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Die Erfindung der Zeit

Für gewöhnlich halten wir es ja mit Wilhelm Busch: “Eins, zwei drei! Im Sauseschritt - läuft die Zeit; wir laufen mit.“ Zumindest zweimal im Jahr wird unser Mitläuferdasein jedoch durcheinander gebracht. Zeitumstellung: Winterzeit, Sommerzeit! Muss ich die Uhr vorstellen oder nachstellen? Ist es später oder früher? Ist es länger hell, muss ich im Dunkeln zur Arbeit fahren?
Wir sind zu früh müde oder zu spät wach; der natürliche Rhythmus ist gestört. Natürlich? Gibt es einen natürlichen Rhythmus, natürliche Zeiteinheiten? Wie ist der Mensch in der Geschichte damit umgegangen? Warum ist es soweit gekommen, dass wir zweimal im Jahr über eine Stunde stolpern?

Sonne, Mond und Sterne

Der Mond
NASA

Wir Menschen sind ja ganz gut zurecht gekommen im Leben vor der Uhr und dem Kalender: Die Sonne bestimmte unseren Lebensrhythmus von Tag und Nacht. Zusammen mit dem Mond gab sie auch den Takt für größere Zeitabschnitte vor von Neumond zu Neumond, von Sonnenwende zu Sonnenwende.

Wer damals mit Freunden ein Treffen vereinbart hatte, konnte es allerdings nicht so genau nehmen. Die Möglichkeit zur Pünktlichkeit nach unseren Vorstellungen hatten unsere uhrlosen Urahnen eigentlich nur, wenn sie sich für Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang verabredeten. Andernfalls hieß es: Wer als Erster kommt, muss warten!

So konnte es natürlich nicht ewig weitergehen. Je mehr Menschen in größeren Siedlungen zusammenlebten, desto mehr wuchs das Bedürfnis nach Organisation und Abstimmung. In seiner Komödie “Die Weibervolksversammlung“, um 392 v. Chr. geschrieben, lässt Aristophanes die Bäuerin Praxagora zu ihrem Mann sagen: “Dein ganzes Geschäft ist, nach dem Schatten zu schauen, wenn er zehn Schuh misst: dann verfügst du gesalbt dich zum Essen.“ Die Szene zeigt, dass im antiken Griechenland die Wahrscheinlichkeit, ohne technische Hilfsmittel pünktlich sein zu können, größer war als beispielsweise im wolkenreichen “antiken Deutschland“. An diesen sonnigen Gestaden war jeder quasi seine eigene Sonnenuhr.

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