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Das PEFC-Siegel - nachhaltige Waldwirtschaft garantiert

Der Wald ist eine nachwachsende Ressource – aber nur, wenn er auch nachhaltig bewirtschaftet wird. Bestimmte Richtlinien sollen das gewährleisten, die damit verknüpften Zertifikate sind ein Art "TÜV" für nachhaltige Waldwirtschaft. Das in Deutschland wichtigste Regelwerk und Zertifikat für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist das PEFC-Siegel – es garantiert, dass Holz oder Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommen.
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"Schlag nur so viel Holz, wie auch nachwachsen kann" – diese Maxime formulierte schon vor gut 300 Jahren der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz. Er gilt heute als Begründer des Nachhaltigkeitsbegriffes. Denn er hatte erkannt, dass sich der Wald zwar immer wieder regeneriert, aber nur dann langfristig als Ressource erhalten bleibt, wenn man ihn schonend behandelt und systematisch nutzt. Zu seiner Zeit, Anfang des 18. Jahrhunderts, gab es bereits viele Gebiete, in denen der Wald komplett verschwunden war und Holz deshalb knapp wurde.   
 

PEFC - Nachhaltige Waldwirtschaft

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Heute umfasst die nachhaltige Waldbewirtschaftung mehr als nur die Regelung der Holzmengen und Waldflächen. Sie sorgt dafür, dass der Wald auch als Lebensraum intakt bleibt – von seiner Artenvielfalt über den Erholungswert für uns Menschen bis hin zu seiner Funktion als "grüne Lunge" und wichtiger Puffer im Wasserkreislauf. Dadurch sollen auch künftigen Generationen die gleichen Handlungsoptionen und Nutzungen des Waldes offen stehen wie der jetzigen, und sie sollen ebenso in vollem Umfang von den Funktionen des Waldes profitieren und seine Produkte nutzen können.

Ein "TÜV" für die Waldwirtschaft

Wie aber lässt sich sicherstellen, dass Waldbesitzer diesen Vorgaben auch folgen und keinen Raubbau an ihren Beständen betreiben? Das wichtigste Instrument dafür ist die Zertifizierung – eine Art TÜV für den Wald und sein Holz. Sie gibt klare Richtlinien vor, worauf bei der Waldbewirtschaftung zu achten ist und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Verbraucher von Holz und Holzprodukten sofort erkennen können, ob diese aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammen. Das bedeutendste Zertifizierungssystem für Wald und Holz ist das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (kurz: PEFC). Zwei Drittel der Waldfläche in Deutschland werden bereits nach diesem unabhängigen System bewirtschaftet – das entspricht 7,4 Millionen Hektar.

 

PEFC: Was sind die Regeln?

Was aber muss ein Waldbesitzer beachten, wenn er den PEFC-Richtlinien folgen will? Die erste Regel ist die, die von Carlowitz schon vor 300 Jahren aufstellte: Es darf nicht mehr Holz geschlagen werden als nachwächst. Die Bäume werden dabei so aus dem Bestand herausgenommen, dass der umliegende Wald möglichst erhalten bleibt. Ein Kahlschlag ist verboten.

Die Zertifizierung gibt klare Richtlinien vor, die bei der Waldbewirtschaftung zu beachten sind

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Damit der Lebensraum Wald den verschiedensten Tieren und Pflanzen trotz Bewirtschaftung eine Heimat bietet, spielt der Biotopschutz in PEFC-Wäldern eine wichtige Rolle. Abgestorbene Äste oder Bäume bleiben beispielsweise nach Möglichkeit als Totholz im Wald zurück und bilden so ein Refugium für Insekten, Spinnentiere und Asseln, aber auch für hunderte Pilzarten, Moose und Flechten. Auch Vögel und Kleinsäuger finden in Spalten und Baumhöhlen solcher abgestorbenen Bäume eine Zuflucht. Kleine Tümpel, seltene Baumarten oder sumpfige Stellen tragen ebenfalls dazu bei, die Artenvielfalt im Wald zu erhalten.

Vom Wald bis ins Verkaufsregal

Das PEFC-Siegel umfasst aber auch Regelungen zum Transport des Holzes aus dem Wald. Vor allem bei Nadelbäumen kommen hier oft sogenannte Harvester zum Einsatz – Maschinen, die den Baum mit einer Art Greifarm festhalten, ihn dann absägen und automatisch auch die Äste entfernen. Dann lädt das auf Bändern, Ketten oder Breitreifen fahrende Gefährt die Stämme am Rand des Holzweges ab oder aber auf einen Forwarder, einen speziellen Lastwagen. In PEFC-Wäldern muss dafür gesorgt werden, dass diese schweren und großen Maschinen den Waldboden möglichst wenig verdichten und schädigen. Sie dürfen sich dort daher nur auf Reisigmatten und auf besonderen Schneisen bewegen.

Das PEFC-Siegel findet sich beispielsweise auf Holzprodukten im Baumarkt

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Und noch etwas garantiert das PEFC-Siegel: Das Holzprodukt, das wir im Laden kaufen, stammt nicht nur aus einem Wald, der nachhaltig bewirtschaftet wird, sondern auch die gesamte Lieferkette muss den Richtlinien des Zertifikats genügen. Das bedeutet, dass auch der Papierhersteller oder Möbelproduzent nachweisen muss, dass mindestens 70 Prozent des für sein Produkt verwendeten Holzes aus PEFC-zertifizierten Wäldern stammt – und er auch für den Rest keine illegalen oder umstrittenen Quellen nutzt.

Zudem ist PEFC das erste Waldzertifizierungssystem weltweit, für das nicht nur im Wald, sondern auch in der Verarbeitungskette bestimmte Sozialstandards erfüllt werden müssen. So muss für die Sicherheit der Beschäftigten Sorge getragen werden, unter anderem durch entsprechende Schulungen und eine gute Ausrüstung. Die Arbeiter und Angestellten müssen zudem entsprechend geltenden Tarifen entlohnt werden und die Möglichkeit erhalten, sich zu organisieren.
 

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