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Die Lust nach mehr: Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking

Der Mensch strebt nach immer mehr. Gerade in unserer heutigen Zeit muss alles immer schneller, höher, weiter und größer sein. Bei manchen Menschen trifft das vor allem auch zu, wenn sie nach ihrem nächsten Nervenkitzel suchen. Generell spricht man dann vom Begriff „Sensation Seeking“, was übersetzt so viel bedeutet, wie etwas „das Suchen nach Sensation“. Dabei gibt es hier verschiedene Unterkategorien, die als Merkmale in der Persönlichkeit eines Menschen vorhanden sein können. Eines haben alle gemeinsam: das Streben nach Neuem, nach neuen Erfahrungen neuen Gefühlen oder nach einem neuen Rausch. Ist das Sensation Seeking zum Personlichkeitsmerkmal einer kompletten Generation geworden?

Oft wird das Sensation Seeking mit Extremsportarten in Verbindung gebracht.

 unsplash.com, Anoof Junaid

Man muss sich nur umsehen

Wahrscheinlich haben wir alle mindestens eine solche Person im Bekanntenkreis. Jemanden, der immer auf Reisen ist oder sich gerne Extremsportarten widmet, der eben immer am Limit leben möchte. Ein normales Standardleben mit einem nine-to-five-Job kommt auf keinen Fall in Frage. Es muss immer etwas passieren.

Es ist das Risiko, was die Menschen fasziniert. Sie betreiben beispielsweise Glücksspiel und spielen Lotto oder versuchen sich im Online-Casino. Nicht selten gewinnen sie dabei sogar, weil sie etwas wagen. Den Anreiz schaffen hier beispielsweise Boni, die den Gewinn sogar noch vergrößern. Den besten Casino Bonus findet man allerdings nicht einfach so. Dazu muss man die verschiedenen Anbieter miteinander vergleichen, um am Ende viel zu gewinnen. Hier trifft das Sprichwort „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ definitiv zu. Selbst dann, wenn sie nicht gewinnen, haben sie an Erfahrung gewonnen.

Oft blicken wir neidisch herüber und denken uns: „Wow! Bewundernswert!“ Doch oft können solche Menschen sehr anstrengend auf ihre Umgebung wirken und selbst überanstrengt sein. Sie kennen das Wort Erholung nicht und müssen aus allem einen Wettbewerb machen. Dort wo keine Erholung ist, können sich leider auch schneller Krankheiten einschleichen und zwar ohne, dass die Betroffenen es merken. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist wohl der sogenannte Burnout. Allerdings gilt es dabei, zwischen den vier verschiedenen Sensation Seeker Typen zu unterscheiden.

Ein Sensation Seeker steckt in jedem von uns

Im Prinzip kann einer oder mehrere der Sensation Seeker Typen auf uns zutreffen. Grundsätzlich lassen sich vier verschiedene Typen unterscheiden. Die Unterscheidung geht auf den US-amerikanischen Forscher und Psychologen Marvin Zuckerman zurück, der in den 60er Jahren das Konzept des Sensation Seekers entwickelte. Alle Typen haben eins grundsätzlich gemeinsam: Das Bedürfnis nach abwechslungsreichen, neuen, komplexen Eindrücken und Erfahrungen sowie der zusätzlichen Bereitschaft entsprechende Risiken in Kauf zu nehmen. Das wiederum kann manchmal stärker und manchmal weniger stark im Menschen ausgeprägt sein, je nach Typ:

  1. Thrill and Adventure Seeking: Nach Abenteuer und Nervenkitzel suchende Menschen stimulieren sich, indem sie scheinbar gefährlichen Aktivitäten nachgehen. Das kann beispielsweise das Glücksspiel sein, aber auch Extremsportarten verschaffen diesem Typen einen Adrenalinkick, nach dem er sich sehnt. Beispiel: Menschen mit einem ausgeprägten Wettkampfsinn.
  2. Experience Seeking: Diese Menschen versuchen neue Lebenserfahrungen zu sammeln und sie auszubauen. Dieser Typus ist wohl auf der Welt am meisten verbreitet. Dazu gehört beispielsweise das Kennenlernen fremder und neuer Kulturen durch Reisen, das Lernen von Sprachen, aber auch schädliche Erfahrungen, wie etwa der Missbrauch von Drogen. Beispiel: Menschen mit einem dauerhaften Fernweh.
  3. Disinhibition Seeking: Aus der Suche nach enthemmten sozialen Stimuli zieht dieser Typ seinen Kick. Das kann auf Partys sein, beim Missbrauch von Alkohol und Drogen. Allerdings immer in Gesellschaft, was ihn vom Typ Nummer 2 unterscheidet. Beispiel: Menschen deren Alltag nur aus ausgelassenen Partys besteht.
  4. Boredom Susceptibility: Es beschreibt Menschen, die eine Abneigung gegen Langeweile haben. Sie neigen zu Unruhe, wenn sie keine Ablenkung durch äußere Reize erfahren.

Generell kann man Veranlagungen zu den Typen über einen Verhaltenstest feststellen, die sogenannte Sensation Seeking Scale oder auch SSS-V genannt. Dabei handelt es sich um einen Text, bei dem insgesamt 40 Fragen aus den vier Bereichen beantwortet werden müssen.

Relevanz im Alltag

Besondere Verwendung findet der Test heute in der Verhaltensforschung und Verhaltenspsychologie. Gerade in den Zeiten, als diese Typen erforscht wurden, in den 60er Jahren, ging man davon aus, dass man durch diese Klassifizierung das Verhalten von Menschen vorhersagen könne. Vor allem dann, wenn sie sich Isolation befanden. Das war vor allem für die Raumfahrt wichtig, um mögliche Risiken bei Astronauten im Vorfeld feststellen zu können.

Auch heute wird der Test aber noch als Standard in der Psychologie verwendet. Aber in weiteren Bereichen kommt die Sensation Seeking Scale zur Anwendung.

  • Im Rahmen einer Studie in Lateinamerika wurde vor einigen Jahren untersucht wie hoch die Wahrscheinlichkeit in einer Menschengruppe ist, dass sie regelmäßig zu viel Alkohol konsumieren. 
  • Auch in der Werbeindustrie wird der SSS-V angewandt, um für verschiedene Produkte genaue Zielgruppenansprachen zu entwerfen. Auf diese Weise soll dem Streuverlust entgegengewirkt werden, der durch das Ansprechen nicht relevanter Personen entstehen kann.
  • Beim Militär kommt der Test ebenfalls zum Einsatz. Dabei soll festgestellt werden, wie beispielsweise Soldaten unter Druck handeln und mit ihm umgehen.

Jeder von uns weist eines oder mehrere Merkmale des sogenannten Sensation Seeking auf. Vielleicht ist es gut, sich noch einmal darüber im Klaren zu sein, zu welchem Typus wir gehören, um reflektierter zu handeln und vielleicht in Gefahrensituationen noch einmal genauer abzuwägen. Es muss nicht immer jeder Reiz und Drang nach einem Nervenkitzel befriedigt werden.

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