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Die neuen Bonussysteme

Preisnachlass pro WM-Tor oder Lebensalter, 20 Euro Abzug für einen Kopfstand, drei kaufen, zwei zahlen - seit dem Sommer 2001 ist das alles möglich. Bis dahin erlaubte des Rabattgesetztes lediglich einen Preisnachlass von mickrigen drei Prozent. Das ist längst Geschichte.

Melanie Ulrich

Viele Karten - volles Portmonee

Seitdem hat sich vor allem eins geändert in Deutschland: Die Portmonees sind dicker geworden. Aber nicht mehr Geld ist die Ursache, sondern ein Heer an Kunden- und Rabattkarten. Payback, Happy Digits oder hauseigene Klubkarte, kaum ein großer Konzern, der keinen Plastikchip an den Mann und die Frau bringen will. Das große Feilschen jedoch ist ausgeblieben. Davor hatten sich sowohl Händler als auch Kunden gefürchtet. Wer den vollen Preis zahlt, ist selbst schuld, war überall zu hören. Die meisten Verbraucher waren es scheinbar, denn sie verhandelten nicht. Laut einer Emnid-Studie aus dem vergangenen Jahr sagten fast 60 Prozent der Verbraucher aus, dass sich für sie nichts verändert habe seit der Abschaffung des Rabattgesetztes.

Kein Wunder: Die großen Kaufhauskonzerne hatten von Anfang an alle Rabatt-Träume eingedämmt. Ihre Verkäufer wurden angewiesen, sich auf keine Preisverhandlungen einzulassen und das wurde auch gegenüber den Kunden kommuniziert. Fazit: Das Gros der Kunden hat es erst gar nicht versucht. Stattdessen setzten die Warenhäuser auf Kundenbindung via Karten- und Rabattsysteme. Die Akzeptanz für diese Karten ist enorm. Über 22 Millionen Bundesbürger haben eine oder mehrere in ihrem Portmonee. Marktführer ist die "Payback-Karte", eine gemeinsame Kundenkarte von derzeit 12 Unternehmen, darunter Galeria Kaufhof, real, OBI, dm, DEA, Europcar und AOL. Über 22 Millionen Payback-Karten sind im Umlauf. An Platz 2 stehen "Happy Digits", das Konkurrenzprodukt von KarstadtQuelle und Telekom einschließlich aller Tochter-Unternehmen. Das Ziel ist, noch in diesem Jahr auf Platz 1 zu steigen. Nicht unrealistisch, denn immerhin bringt die Telekom 41 Millionen private Telefonkunden mit, die nur zu gerne Digits auf Telefonrechnung und Gesprächseinheiten sammeln dürften.

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