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Das bedeutet der Sturz des Dax für die Wirtschaft: Risiken und Chancen für Anleger und Unternehmen

Wenn in den letzten Wochen und Monaten Anleger und Unternehmen die Kursentwicklung an der deutschen Börse mitverfolgt haben, dann brachte das bei vielen vor allem zusätzliche Sorgenfalten. Die Entwicklung des Deutschen Aktienindex – kurz Dax genannt – verlief in den letzten Monaten alles andere als zufriedenstellend. Die Wirtschaft hatte noch unter den Folgen des Handelskrieges zwischen den USA und China zu leiden. Trotzdem gab man sich vorsichtig optimistisch, dass die Zahlen für die nächsten Quartale 2020 sich mittelfristig verbessern würden.  Nun kam mit der Corona-Krise ein neuer Schock für die deutsche Wirtschaft. Anleger, die in den letzten Tagen einen Blick auf Ihre Trading App geworfen haben, dürfte fassungsloses Entsetzen gepackt haben. Der Deutsche Aktien-Index hat einen derartigen Einbruch erlebt, wie ihn selbst pessimistischste Börsenbeobachter unter normalen Umständen nicht für möglich gehalten hätten. Um fast 25% brachen die Kurse an den deutschen Börsen innerhalb weniger Tage ein. Einen Wertverlust von solchem Ausmaß hat man zuletzt bei der Ölkrise 1972 feststellen müssen. Aber auch damals entstanden solche Einbrüche über Wochen und Monate - und nicht in so kurzer Zeit, wie es aktuell der Fall ist.

Eine völlig andere Situation wie in der Bankenkrise 2008

Viele Analysten bemühen sich, die aktuelle Krise mit der Finanzkrise 2008 zu vergleichen. Und auch wenn das in einigen Bereichen vielleicht durchaus zutreffen mag, ist die Gesamtsituation eine völlig andere. In der Finanzkrise 2008 waren Banken in erhebliche Liquiditätsprobleme gerutscht, so dass vergebene Kredite nicht mehr gedeckt waren. Die Folge davon war, dass die Regierungen vieler Staaten weltweit als Bürge für die Banken auftreten musste, um die Kreditsicherheit zu gewährleisten. Und auch wenn das natürlich zu erheblichen Verwerfungen innerhalb der Weltwirtschaft geführt hat, war die Situation bei weitem nicht so dramatisch, wie sie sich aktuell gerade darstellt. So konnten zum Beispiel finanziell gesunde Unternehmen weiterhin ohne Probleme ihren Geschäften nachgehen und auch Kleinunternehmen waren kaum von der Krise betroffen. Im Gegensatz dazu wird jetzt - mehr oder weniger weltweit - die komplette Wirtschaft zum Stillstand gebracht. Die meisten Unternehmen und Einzelhändler können und dürfen nicht mehr verkaufen, was zu massiven Umsatzeinbußen führt. Betroffen davon sind alle Wirtschaftsbereiche. Angefangen von den Airlines über Modehäuser und Baumärkten bis hin zu Sonnenstudios und Werkstätten. Sogar Kaufhaus-Ketten droht plötzlich die Pleite, weil die erlaubte Besuchszahl plötzlich beschränkt ist und sie somit nur noch einen Bruchteil des regulären Umsatzes erwirtschaften können. Bereiche, die in der Finanzkrise noch halbwegs glimpflich davon gekommen sind, hat es in der jetzigen Krise ebenso erwischt. Der entstehende Schaden wirkt sich somit diesmal tatsächlich auf die gesamte Wirtschaft aus. Innerhalb Deutschlands und Europas wie auch weltweit.

Die Maßnahmen der Bundesregierung und anderer Staaten

Natürlich versuchen die Regierungen der einzelnen Länder gegenzusteuern und den Schaden für die Wirtschaft zu begrenzen. So werden zum Beispiel milliardenschwere Soforthilfeprogramme auf den Weg gebracht, Kreditrahmen erweitert oder Zinsen gestundet. Viele Staaten wie zum Beispiel Italien oder Spanien aber auch die USA haben aber noch mit den Folgen der Finanzkrise von 2008 zu kämpfen. Sie geraten allerdings bereits jetzt schon an die Grenzen Ihrer finanziellen Belastbarkeit. So droht Italien der totale Zusammenbruch der Wirtschaft und auch die USA haben schon jetzt mit einer in ihrer Geschichte einmaligen Staatsverschuldung zu kämpfen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Staaten auf dem Arbeitsmarkt strukturell nicht auf eine solche Katastrophe vorbereitet waren. So mussten die USA innerhalb von 2 Wochen die unglaubliche Zahl von 10 Millionen neuen Arbeitslosen vermelden. Das sind mehr wie damals in der großen Depression Anfang der 1920er–Jahre.

Der Dax-Absturz als Spiegelbild der Wirtschaft

Der Deutsche Deutscher Aktienindex spiegelt immer die aktuelle Situation und die Erwartungen der deutschen Wirtschaft wider. In diesem Zusammenhang ist ein derartiger Kurseinbruch wohl wenig verwunderlich. Analysten und Händler sollten sich deshalb auch weniger auf die aktuelle Situation konzentrieren, sondern vielmehr Ihr Augenmerk darauf richten wie der Dax sich nach der Beendigung der Beschränkungen - oder zumindest eines Großteils davon – entwickelt. Denn gerade dann zeigt sich, ob es gelingt, die Wirtschaft schnell wieder auf einen soliden Kurs zu bringen. Das hängt natürlich in besonderem Maße von der Bundesregierung und den jeweiligen Maßnahmen ab, die sie nach dem Ende der Beschränkungen trifft. Nur wenn sie es schafft, mit einer soliden Finanz- und Wirtschaftspolitik die deutsche Wirtschaft nachhaltig zu stützen, kann eine schnelle Erholung der Wirtschaft gelingen. Eines ist aber jetzt schon sich: Die Bundesregierung wird nicht nur für Deutschland umfangreiche Hilfspakete schnüren müssen. Da die Bundesrepublik wie kaum ein anderes Land vom Export abhängig ist, werden auch entsprechende Hilfsangebote an andere Staaten innerhalb der EU erfolgen, wenn man nicht über kurz oder lang wichtige Absatzmärkte und Zulieferer verlieren möchte. Ein gutes Beispiel ist für letzteres der Import von Gemüse aus Staaten wie Griechenland, Italien oder Spanien.  Denn es ist wohl kaum anzunehmen, dass der deutsche Verbraucher bereit ist, auf Oliven, Gurken, Tomaten und anderes Gemüse zu verzichten.

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