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Die Seveso-Katastrophe

Eine Wolke aus Giftgas bedroht Mensch und Tier

Nach dem Chemieunfall in der kleinen Stadt bei Mailand trägt der Stoff Dioxin einen neuen Namen: “Seveso-Gift“.

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Am 10. Juli 1976 kommt es im Chemiewerk ICMESA im oberitalienischen Seveso zu einer Explosion, bei der eine große Menge des hochgiftigen Stoffes TCDD (Dioxin) freigesetzt wird. Tagelang schwebt die tödliche Wolke über dem Ort und seinen rund 8000 Einwohnern. Es vergehen zehn Tage, bis die Öffentlichkeit von der Firmenleitung über die von dem Giftgas ausgehenden Gefahren informiert wird. Die Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung laufen dadurch viel zu spät an.

Über 200 Menschen kommen mit Verätzungen und akuten Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus. Ein Gebiet von mehr als 320 Hektar, in dem rund 5000 Menschen leben, wird verseucht. Tiere verenden auf den vergifteten Weiden. Für die Region um Seveso wird Katastrophenalarm ausgelöst. Ein besonders stark verseuchtes Gebiet von 115 Hektar in der Umgebung der Chemiefabrik wird zur Sperrzone erklärt. Doch damit ist die Katastrophe längst nicht beendet. Opfer der Dioxin-Vergiftung müssen mit dauerhaften Organschäden rechnen. Bei ungeborenen Kindern sind schwere Missbildungen zu erwarten, so dass viele schwangere Frauen Abtreibungen vornehmen lassen. Wegen der Verseuchung des Bodens müssen viele landwirtschaftliche Betriebe schließen. Für lange Zeit sind Ackerbau und Viehzucht in dieser Region nicht mehr möglich. Tausende von Tieren werden notgeschlachtet und die Kadaver verbrannt. Der Sachschaden wird auf weit über 120 Millionen Mark beziffert.

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