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Bildung auch ohne Schulen: Tablets als Wüstenklassenzimmer

Bei uns sind jetzt in vielen Bundesländern schon Sommerferien – ein Grund zur Freude für viele Schüler. Doch es gibt in der Welt nicht wenige Regionen, in denen die Kinder immer frei haben - zwangsweise. Denn Schulen oder Lehrer gibt es dort nicht. Eines dieser Länder ist der Sudan. Die UNICEF hat hier ein ungewöhnliches Projekt gestartet: Tablet-PCs sollen den Kindern helfen, auch ohne Schulen zu lernen.
Vera Mäusbacher/ UNICEF

Kinder in Sudan lernen über Tablet-PCs intuitiv und mit viel Spaß - zum Beispiel Rechnen oder auch Lesen.

UNICEF

„Ich bin Mo-zamel Moh-ammed O-mar Moh-ammed Bra-i-ma!" - So stellt sich der siebenjährige Schüler aus El Fatih, Sudan, konzentriert vor, um auch keinen seiner Namen zu vergessen. „Wir haben hier keine Schule. Ich habe auch keine Zeit, jeden Tag zu lernen. Mein Vater ist Farmer. Ich helfe ihm bei der Arbeit, gieße und ernte die Pflanzen", erklärt Mozamel weiter.

Das ist die Situation in Sudan. Es ist ein zerrissenes Land. Jahrelange Konflikte, Armut und Dürren haben die schulischen Strukturen zerstört, viele Kinder haben noch nie eine Schule von innen gesehen. Stattdessen arbeiten sie hart, um ihre Familie zu unterstützen. Analphabetismus ist weit verbreitet. Doch ohne Bildung stehen die Chancen als Erwachsene nur umso schlechter.

Lernen mit Tablets

Ein UNICEF-Projekt soll nun Kindern wie Mozamel helfen, trotzdem zu lernen, auch wenn sie keine feste Schule und Schulzeiten haben. Kinder im Sudan haben dafür Tablets bekommen - Leihgaben für die Dauer des Unterrichts. Sechs Wochen lang haben die Mädchen und Jungen inzwischen  regelmäßig über den Tablet-PCs gelernt. Die darauf integrierten Programme vermitteln spielerisch Kenntnisse in Rechnen, Lesen und Schreiben. Steinhaufen multiplizieren und Buchstaben nachmalen: Die vorinstallierten Lernprogramme sind kinderleicht zu verstehen und vermitteln Grundschulwissen spielerisch, intuitiv.

Auch ohne Lehrer ist es den Kindern so möglich, Fortschritte zu machen. Eine Helferin geht mit ihnen lediglich die digitalen Übungen durch und erklärt, was zu tun ist. Das scheint tatsächlich zu funktionieren: „Ich sortiere die Zahlen – die kleinen auf eine Seite, die anderen auf die andere Seite“, erklärt Mozamel seine heutige Rechen-Aufgabe, um zählen zu lernen. Auch sein Vater unterstützt diese Form des Unterrichts. „Das Leben ist elektronisch geworden“, sagt er, „ich habe große Hoffnung, dass das Programm meinem Sohn hilft“.

„Großartige Ergebnisse nach sechs Wochen“

Gemeinsam mit anderen Kindern wurden Mozamels Fortschritte nach sechs Wochen überprüft. Die benutzten Tablets sind Leihgaben für die Dauer des Unterrichts und Teil des UNICEF-geförderten Schulmaterials. Steinhaufen multiplizieren und Buchstaben nachmalen: Die vorinstallierten Lernprogramme sind kinderleicht zu verstehen und vermitteln Grundschulwissen spielerisch, intuitiv.

„So wird Bildung möglich, auch mit wenig Schulzeit und ohne Hefte und Tafeln“, sagt Aiman Badri, der das Projekt leitet und gemeinsam mit UNICEF und dem sudanesischen Bildungsministerium die Startphase überwacht hat. „Der Krieg hat mein Land zu dem gemacht, was es ist. Die Kinder sollen darunter nicht leiden müssen und eine bessere Zukunft haben. Ich träume von einer Million Kindern, die in den nächsten Jahren auf diese Weise lernen können“.

Mehr zu Bildungsprojekten der UNICEF findet man hier.

 

Video zum Thema "Innovativer Unterricht in Sudan - ein UNICEF-Projekt"

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