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Diabetes - unterschätztes Risiko?

Diabetes ist bei uns längst zur Volkskrankheit geworden. Trotzdem wird das Risiko, an dieser Stoffwechselstörung zu erkranken, noch immer von vielen unterschätzt. Betroffene Patienten wissen oft jahrelang nichts von ihrer Erkrankung. Mit fatalen Folgen: Unbehandelt kann die Zuckerkrankheit zu schweren Folgeschäden führen, wie Experten anlässlich des Weltdiabetestags warnen.
Robert Koch-Institut/ Deutsche Diabetes Gesellschaft / DAL, 14.11.2019

Die Insulinspritze ist Alltag für Millionen Diabetiker – sie wären die Nadel gern wieder los.

iStock.com, dem10

Fast sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes - einer Stoffwechselstörung, die durch eine chronische Erhöhung des Blutzuckerspiegels gekennzeichnet ist. Je nach Ursache dieser "Überzuckerung" unterscheiden Mediziner zwischen mehreren Typen der Erkrankung. Die mit Abstand häufigste Form ist der sogenannte Typ-2-Diabetes. Bei dieser Variante der Zuckerkrankheit verliert das Hormon Insulin zunehmend an Wirkung. Dieser Botenstoff transportiert normalerweise den Zucker aus dem Blut in die Zellen.

Vermeidbare Risikofaktoren

Oft manifestiert sich Diabetes Typ 2 erst im mittleren bis hohen Lebensalter. Als weitere Risikofaktoren neben dem Alter gelten eine genetische Veranlagung, aber auch Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, starkes Rauchen und Übergewicht. Die große Rolle solcher beeinflussbaren Faktoren bedeutet, dass sich durch eine entsprechende Lebensweise das individuelle Diabetes-Risiko deutlich senken lässt.

Doch viele Menschen verspüren gar keine Veranlassung dazu. Denn sie unterschätzen ihr eigenes Erkrankungsrisiko deutlich, wie Forscher des Robert Koch-Instituts (RKI) nun anlässlich des Weltdiabetestags warnen. So zeigt eine im Auftrag des RKI und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführte Untersuchung: Fast 80 Prozent der Befragten, die aus medizinischer Sicht ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes aufweisen, halten ihr Erkrankungsrisiko selbst für gering.

Das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, ist für Übergewichtige besonders hoch.

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Oftmals unerkannt

"Die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, wird viel zu häufig unterschätzt. Das kann schwerwiegende Folgen haben", betont Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Tatsächlich erhöht ein unbehandelter Diabetes mellitus auf Dauer das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenversagen, Erblindung und Fußamputationen. Umso wichtiger ist es, dass die Stoffwechselstörung möglichst früh erkannt und therapiert wird.

Häufig passiert dies jedoch nicht: "Bis zur Erstdiagnose leben Menschen mit einem Typ-2-Diabetes durchschnittlich sieben Jahre lang ohne etwas von ihrer Erkrankung zu merken", erklärt Dirk Müller-Wieland von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). "In dieser Zeit können sich bereits starke Schädigungen an Herz, Nieren, Nerven und Gefäßen bilden. Rund ein Viertel der Patienten mit koronarer Herzerkrankung hat einen Diabetes, ohne es zu wissen."

Screening im Krankenhaus?

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert aus diesem Grund ein flächendeckendes Diabetes-Screening in Krankenhäusern. Patienten über 50 sollten bei einer stationären Aufnahme in eine Klinik routinemäßig auf die Erkrankung getestet werden, so die Idee der Experten. Auf diese Weise ließen sich viele unentdeckte Diabetes-Fälle aufspüren und gleichzeitig Komplikationen beim Krankenhausaufenthalt vermeiden. Denn: "Das Risiko für Komplikationen ist bei Diabetes-Betroffenen höher als bei Menschen ohne Diabetes", sagt Baptist Gallwitz von der DDG.

So können beispielsweise eine Kortisontherapie, ein Infekt oder eine Operation für Betroffene schwerwiegende Folgen haben: Der Blutzucker kann entgleisen und der Patient schlimmstenfalls ins diabetische Koma fallen. Dies lässt sich nur verhindern, wenn die behandelnden Ärzte über die Diabetes-Erkrankung ihres Patienten Bescheid wissen.

Eine Früherkennung des Diabetes ist enorm wichtig, um frühzeitig therapeutische Schritte einleiten zu können und die Folgeschäden so gering wie möglich zu halten.

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Risikotest im Internet

Um das eigene Erkrankungsrisiko realistischer einschätzen und Diabetes besser vorbeugen zu können, bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Internet einen Diabetes-Risiko-Test an. "Dabei werden Fragen nach Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, Familienanamnese und Taillenumfang gestellt", erläutert BZgA-Leiterin Heidrun Theiss.

Jeder Frage im Test ist ein Faktor zugeordnet, der in unterschiedlichem Maße zum Risiko für Diabetes Typ 2 beiträgt. Auf Basis der Antworten des Testteilnehmers wird schließlich die Wahrscheinlichkeit errechnet, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Hier geht es zum Diabetes-Test: http://www.diabinfo.de

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