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Der “Blutsonntag” von Londonderry

30. Januar 1972: Bei einer verbotenen Demonstration katholischer Bürgerrechtler im nordirischen Londonderry eröffnen britische Fallschirmjäger das Feuer auf die Menge: 13 Zivilisten sterben, 16 weitere werden verletzt. Der “bloody sunday von Londonderry führte zu einer weiteren Eskalation der Gewalt und verschärfte den Konflikt in Nordirland, der auch 30 Jahre später kaum an Schärfe verloren hat. Die tragischen Ereignisse dieses Tages haben sich tief in das Gedächtnis der katholischen Iren eingebrannt.

Streitfrage: Was war wirklich geschehen?

Was am 30. Januar 1972 wirklich geschah, ist umstritten. Ein Sprecher der britischen Armee bezeichnete die Schüsse der Fallschirmjäger als Notwehr: Sie seien bei ihrem Versuch, den Demonstrationszug aufzuhalten, beschossen worden und hätten das Feuer lediglich erwidert. Zahlreiche Augenzeugen erklärten hingegen glaubwürdig, die britischen Soldaten hätten ohne nennenswerte Provokation wahllos in die Menge geschossen. So gab zum Beispiel der katholische Priester Edward Daly zu Protokoll: “Geschossen hat nur die Armee. Was mich am meisten entsetzte, war die Kaltblütigkeit der Fallschirmjäger. Sie lachten und machten makabre Witze, als die Menschen zu Boden gingen.

Die britische Regierung setzte die nordirische Regierung in Belfast ab und installierte einen Nordirland-Minister mit Regierungsbefugnissen. Zusätzlich wurde die Armee in Nordirland vergrößert. Die katholische Irish Republican Army (IRA) reagierte mit Attentaten gegen britische Soldaten, die im Laufe der Jahre viele Menschenleben kosteten. Der britische Premierminister Edward Heath berief eine Versammlung der 73 neu gewählten Repräsentanten der nordirischen Regierung ein. Sie beschlossen schließlich die Bildung eines gesamtirischen Rates. Die protestantischen Unionisten reagierten darauf jedoch mit Streiks, die den Beschluss wirkungslos machten.

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