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Brandgefahr: Wald in Flammen

In vielen Regionen der Erde breiten sich in den Sommermonaten regelmäßig Waldbrände aus. Wie verheerend solche Feuer für Mensch und Natur sein können, hat sich jüngst wieder in Portugal gezeigt. Doch der Mensch ist nicht nur Opfer der Flammen – er trägt durch sein Verhalten auch mit zu ihrer Entstehung bei. Was aber lässt sich tun, um solche Naturkatastrophen zu verhindern? Und wie sieht es mit der Waldbrandgefahr in Deutschland aus?
DAL, 30.06.2017

In vielen Regionen der Erde kommt es regelmäßig zu großen, verheerenden Waldbränden.

Senior Master Sgt. Dennis W. Goff, U.S. Air Force

Die zerstörerische Kraft der Flammen gehört in vielen Regionen der Welt zum Leben im Wald dazu. Brände sind in diesen Ökosystemen ein ganz natürliches Phänomen. Sie zerstören und ermöglichen damit einen Neubeginn – zum Beispiel, wenn durch die extreme Hitze Samen freigesetzt werden, aus denen neue Bäume entstehen. Zapfen von Mammutbäumen und vielen Kieferarten etwa springen erst nach einem Feuer auf. Denn in der fruchtbaren Asche finden die Samen beste Bedingungen um zu keimen und zu sprießen.

Doch dieses System aus Zerstören und Erneuern kann auch gefährlich aus dem Gleichgewicht geraten. Immer dann, wenn Waldbrände zu heftig, zu häufig, am falschen Ort oder zur falschen Zeit auftreten, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Schuld daran trägt in der Regel der Mensch. Laut einem Bericht der Naturschutzorganisation WWF haben nur etwa vier Prozent aller Waldbrände natürliche Ursachen: "In allen anderen Fällen ist der Mensch – sei es direkt oder indirekt, sei es fahrlässig oder vorsätzlich – verantwortlich für den Brand."

Eukalyptus profitiert sogar von Waldbränden, da es sich - wie hier zwei Jahre nach einem verheerenden Brand - weit schneller als andere Pflanzenarten erholt.

Patrice78500 / Public Domain

Risikoland Portugal

Wie verheerend solche Brände sein können, hat sich jüngst wieder in Portugal gezeigt. Das Land gehört zu den am häufigsten von Waldbränden betroffenen Staaten im Mittelmeerraum – einer Region, in der sich die durchschnittliche jährliche Waldbrandfläche seit den 1960er Jahren vervierfacht hat.

Die durch die Klimaerwärmung zunehmende Hitze und Trockenheit, verbunden mit brandanfälligen Monokulturen begünstigen dort, dass sich Feuer entzünden und rasend schnell ausbreiten. Denn wo ursprünglich einst die weitestgehend feuerfesten Korkeichen verbreiten waren, hat der Mensch leicht brennbare Eukalyptusbäume angepflanzt. Schon ein kleiner Funkenschlag oder eine achtlos weggeworfene Zigarette genügt, um ein Flammeninferno auszulösen.

Kontrollierte Feuer

Von den Folgen kann sich der Wald oft nicht mehr selbständig erholen. Pflanzen und Tiere aus den betroffenen Gebieten sind dann unwiederbringlich verloren – ganz zu schweigen von den Menschen, die ihre Heimat verloren oder gar ihr Leben gelassen haben. Was aber lässt sich tun, um solch dramatische Naturkatastrophen zu verhindern?

Umweltschutzexperten fordern, dass die Rolle des Feuers in der Forstwirtschaft der gefährdeten Länder viel stärker berücksichtigt werden müsse. Das bedeutet unter anderem, dass auf das Anpflanzen fremdländischer Arten verzichten werden muss. Denn der Aufbau möglichst natürlicher Wälder macht die Ökosysteme widerstandsfähiger. Dort wo Brände zum normalen Zyklus des Waldlebens dazugehören, kann zudem das Legen kontrollierter Feuer eine Lösung sein: Auf diese Weise wird die Menge des brennbaren Materials am Boden kleingehalten. Bricht dann ein natürliches Feuer aus, breiten sich die Flammen nicht so schnell aus.

Die Großstädte in Kalifornien oder Australien, aber auch die Feriendomizile im Mittelmeerraum dehnen sich immer weiter in brandgefährdete Wald- und Buschländer aus.

Michael Mancino / FEMA Photo Library

Siedeln im Risikogebiet

Auch bei der Planung von Städten und Siedlungen spielt die Waldbrandgefahr eine Rolle. So breiten sich Großstädte in Kalifornien oder Australien, aber auch Feriendomizile im Mittelmeerraum immer weiter in brandgefährdete Wald- und Buschländer aus. Das bringt Stromleitungen, Elektrogeräte und unachtsame Menschen als potenzielle Brandverursacher in die Wildnis.

Diesem Trend sollte in Zukunft gezielt entgegengesteuert werden, schreibt die Naturschutzorganisation WWF in einem Bericht: "In besonders gefährdeten Gebieten sollte auf die Errichtung neuer Siedlungen verzichtet werden." Sie fordert zudem, Regelungen abzuschaffen, die möglicherweise Anreize für Brandstiftung schaffen könnten – etwa die in manchen Ländern übliche Praxis, dass Waldbrandflächen in Bauland umgewidmet werden dürfen.

Sommerhitze als Gefahr

In Deutschland ist die Waldbrandgefahr im internationalen Vergleich eher gering. Auch bei uns können heiße Temperaturen im Sommer jedoch für ein erhöhtes Risiko sorgen. Zuletzt erreichte die Waldbrandgefahr etwa zur Sommersonnenwende vielerorts die höchste Stufe. Als besonders gefährdete Region gilt aufgrund seiner ausgedehnten Kiefernwälder das Bundesland Brandenburg.

Insbesondere dann, wenn es über mehrere Tage sehr heiß und trocken war, ist deshalb auch hierzulande besondere Umsicht geboten. Das heißt: Nicht im Wald rauchen oder grillen und keinen Müll liegenlassen. Denn schon eine Glasscherbe reicht aus, um bei erhöhter Waldbrandgefahr ein Feuer zu entfachen. Gleiches gilt für die Hitze, die Auto-Katalysatoren abstrahlen. Fahrzeuge sollten daher nur auf befestigten Parkplätzen aus Asphalt oder Schotter abgestellt werden und niemals auf trockenen Grasflächen.

Wer Flammen im Wald oder in der Nähe des Waldes bemerkt, sollte umgehend die Feuerwehr benachrichtigen und kann dann – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen – mit Löschversuchen beginnen. Kleine Feuerherde können zum Beispiel mit Sand oder Erde erstickt werden. Auch mit grünen Zweigen lassen sich Brände im Anfangsstadium bekämpfen. Dazu werden die Flammen in Richtung des Feuers mit gleichmäßigen Bewegungen ausgestrichen.

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