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Ceylon stellt erste Premierministerin

Sirimavo Bandaranaike verdankte ihren Erfolg einem Unglück: Ein buddhistischer Attentäter hatte ihren Mann Solomon Bandaraneike, Ministerpräsident von Ceylon, erschossen. Die 43-Jährige zog an Stelle ihres getöten Mannes im Jahr 1960 in den Wahlkampf und gewann sehr zur Überraschung aller, die sie als "weinende Witwe" verspottet hatten. Nie zuvor war eine Frau zur Regierungschefin gewählt worden. Dass dies ausgerechnet in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, geschehen würde, war nicht vorherzusehen gewesen und wäre ohne den tragischen Tod Solomon Bandaranaikes auch nicht eingetreten.

von Susanne Böllert, wissen.de

Ceylon - die First Lady regiert selbst

Die erste Ministerpräsidentin von Ceylon - und damit weltweit - fand schnell Gefallen an der Macht. Gleich dreimal war sie Regierungschefin ihres Landes, das sie 1972 in Republik Sri Lanka umbenannte. Die Maßnahmen, die die Vorsitzende der Sri Lanka Freedom Party während ihrer Regierungszeiten durchführte, waren oft umstritten, zumal sich Ceylon erst 1948 von der Kolonialmacht England lossagen konnte und sich noch politisch finden musste.

Sirimavo Bandaraneikes politische Position war dagegen schnell bezogen: Sie führte den sozialistischen Kurs ihres Mannes fort, verstaatlichte Schulen, Banken, Versicherungen und pflegte gute Beziehungen zum Ostblock. Kritik hagelte es für ihre Entscheidung, Englisch als Amtssprache in Ceylon abzuschaffen und durch Sinhala, die Sprache der singhalesischen Mehrheit, zu ersetzen. Die tamilische Minderheit führte daraufhin eine Kampagne des zivilen Ungehorsams.

Nachdem die Chefin 1965 die Macht an die Opposition abtreten musste, gelang ihr sowohl 1970 das Comeback an die Spitze des Landes als auch 1994. Bis 1977 regierte die als "Ape Amme" ("unsere Mutter") bezeichnete Ministerpräsidentin und nahm jetzt die lang versprochene Landreform vor: Sie enteignete alle großen Plantagen. Unmut erregte sie jedoch durch eine schamlos praktizierte Vetternwirtschaft. 1980 entzog ihr das Parlament wegen Machtmissbrauchs in ihrer Amtszeit als Regierungschefin gar die Bürgerrechte. Dennoch brachte sie es 1994 ein letztes Mal zur Premierministerin. Auch hier war Vitamin B im Spiel: Ihre Tochter Kumaratunga, Präsidentin von Sri Lanka, setzte ihre Mutter im November 1994 wieder in das begehrte Amt ein. Sechs Jahre später trat sie von dem Posten ab.

 

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