. Kollegen aus Italien wundern sich, dass in Deutschland auch mal gestreikt wird. Kollegen aus Amerika wundern sich, dass die Bahn in Deutschland so einen großen Stellenwert hat und Kollegen aus Deutschland ärgern sich.
Doch im Gespräch merkt man, ihr Ärger findet kein rechtes Objekt, auf das sich der Zorn richten könnte. "Die Lokführer kann ich gut verstehen. Sie haben einen verantwortungsvollen Job und werden schlecht bezhalt. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen nicht besonders gut," sagt der eine. "Die Ticketpreise sind sowieso schon viel zu hoch, die dürfen nicht steigen," kommentiert ein anderer, und beide sind sich einig. mehr Geld für Lokführer, Ticketpreise müssen bleiben.
Ein kompliziertes Problem und selbst bei aufmerksamer Lektüre der deutschen Presse merkt man schnell, auch die Titanen des Kommentars und die Großmeister des pointierten Leitartikel verfallen in Allgemeinplätze, wenn sie hier ein klares Bild vermitteln wollen. Was bleibt also: Schuld haben Mehdorn und Schell, die dankbare Abziehbilder ihrer Zunft sind. Beide zu alt, um als zukunftsorientiert durchzugehen, beide zu egomanisch, um glaubhaft lösungsorientiert zu sein, beide zu siegesverliebt, um kompromißfähig zu sein. Der Krieg der Betonköpfe auf dem Rücken der Bahnkunden.
Während ich über diese Sachlage sinnend schon seit 120 Minuten auf meinen Zug warte, schießt mir der Gerdanke durch den Kopf, dass die Welt doch so einfach nicht sein kann. Oder etwa doch?

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