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Die Geschichte der Mobiltelefone

Von 1952 bis 1991

Vom mehrere Kilo schweren Autotelefon bis hin zum modernen Smartphone. Wir dokumentieren die spannende Entwicklung der Mobiltelefone und Mobilfunknetze. Am Anfang dreht sich dabei alles um die steinige Evolution der Mobiltelefone der ersten Stunde.

Handlich, vielseitig und jederzeit dabei. Der Umgang mit kompakten Mobiltelefonen ist heutzutage derart selbstverständlich geworden, dass sich viele Handynutzer gar nicht mehr vorstellen können, dass vor einigen Jahren Mobiltelefone weder mobil noch handlich waren. Im Gegenteil: Der Rückblick auf die Anfänge der Mobiltelefone zeigt, dass Mobiltelefonieren über Jahrzehnte lang gleichbedeutend war mit dem - extrem teueren Luxus - im Auto mit einem Gesprächspartner über eine große Distanz sprechen zu können.

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Das erste dokumentierte Autotelefon wurde 1952 in der Stadt Bremen in ein Taxi eingebaut. Noch abschreckender als das hohe Gewicht von 16 Kilo waren die immensen Kosten des Urvaters aller Autotelefone, denn mit einem Preis von rund 15.000 Mark war das Gerät in etwa dreimal so teuer wie ein VW Käfer. Ein weiteres primitives Autotelefon stellte die Firma Ericsson 1956 in Stockholm vor. Der Prototyp hatte immer noch die Ausmaße eines Reisekoffers, wog ca. 40 kg und war in etwa so teuer wie der Wagen in dem es lag.

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Mit der Einführung des ersten flächendeckenden Mobilfunknetzes (A-Netz) 1958 in Deutschland war mobiles Telefonieren schon alleine aufgrund der horrenden Kosten ein Privileg von bedeutenden Politikern und Großunternehmern. Das erste Standardmodell B72 der Firma TeKaDe kostete die damals astronomische Summe von 15.000 Mark. Weiterer Kostenfaktor: Autotelefone der ersten Generation waren lange Zeit noch so ausladend, schwer und kompliziert, dass bereits der aufwändige Einbau ein kleines Vermögen kostete.

Es dauerte in der Folgezeit sehr lange, bis Größe und Gewicht ein erträgliches Maß erreichten. 1972 gelang es Ericsson, ein Autotelefon auf ein Gewicht von unter 10 kg zu trimmen. Die Kosten für die Automontage sanken dadurch zwar erheblich, dennoch blieb das Gerät auch weiterhin mit dem Auto fest verwurzelt.

Erst 1982 sorgte das B-Netz-Telefon Mobira Senator der Firma Nokia für mehr kommunikative Mobilität. Mittels eines Tragegriffs ließ sich dieses Gerät aus dem Auto herausnehmen. Die Mobilität hielt sich dennoch stark in Grenzen, denn davon abgesehen, dass das 9,8 kg schwere Telefon noch die Ausmaße eines Benzinkanisters hatte, musste der Mobira Senator bereits nach wenigen Stunden wieder zur Aufladestation zurück.

Trotz dieser eingeschränkten Portabilität inspirierte der Mobira Senator die gesamte Telekommunikationsbranche. Immer mehr Hersteller packten Empfangseinheit, Akku und Telefon in ein mehr oder weniger handliches Gerät und versahen es mit einem Tragegriff. In den folgenden Jahren sank dabei zunehmend das Gewicht, während die Akkuleistung immer weiter anstieg. Der extrem hohe Preis blieb indessen unverändert. Bis Ende der achtziger Jahre mussten Mobiltelefonierer für ein Autotelefon mindestens 6.000 Mark zahlen.

Mit der Einführung des für damalige Verhältnisse leistungsstarken C-Netzes im Jahr 1985 erhielt vor allem die deutsche Telekommunikationsbranche neue Impulse. Durch immer kleinere Akkus und die Einführung von Magnetstreifen für die Telefonnummer-Adressierung - dem Vorläufer der heutigen SIM-Karte - wurden Mobiltelefone deutlich kleiner und ausdauernder. Nokias Mobira Talkman 320F (1986) wog beispielsweise “nur“ noch 4,7 kg und kam mit einem voll aufgeladenen Akku rund zehn Stunden ohne Steckdose aus. Von einem Handy, das sich bequem in die Tasche steckt lässt, konnte man aufgrund der Maße eines Schuhkartons allerdings immer noch nicht sprechen.

Eine im wahrsten Sinne des Wortes kleine Sensation gelang ein Jahr später abermals Nokia mit dem Mobira Cityman. Dieses gerade einmal 800 Gramm schwere Gerät hatte nur noch die Ausmaße eines großen Telefonhörers. Der Mobira Cityman erlangte 1989 eine besondere Berühmtheit, als Michail Gorbatschow das Kommunikationsgerät während seines Deutschlandbesuches nutzte, um sein Büro in Moskau von den Wiedervereinigungsplänen zu informieren (daher auch der Spitzname Gorba). Nicht zuletzt aus diesem Grund war dieses rund 10.000 Mark teure Mobiltelefon Ende der achtziger Jahre das Prestige-Objekt vieler Yuppies.

Nahezu zeitgleich brachte die Deutsche Telekom mit dem bekannten Modell Pocky ihrerseits das erste richtige Handy auf den Markt. Das Pocky kostete 8.600 Mark und funktionierte nur im deutschen C-Netz.

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