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Der 11. September Chiles

"Por la razón o la fuerza", "mit Vernunft oder Gewalt". Auf diesem Wahlspruch ruht das chilenische Staatswappen. Doch gerade in der jüngeren Geschichte des Landes wurde diese Devise auf den Kopf gestellt, rangierte Gewalt vor Vernunft. Ende der 60er, Anfang der 70er träumten die Chilenen von politischer Freiheit und sozialem Fortschritt. Doch die Geschichte verlief vorerst anders. Es kamen die Soldaten - und am 11. September 1973 wurde Chile eine Militärdiktatur.

Die Angst zu "verschwinden"

Waffen gegen Zivilisten
Corbis-Bettmann, New York

Seitdem herrschte Angst im Lande; Angst vor dem Inhaftiertwerden ohne Haftbefehl, Angst vor den Folterkammern des Geheimdienstes, Angst vor dem spurlosen "Verschwinden". Dabei gab die chilenische Geschichte zu Beginn der 1960er Jahre insgesamt gesehen Anlass zu politischem Optimismus.

1964 wurde der Führer der "Christlich Demokratischen Partei" Eduardo Frei (*1911, 1982) mehrheitlich zum chilenischen Staatspräsidenten gewählt. Sein ehrgeiziges Programm der "Revolution in Freiheit" sollte die wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes lösen. Während seiner sechsjährigen Amtszeit wurden im Zuge der Agrarreform Teile des Landes in genossenschaftliche "asientamentos" umgewandelt sowie die Teilnationalisierung der in US-amerikanischem Besitz befindlichen Kupferindustrie durchgeführt.

Weit über die Reformansätze Freis ging das Programm hinaus, mit dem der Sozialist und Kandidat der aus Kommunisten und anderen Linksparteien zusammengesetzten "Frente de Acción Popular" (Volksfront), Salvador Allende (*1908, 1973), zu den Präsidentschaftswahlen 1970 antrat. Er strebte eine sozialistische Neugestaltung des Landes auf parlamentarischem Weg an und gewann, für viele überraschend, die Wahl.

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