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Das "Teilauto"

Dr. Kai U. Jürgens

 

Carsharing?
Fotolia.com/Pavel Losevsky
Im Sommer macht Fahrradfahren Spaß – und auf dem Land sowieso. Was aber kann man tun, wenn doch ein Auto von Vorteil wäre, weil Dauerregen, Dunkelheit oder anstehende Gepäcktransporte die Verwendung eines motorisierten Gefährts empfehlen? Als Alternative zu Taxi, Bus & Bahn kommt immer mehr das „Carsharing“ in Mode, wie die Benutzung eines Teilautos genannt wird. Die Idee ist bestechend einfach und ökologisch überzeugend: Eine Flotte von Fahrzeugen steht vielen Nutzern zur Verfügung, die jederzeit auf die Wagen zurückgreifen können. Doch wo sind die Nachteile?

 

Das Teilauto - die clevere Alternative?

Manch einer kennt den Spruch noch von früher: „Sein Auto, seine Zahnbürste und seine Frau verleiht man nicht.“ Dem soll nicht widersprochen werden, nur eben – leihen darf man ein Fahrzeug schon; regionale wie überregionale Firmen machen seit Jahrzehnten gute Erfahrungen damit. Was läge also näher, als das etablierte Modell mit leichten Abwandlungen zur Schonung von Umwelt und Geldbörse zu nutzen? Hier bietet sich das Teilauto als Alternative an, um der ständigen Parkplatznot und jenen Kosten zu entkommen, die auch dann anfallen, wenn man gar nicht fährt – also allen voran den Versicherungsbeträgen und der KFZ-Steuer; von der Anschaffung ganz abgesehen. Zudem gilt es, die Umwelt zu entlasten und gegen krebserregende Abgase vorzugehen. Wer also nur gelegentlich ein Auto nutzen will, für den ist Carsharing eine clevere Alternative.

 

Fahren, sparen und schonen

Das Prinzip ist einfach: Ein Anbieter stellt im Stadtgebiet eine größere Anzahl an Fahrzeugen zur Verfügung, die grundsätzlich jederzeit ausgeliehen werden können. Der exakte Ablauf ist allerdings von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Ohne Reservierung per Internet oder Telefon geht es oft nicht. Abgerechnet wird für gewöhnlich im Minutentakt und nach verbrauchten Kilometern, zudem braucht man das Teilauto meistens nicht – wie ein Mietwagen – an seinen Ausgangspunkt zurückzubringen. Dies ist natürlich eine wirkliche Erleichterung: Entweder wird das Fahrzeug zu bestimmten zentral gelegenen Knotenpunkten gebracht, oder es kann innerhalb eines bestimmten Stadtbezirks frei abgestellt werden. Bisweilen lässt sich unter mehreren Fahrzeugtypen wählen, dann wieder stehen praktische kleine Elektroflitzer im Vordergrund. Ökologisch sinnvoll ist das allemal.

 

„Mieten statt besitzen“ – oder?

Doch das System hat natürlich auch Nachteile. Wer mietet, muss sich meist festlegen, wie lange er das Teilauto nutzen will, damit das Fahrzeug zuverlässig neu vergeben werden kann; Pech, wenn die Einkaufsfahrt dann doch länger dauert. Auch Pendler werden sich mit Carsharing nicht dauerhaft anfreunden können, zumal das Verfahren nur in gut besiedelten Gegenden sinnvoll einsetzbar ist. Und natürlich entfallen weitgehend jene psychologisch wichtigen Repräsentationsfunktionen, die mit dem Besitz einer auffälligen Limousine verbunden sind. Trotzdem, das Teilauto ist auf dem Vormarsch – weniger als Ablösung des privaten PKW denn als Bestandteil einer Transportkette, bei der der Nutzer einfach bloß von A nach B kommen will. Und mal ehrlich – man muß ja auch nicht gleich einen ganzen Zug kaufen, nur weil man einmal im Jahr von Hamburg nach München fährt.

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