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Das wandelbare Gelb: Wie die Jahreszeit unsere Farbwahrnehmung beeinflusst

Statt saftigem Grün nur Nebel, fallende Blätter und die ersten kahlen Äste: Im Herbst scheinen uns die strahlenden Farben des Sommers verblasst, wie von einem goldenen Schleier überzogen. Aber wer glaubt, das ist ein rein psychologischer Effekt, der liegt falsch. Denn unsere Farbwahrnehmung verändert sich tatsächlich im Laufe der Jahreszeiten, wie ein Experiment belegt. Unser Gehirn kalibriert unsere Farbsicht einfach um.
NPO, 13.10.2015

Männer sehen blauer

Im Gegensatz zu manchen Tieren, die die Welt nur schwarzweiß sehen, nehmen wir unser Umwelt in tausenden von feinsten Farbabstufungen wahr. Je nachdem, wo wir leben und welcher Kultur angehören, fassen wir die Farbtöne dabei zu verschiedenen Hauptfarben zusammen. So gehört violett bei manchen zu Blau, bei anderen zu Rot, wieder andere sehen es als komplett eigene Farbe.

Aber nicht nur das: Es gibt auch klare Unterschiede in der Farbwahrnehmung – sogar zwischen den Geschlechtern. So sehen Männer ihre Umwelt in leicht bläulicherem Licht als Frauen. Und auch unsere Stimmung spielt eine Rolle: Wer traurig ist, nimmt Blau- und Gelbtöne anders wahr als ein fröhlicher Menschen, wie Forscher erst kürzlich in einem Experiment herausfanden. Menschen mit Depression können dagegen Kontraste weniger gut sehen. Deshalb erscheint ihnen die Welt eher Grau in Grau.

Überraschung beim reinen Gelb

Jetzt zeigt sich, dass auch die Jahreszeiten unsere Sicht der Welt beeinflussen. Und dieser Effekt betrifft ausgerechnet eine Farbe, die man bisher für die stabilste von allen hielt: das sogenannte einzigartige Gelb. Diese reine Primärfarbe galt bisher als diejenige, deren Wahrnehmung weder von Geschlecht, noch kulturellen oder emotionalen Aspekten beeinflusst wird.

Doch das stimmt nicht, wie die Psychologin Lauren Welbourne von der Universität York in England herausfand. In ihrem Experiment hatte sie 67 Frauen und Männer einmal im Januar und einmal im Juni zu einem Test in ihr Labor gebeten. Die Probanden saßen in einem dunklen Raum und durften solange an einer Art Farborgel herumspielen, bis sie ein ihrer Ansicht nach absolut reines Gelb ohne Grün- oder Rotstich eingestellt hatten.

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