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Das Wort des Monats November 2005

Dietmar Hefendehl

Es dreht sich einem tagtäglich wieder den Magen um, wenn man die neuesten Nachrichten über verdorbenes Fleisch, pestizidverseuchtes Obst und Gemüse oder Tinte in der Milch hört und liest. Aber je stärker sich der Geiz ist Geil-Gedanke bei den Verbrauchern im Kaufverhalten niederschlägt, desto härter wird für die Hersteller der Wettbewerb. Womit keineswegs die Produzenten in Schutz genommen werden sollen, die giftige, vergammelte oder schlichtweg ekelhafte Lebensmittel in Umlauf bringen. Das ist kriminell und gehört mit aller Härte des Gesetzes bestraft. Trotz allem darf man sich ab einem gewissen Preisniveau nicht mehr wundern, wenn die Qualität nachlässt. Doch leider sitzt das Geld eben nicht mehr so locker wie vielleicht noch in den 1990er Jahren. Und die neue Regierung hat sich ja auch schon auf eine lange Streichliste und vor allem eine höhere Mehrwertsteuer verständigt. Da ist wohl kaum damit zu rechnen, dass sich plötzlich Lebensmittel hauptsächlich über die Qualität und nicht mehr über den Preis verkaufen. Ist das Gammelfleisch von daher nur der Anfang? Wird es demnächst nicht nur preiswerte Textilien aus zweiter Hand, sondern auch billige Gammellebensmittel in speziellen Gammelsupermärkten zu kaufen geben?

Schon richtig, „gammeln“, also faul bzw. langsam sein, hat auch in seiner Ursprungsbedeutung keinen guten Klang, aber so negativ ist es auch wieder nicht. Wer gammelt in der Freizeit nicht gerne ein bisschen rum. Und auch das „Gammelfleisch“ jagt einem als Wort nicht wirklich den Schrecken ein, den das gammelige Fleisch auf dem Teller erzeugt. Es klingt doch ein wenig zu harmlos, vielleicht einfach zu nah an Hammelfleisch (das natürlich auch nicht als besonders zart gilt), als dass es sich eignete, die kriminellen Vorgänge in der Lebensmittelbranche aufzudecken. Wir wünschen jedenfalls guten Appetit, versuchen Sie es doch mal mit einem Gemüseeintopf - am besten mit Zutaten aus der Region.

Allen Teilnehmern an unserer Aktion “Wort des Monats“ vielen Dank. Senden Sie uns auch im kommenden Monat wieder Ihren Vorschlag mit einer Begründung an die bekannte E-Mail-Adresse:wortdesmonats@wissen.de. Wie üblich gibt es einen Wahrig: Deutsche Rechtschreibung zu gewinnen (dafür aber nicht die Begründung vergessen!) wir freuen uns auf Ihre Einsendung und wünschen viel Erfolg!

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