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Der Kreativität freien Lauf lassen

Vielleicht kennen Sie das ja: Sie sitzen da und meinen, Sie hätten ein Brett vor dem Kopf. Eigentlich sollten Sie ja ein interessantes Konzept für die Firmensitzung am nächsten Morgen erstellen oder ein paar unterhaltsame Vorlagen zur Illustration Ihres Referats vorbereiten. Vielleicht sind sie in der Werbebranche tätig und Ihnen fällt momentan einfach keine spritzige Idee für das neue Projekt ein. Egal, ob in kleinen, alltäglichen Dingen oder im Beruf: Kreativität ist heute in allen Lebensbereichen gefragt. Manchen fällt das nicht schwer, denn ihnen sprudeln die Ideen nur so heraus. Andere - und vielleicht gehören Sie ja zu dieser Gruppe - beneiden diese Menschen um ihren Einfallsreichtum und würden sich gern eine Scheibe davon abschneiden.
Doch Sie brauchen niemanden um seine kreativen Einfälle zu beneiden, denn es gibt die Möglichkeit, Ihre Kreativität zu schulen und somit Ihren eigenen Ideen- und Einfallsreichtum hinter dem Ofen hervorzulocken. Wie das gehen soll? Lassen Sie sich mitnehmen in die Welt der Ideen und Entdeckungen. Brechen Sie für einen Moment aus eingefahrenen Denkbahnen aus und lassen Sie sich auf eine Entdeckungsreise zu Ihrer eigenen Kreativität ein!

 

Was ist Kreativität?

Kreativität hat viele Gesichter. Sie zeigt sich in Künsten wie Malerei, Literatur oder Tanz, aber auch in alltäglicheren Dingen wie Beruf, Schule und zwischenmenschlichen Beziehungen.
Kreativ zu sein bedeutet, einen anderen Blickwinkel zu wählen, ungewohnte Zusammenhänge herzustellen, eine unübliche Form der Darstellung zu wählen oder etwas Neues zu entwickeln. Dabei kann es sich um ein Kunstwerk, eine neue Geschäftsidee oder eine unkonventionelle Problemlösung handeln. Auch wenn Sie Ihre Kinder zu etwas motivieren wollen, wofür diese sich nur schwer erwärmen lassen, setzen Sie unbewusst Ihre Kreativität ein.
Kreative Augenblicke stellen sich oft ganz unerwartet ein. Beim morgendlichen Joggen, auf dem Weg zur Arbeit oder unter der Dusche taucht wie aus dem Nichts die Lösung eines Problems vor Ihren Augen auf, an dem Sie schon seit Tagen herumknobeln. Oder Ihnen fällt unvermittelt eine Idee für ein Bild ein, das Sie schon lange malen wollten. Plötzlich ist Ihre schöpferische Seite erwacht. Die einzelnen Puzzleteile des Problems, zu dem Sie schon seit geraumer Zeit eine Lösung suchten, passen auf einmal wunderbar zusammen und alles erscheint so leicht und einfach, als hätte diese Lösung schon die ganze Zeit zum Greifen nahe vor Ihnen gelegen. Und da - auf einmal - kommt Ihnen die zündende Idee.

 

Der zündende Gedanke

Dass uns die besten und kreativsten Gedanken kommen, wenn wir sie nicht erwarten, (z.B. beim Sport, Autofahren oder vorm Einschlafen) ist nicht verwunderlich. Denn in diesen Augenblicken sind wir besonders entspannt und unsere Gedanken und Ideen können ungehindert fließen.
Manche Menschen nehmen sich sogar bewusst eine Auszeit oder gehen in der Mittagspause eine Runde spazieren, um einmal abzuschalten, anstatt die Gedanken weiter kreisen zu lassen und verbissen auf den "rettenden Einfall" zu warten. Oft stellt sich dann heraus, dass Ihnen in diesen Momenten tatsächlich die einfallreichsten Ideen in den Sinn kommen. Die unvermittelt gefundene Lösung motiviert sie dann dermaßen, dass sie sich sofort ins Zeug legen und voller Enthusiasmus bei der Sache sind.

 

Jeder Mensch ist kreativ

Gehirnjogging
istockphoto.com/Muharrem Öner

Jeder Mensch hat ein kreatives Potential in sich. Zwar kann nicht jeder ein Michelangelo werden, aber Kreativität äußert sich ja nicht nur allein im künstlerischen Schaffen. Vielleicht haben Sie ja schon gemerkt, dass Sie ausgeprägte diplomatische Fähigkeiten besitzen - Streit zwischen Bekannten oder Kollegen zu schlichten ist Ihnen ein Leichtes und Sie können Menschen gut mitreißen und von einer Sache überzeugen. Vielleicht sind Sie aber auch der absolute Logiker und Ihre Stärken liegen in der Mathematik und im technischen Verständnis. Auch hier können Sie Kreativität einsetzen. Einstein verdankte es seiner Kreativität, dass er die Relativitätstheorie fand: Er ging seine Fragen sehr unkonventionell an, setzte eine beinahe kindliche Fantasie ein und näherte sich so Schritt für Schritt der Lösung des Problems.
Bei Kreativität geht es, wie Sie sehen, also keineswegs nur um Künstlerisches, sondern vielmehr handelt es sich hier um eine neue Art, Dinge anzupacken oder Ideen zu entwickeln - in jedem Bereich des Lebens. Wichtig ist, dass Sie lernen, sich bewusst zu entspannen und loszulassen, um somit Ihren Geist für neue Einfälle zu öffnen. Denn für die Entfaltung Ihrer Kreativität ist das Zusammenspiel von Denken und Fühlen, Logik und Intuition entscheidend.

 

Eigenschaften kreativer Menschen

Kreativität besteht aus drei "Grundzutaten", die je nach Ausprägung und Stärke in jedem von uns vorhanden sind: Talent, Fähigkeit zum "Querdenken" und Leidenschaft.

Alle Menschen sind auf die ein oder andere Weise kreativ - auch ein schön dekoriertes Zimmer oder ein Gedicht an die Freundin zeugen von Kreativität. Doch wer tatsächlich Großes leisten oder berühmt werden will, der muss eine wichtige Voraussetzung mitbringen, nämlich Talent. Kein Maler wird berühmt, wenn er nicht ein gewisses Maß an Talent in sich hat. Beethoven hätte ohne sein Talent niemals eine der berühmten Symphonien komponiert. Interessanterweise sind sich viele Menschen ihrer Talente nicht immer bewusst. Viele entdecken erst in der zweiten Lebenshälfte, dass sie ohne Mühe schöne Gemälde zustande bringen oder ein Ass im Geschichtenerfinden und -erzählen sind.

Zur Kreativität gehört ebenso die Fähigkeit, Dinge aus einer ungewohnten, mitunter gar grenzüberschreitenden Perspektive zu betrachten - das berühmte "Querdenken" also. Dabei werden Situationen oder Fragen auf unterschiedlichste Weise in Gedanken durchgespielt und verschiedene Blickwinkel ins Spiel gebracht. Wesentliche Bedingung für die volle Entfaltung der Kreativität ist, sich in diesen Momenten von eingefahrenen Denkschemata, Ansichten und der Meinung anderer zu befreien.
Dritter wichtiger Faktor ist die Leidenschaft. Das bedeutet, etwas aus einem inneren Wunsch oder gar Verlangen heraus zu tun und nicht, um damit Vorteile oder Ruhm zu erlangen. Leidenschaftliche Menschen sind voll in Ihrem Element und begeistert bei der Sache. Sie sprühen vor Enthusiasmus und sind hoch motiviert. Manche sind in ihren kreativen Phasen so gedankenverloren dabei, dass sie beim Malen, Töpfern oder Dichten gar nicht merken, was unmittelbar um sie herum geschieht. Auch entwickeln sie plötzlich eine ungewohnte Ausdauer. Sie bleiben an einer Sache dran und geben sie nicht auf. Sie tüfteln solange weiter oder probieren andere Möglichkeiten aus, bis sie mit dem Endergebnis zufrieden sind.

 

Durch innere Ruhe zum Ziel

Damit sich Kreativität entwickeln kann, ist also Entspannung und Loslassen notwendig. Die innere Ruhe können Sie mithilfe einfacher Übungen aus dem Autogenen Training oder Yoga erlangen. Auch durch Tiefenatmung und Meditation lernen Sie zu entspannen. Vorerst können Sie es auch mit kleinen Tipps versuchen, die Sie zu Hause oder auch am Arbeitsplatz ausprobieren können:

 

Bewusstes Abschalten

Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie die Hände bequem auf Ihre Oberschenkel. Spannen Sie nun Ihre Beine an und halten Sie diese Spannung eine Weile, während Sie nacheinander auch Becken, Brust, Schulter, Hals und den Kiefer anspannen. Halten Sie diese Spannung einen Moment lang aufrecht und entspannen Sie danach wieder alle Muskeln. Diese bewusste Loslass-Übung hilft, zu entspannen und ganz bewusst abzuschalten. So eröffnet sich der Weg zu neuem Ideenreichtum.

 

Atmen Sie sich stress-frei

Setzen Sie sich hierzu bequem auf Ihren Büro- oder Lieblingsstuhl. Halten Sie den Rücken locker und aufrecht. Die Füße sollten bei dieser Übung flach auf dem Boden stehen. Legen Sie die Hände entspannt auf die Oberschenkel und schließen Sie die Augen. Atmen Sie nun ruhig und tief ein: Sie ziehen die Luft tief in den Bauch hinein, halten sie einen Augenblick an und beginnen dann wieder langsam auszuatmen - am besten durch den leicht geöffneten Mund. Wiederholen Sie dies noch ein- oder zweimal und kehren Sie dann zur normalen Atmung zurück. Fühlen Sie sich jetzt nicht angenehm entspannt? Nun ist Ihr Kopf wieder frei für neue Einfälle und den zündenden Gedanken, auf den Sie sehnlichst warten.

 

Laufen Sie sich frei

Sie können sich Ihre Anspannung auch einfach von der Seele laufen. Deswegen müssen Sie nicht gleich zum Jogging-Fanatiker werden. Es genügt schon, wenn Sie flotten Schritts eine Runde marschieren. Am besten suchen Sie sich dazu eine Strecke aus, wo Ihnen möglichst wenig Menschen begegnen werden - z.B. in der Natur. So haben Sie Ruhe, frische Luft und versorgen durch die Bewegung jede Zelle Ihres Körpers mit Sauerstoff. Marschieren Sie etwa eine halbe Stunde - auch länger, wenn Sie möchten - und Sie werden feststellen, wie wunderbar entspannt und ausgeglichen Sie danach sind.

 

Thomas Edison

Ausgefallen, aber bereits im Ansatz kreativ ist die Methode, die der Erfinder Thomas Edison anwandte. Er merkte, dass er seine besten Ideen in einem Zustand kurz vor dem Einschlafen hatte - einem Zustand also zwischen Wachen und Schlafen. Um diesen Zustand "künstlich" hervorzurufen, setzte er sich auf einen Stuhl und nahm in jede Hand eine Kugel. Unterhalb der Hände hatte er je eine Tortenplatte auf den Boden gestellt. Sobald er anfing einzudösen, lockerten sich seine Hände und die Kugeln fielen aus den Händen auf die Tortenplatten. Aufgeweckt von diesem Geräusch, nahm er sich sofort Papier und Stift und schrieb alles auf, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. So entwickelte er viele kreative Gedanken und neue Ideen.

 

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