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Die Perspektiven deutscher Bildungspolitik

Die Leistungen des deutschen Bildungswesens sind, wie die Ergebnisse der PISA-Studie mit aller nur wünschenswerter Klarheit zeigen, mehr als deprimierend. Schönreden hilft nicht, der Handlungsdruck steigt spürbar. Anlass genug, einen Blick auf dringend notwendige Reformen zu werfen. Wie sehen die Erfolgsrezepte anderer Länder aus? Müssen wir uns von altem Ballast trennen und den Blick auf neue Lernmodelle und Schlüsselqualifikationen richten? Welche Konsequenzen ergeben sich für das deutsche Bildungssystem?

Bittere Bildungs-Bilanz

Die Ausbildungs- und Berufschancen (Foto: Schüler im Berufsinformationszentrum) von Jugendlichen sollen weiter verbessert werden.
dpa

In Deutschland herrscht derzeit akuter Mangel an qualifizierten Hochschulabsolventen. Zugleich nehmen die Klagen der Wirtschaft über die wachsende “Berufsuntauglichkeit junger Menschen zu. Nach Angaben ihres ehemaligen Präsidenten Bernhard Jagoda wendet die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg jährlich rund dreieinhalb Milliarden Euro auf, um die Berufschancen von Schulabgängern durch Fortbildungsangebote zu verbessern. Und es gibt immer mehr Jugendliche, die in dem herkömmlichen Schulsystem scheitern.

Professor Dr. Ludwig Freisel, Leiter des Studienseminars Leer, spricht von einer “Benachteiligung der Benachteiligten. Denn auch das hat PISA gezeigt: Ausgerechnet bei der Förderung sozial benachteiligter Kinder versagt der Sozialstaat Deutschland katastrophal. Aller viel beschworenen “Chancengleichheit zum Trotz, sind die deutschen Schulen in sozialer Auslese internationale Spitzenreiter. “In keinem anderen Land, so die Autoren der PISA-Studie, “schlagen ungünstige Bildungsvoraussetzungen auf Grund der sozialen Herkunft so stark durch wie hier zu Lande. Anders als in Kanada, Finnland, Japan, Korea und Schweden schaffe es das deutsche Schulsystem nicht, herkunftsbedingte Bildungs- und Lern-Nachteile auszugleichen. Besonders betroffen: die Kinder von Migranten.

Ist der hohe Ausländeranteil für das schlechte Abschneiden verantwortlich zu machen, wie der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber suggeriert, wenn er die Ergebnisse der PISA-Studie als ein weiteres Signal in Richtung Begrenzung der Einwanderung interpretiert? Der PISA-Koordinator Andreas Schleicher ist anderer Ansicht. Nicht der prozentuale Ausländeranteil, sondern eine schlechte Integrationspolitik sei das Problem. Die empirischen Daten geben ihm Recht. Andere Industriestaaten haben eine vergleichbare hohe Quote von Ausländerkindern. Nur unterscheiden sich etwa Norwegen, Schweden, Österreich und die Schweiz von Deutschland insofern, als es dort für fremdsprachige Kinder bessere Förderangebote gibt.

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