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Die Welt in 140 Zeichen: Zehn Jahre Twitter

Heute gehören Twitter-Kurznachrichten zum Alltag. In 140 Zeichen teilen wir mal eben mit, was wir gerade erleben oder schicken ein Foto. Doch als der Erfinder dieses Mediums, Jack Dorsey, am 21. März 2006 seinen ersten Tweet absetzte, ahnte kaum jemand, welchen weltweiten Siegeszug dieser Kurznachrichten-Dienst einmal erleben würde. Heute sind die Tweets längst fester Teil unserer Kultur.
NPO, 21.03.2016

Alles begann mit einer Brainstorming-Sitzung bei der jungen Podcast-Firma Odeo. Einige der Angestellten, darunter Jack Dorsey, suchten nach einer neuen kreativen Idee, um dem wenig erfolgreichen Startup wieder zum Erfolg zu verhelfen. Dorsey schlug eine Abwandlung der SMS vor: Einen Kurznachrichtendienst, mit dem man eine Mitteilung nicht nur an einen Empfänger schicken kann, sondern gleich an eine ganze Gruppe. Im Unterschied zur SMS sollten die Mitteilungen zudem offen für alle im Internet zu lesen sein.

Frühe Entwurfsskizze Jack Dorseys für das ultimative LiveJournal.
Vom ersten Tweet zum Weltmedium

Nach anfänglicher Skepsis machte sich eine kleine Gruppe von Odeo-Mitarbeitern an die Arbeit. Als Namen für diesen neuen Dienst wählten sie twttr, später zu twitter ausgeschrieben. Das englische Wort steht für das Zwitschern eines Vogels oder alternativ für kurze Schübe wenig wichtiger Information. Am 21. März 2006 war es dann soweit: Jack Dorsey setzte seinen ersten Tweet ab: "Just setting up my twttr."

Den entscheidenden Durchbruch verschaffte im März 2007 die South by Southwest Interactive-Konferenz im texanischen Austin. Bei diesem Mix aus Filmfest, Musik-Festival und Multimedialem Happening setze sich Twitter als das Austausch-Medium schlechthin durch. Die Nutzung stieg auf 60.000 Tweets pro Tag und zahlreiche Medienbericht über diesen neuen machten Twitter nun auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Heute werden weltweit täglich hunderte Millionen Tweets gepostet. Der Dienst ist so verbreitet, dass in Karten der Tweet-Verteilung deutlich erkennen lassen, wo dicht besiedelte Ballungsräume und Großstädte liegen. 2009 kommunizierten erstmals sogar Astronauten von der Internationalen Raumstation ISS über Twitter mit Nutzern des Dienstes auf der Erde - seither ist dies Alltag.

Die Verteilung von Tweets seit 2009 lässt deutlich erkennen, wo Ballungsräume liegen.

twitter

Was ist Twitter eigentlich?

Die ursprüngliche Idee hinter Twitter war, ein Medium für Status-Mitteilungen zu schaffen, quasi ein Werkzeug für soziale Kontakte. Doch schnell stellte sich heraus, dass der Kurznachrichtendienst sehr viel mehr Anwendungsmöglichkeiten hatte. "Man nannte es ein soziales Netzwerk, einige bezeichneten als Microblogging, aber es war schwer zu definieren, weil es nichts bisher schon Dagewesenes ersetzte", erklärt Twitter-Mitgründer Evan Williams. "Twitter hat sich von dem, wie wir es anfangs einschätzten, verändert. Es ist zum Teil zwar noch ein Status-Dienst, aber es ist eigentlich mehr ein Informations-Netzwerk als ein soziales Netzwerk."

Wahrscheinlich ist genau das das Erfolgsgeheimnis von Twitter: Jeder kann es so nutzen, wie es ihm am besten passt. Für die einen ist das Medium eine Art stichwortartiges Online-Tagebuch, an dem sie andere teilhaben lassen können. Andere nutzen Tweets, um Nachrichten zu verbreiten und Aktionen zu koordinieren. So spielte Twitter beim Arabischen Frühling eine entscheidende Rolle als nicht zensiertes Mittel, um Informationen aus der Protestbewegung zu verbreiten. Bei Unfällen, Katastrophen oder sonstigen Ereignissen sind Tweets und per Twitter verbreitete Fotos oft die ersten, durch das Ereignis bekannt wird.

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