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Das Dilemma mit dem friedlichen Fest der Völker

Die Prozession mit dem Olympischen Feuer entwickelt sich zum Spießenrutenlauf für ein Symbol der Völkerverständigung. Die Angreifer protestieren gegen einen Ausrichter, der Menschenrechte nur akzeptiert, wenn sie ins eigene Weltbild passen. Und die Weltöffentlichkeit steht mal wieder mit offenem Mund, blankem Entsetzen und orientierungslos vor sich selbst.

von Werner Friedrich, Opladen

Als das Olympische Komitee die Spiele nach Peking vergab, musste jedem klar sein, dass das Thema Menschenrechte bis 2008 nicht im Sinne westlicher Werte auch in China geregelt sein kann. Die Befürworter versprachen sich von der Vergabe einen öffentlichen Druck auf die Machthaber in Peking, die Gegner stöhnten "Auch das noch" und die westlichen Wirtschaftsnationen frohlockten, es winkten neue Märkte, neue Geschäfte, neue Profite.
Aber Peking blieb seiner Linie treu. Wer nicht linientreu ist, geht in den Bau. Tibet war immer schon chinesisch und der Dalia Lama ist ein Volksverhetzer. Die Spirale der Ereignisse bis hin zu den Ausschreitungen von London, Paris und Athen war so vorhersehbar wie das Ende eines Hollyood-Katastrophenfilms, nur wird es in diesem Fall kein Happy-end geben, für die Tibeter schon gar nicht.
Interessant ist natürlich, welche hochkarätigen Politiker in dieser Situation das Wort ergreifen. Frau Merkel, die noch vor Monaten ganz mutig den Dalai Lama empfangen hat? Mitnichten. George Bush, der immer schon gegen den Terrorismus gewettert hat und sich selbst am liebsten als den Sheriff der Menschenrechte präsentiert? Kein klares Wort.
So erscheint das Ganze als eine Farce, an deren Ende Spiele stehen werden, bei denen die Weltöffentlichkeit zufrieden konstatieren wird: " Sie waren doch ganz schön und die Chinesen sind ja gar nicht so." Und die Tibeter verschwinden in den schwarzen Löchern chinesischer Internierungslager und Propaganda-Politik.

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