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Die Geschichte des Wortes „Streik“

Wenn das Wort Streik fällt, denkt der moderne Mensch sofort an Arbeitskämpfe und Tarifverträge, an lange Verhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften. Der Streik ist im Berufsleben die härteste, aber legitime (und genau geregelte) Form des Protestes, um verbesserte Arbeitsbedingungen und Lohnerhöhungen durchzusetzen - vom Warn- und Bummelstreik über den Schwerpunktstreik bis zum Generalstreik.

Doch nicht nur bei organisierten zeitweiligen Arbeitsniederlegungen, auch ganz allgemein wird der Begriff heute als Synonym für Verweigerung und Widerstand gebraucht. Spätestens seit Mahatma Gandhi kennt man den Sitz- und den Hungerstreik zur Durchsetzung politischer Ziele. Und im Alltag sagt man »Mein Magen streikt« oder »Wenn ich jetzt noch die Fenster putzen soll, streike ich.«

Diese opponierende, widerspenstige Komponente besaß das Wort ursprünglich nicht. Es wurde vielmehr im 19. Jahrhundert der Seemannssprache entlehnt. Englische Matrosen rufen »Strike sails!«, sobald sie die Segel einholen, um die Geschwindigkeit des Schiffes zu drosseln. Sie nehmen dem Boot damit den »Wind aus den Segeln«: ein sinnvoll bremsender, kein attackierender Vorgang. In ähnlicher Bedeutung existiert der Begriff auch im Plattdeutschen: Dort spricht man vom »Striken«, wenn man beim Rudern beide Riemen gegen das Wasser drückt, um den Kahn zu stoppen. Nimmt man »strike« indes für sich, ganz ohne Segel, lässt die Grundbedeutung »schlagen« das Wörtchen um einiges aggressiver und kampfbereiter klingen.

Der »Streik« als Wort ist also eine Kreation der Industriegesellschaft. Als Vorgang indes kennt man ihn schon viel länger. So streikten 40 v. Chr.sogar einmal zwei Armeen: Die Soldaten erzwangen im römischen Bruderkrieg zwischen Marc Anton und Octavian (dem späteren Kaiser Augustus) bei Brindisi einen Friedensschluss, indem sie ihre Schwerter fortwarfen. Das war vielleicht der sympathischste Streik der Weltgeschichte.

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