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Das Signal für Freiheit und Einheit

Das Hambacher Fest ist die erste radikal-liberale Volkskundgebung auf deutschem Boden und wird zum Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Viele der Anwesenden setzen große Hoffnungen auf eine kommende Revolution, doch stattdessen greifen zunächst Unterdrückung Zensur.

Ute Becker, wissen.de

Etwa 30 000 Männer und Frauen aus den verschiedensten deutschen Staaten, unter ihnen Groß- und Kleinbürger, revolutionär gesinnte Burschenschaftler, Handwerker, Intellektuelle, Lohnarbeiter und Bauern, versammelten sich am 27. Mai 1832 zu einem politischen Volksfest auf dem Hambacher Schloss an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Die dreitägige Veranstaltung stand ganz im Zeichen des gewachsenen Widerstands gegen die staatliche Zersplitterung des Deutschen Bundes und war gleichzeitig der Höhepunkt der Einigkeit zwischen der deutschen und der polnischen Nationalbewegung. Die Teilnehmer wollten ein Zeichen setzen gegen Vielstaaterei und politische Unterdrückung und traten für ein vereintes, demokratisch verfasstes Deutschland ein.

Die Vorläufer des Hambacher Festes

Nach 1815 war die nationale Idee vor allem unter Turnern und Burschenschaftlern lebendig geblieben. Davon zeugte das Wartburgfest am 18. Oktober 1817. Die Karlsbader Beschlüsse von 1819 führten zum Verbot der Burschenschaften und schränkten die Presse- und Meinungsfreiheit stark ein. Im Zuge der europäischen Unruhen nach der französischen Julirevolution brachen in Deutschland nur lokale Aufstände aus, die schnell niedergeschlagen werden konnten. Das Hambacher Fest führt nun die isolierte liberale Oppostion in bislang einmaligem Umfang zusammen.

Der Publizist und Mitbegründer des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) hatte im Vorfeld des Hambacher Festes einen streitbaren Aufruf formuliert, in dem er an den republikanischen Geist appellierte. Der Regierungspräsident hielt ihn deshalb für staatsgefährdend. Er verbot das Treffen und verhängte den Ausnahmezustand über die Pfalz, womit er in der Bevölkerung offene Empörung auslöste. Auf vielen Marktplätzen wurden Freiheitsbäume, das Symbol der Französischen Revolution, aufgestellt, es gab Volksversammlungen und einen Sturm von Bürgervertretern auf die Behörden. Aus Angst vor einer revolutionären Krise schwenkte die Regierung ein und erlaubte das Fest, jedoch nur als Landestreffen. Da der Kampf um die Zulassung längst über die Grenzen hinaus bekannt geworden war, ergriffen nun Siebenpfeiffer und sein Weggefährte Johann Georg August Wirth (1798-1848) die Initiative und riefen das Fest als Nationaltreffen aus.

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