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Die Zeit nach dem Abi sinnvoll nutzen

Als Landschaftsgärtner in Neuseeland Bilbos Vorgarten mähen, in einer Affen-Auffangstation in Costa Rica mit King Kong schmusen, oder als sattelfester Jackaroo im australischen Outback Kamele hüten – man muss keine reichen Eltern haben, um die Welt zu entdecken. 
 
Working Holidays

INITIATIVE auslandszeit

 
Die Zeiten von Fotosynthese, Quadratwurzeln und Schillers Gedichten sind endgültig vorbei. Egal, was jetzt kommt und wohin die Reise geht, es kann nur besser werden. Und damit aus der wohlverdienten Aus(lands)zeit die beste Zeit deines Lebens wird, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wohin die ersten Schritte in Freiheit eigentlich gehen sollen. Eine sehr sinnvolle Idee: Working Holidays, also die Kombination aus Herumreisen und Arbeiten im Ausland. Zwei Beispiele für derartige „Arbeitsurlaube“ stellen wir euch nun nachfolgend genauer vor: 
 
Work & Travel 
In einigen Ländern wirst du als aufgeschlossener Globetrotter mit offenen Armen und einem Arbeitsvisum empfangen, welches dir neben unbezahlbaren Erfahrungen auch noch ein paar Dollar Taschengeld ermöglicht. Zu diesen Ländern gehören Australien, Neuseeland, Kanada und USA. Hier ermöglicht dir das Working-Holiday-Visum bzw. J1-Visum, ein Jahr lang durchs Land zu reisen und zwischendurch legal zu arbeiten, um deinen Geldbeutel zu schonen. Die Gelegenheit, ein Land mit einem Working-Holiday-Visum zu bereisen, bekommt man in der Regel nur einmal im Leben und nur bis zum vollendeten 30. Lebensjahr (bzw. bis zum 35. Lebensjahr in Kanada).
 
Wer träumt nicht davon als Skilehrer in Neuseeland die Hänge hinunter zu wedeln, frisch geschlüpften Schildkröten am australischen Great Barrier Reef bei den ersten tapsigen Schritten ins Leben zu helfen, unter der Sonne Kaliforniens den nächsten Spitzenwein zu pressen, oder als Pferdeflüsterer durch die kanadischen Rocky Mountains zu galoppieren. Und Ferien auf dem Ponyhof sind längst keine reine Mädchensache mehr. Stallarbeiten erledigen, Reit-Ausflüge organisieren oder als Viehtreiber auf einer Rinderfarm die Herde zusammentreiben – für echte Cowboys und Cowgirls liegt das Glück der Erde weltweit auf dem Rücken der Pferde. 
 
Neben den klassischen Work & Travel–Destinationen öffnen auch asiatische Länder nach und nach den Bambusvorhang für junge Menschen, die nicht nur abhängen, sondern auch anpacken wollen. Im Reich der aufgehenden Sonne sind Hongkong bzw. China, Japan, Taiwan, Singapur und Südkorea ebenfalls mit einem Arbeitsvisum zu bereisen, wenn auch teilweise mit Einschränkungen.
 
Working Holidays

INITIATIVE auslandszeit

 
Das Working-Holiday-Visum sollte spätestens vier Wochen vor Abreise bei der entsprechenden Botschaft des zu besuchenden Landes beantragt werden, was in der Regel neben dem Postweg auch online möglich ist. Eine gute Übersicht zum Working-Holiday-Visum und nützliche Tipps findet ihr hier: http://www.working-holiday-visum.de/.  
 
In Australien lohnt sich das Arbeiten gleich doppelt. Nach einer dreimonatigen Tätigkeit in den ländlichen Gebieten des Landes, zum Beispiel beim sogenannten „Fruit Picking“, kann das Working-Holiday-Visum um weitere zwölf Monate verlängert werden. Erntehelfer werden je nach Saison händeringend gesucht und die zumeist körperliche Arbeit wird fair entlohnt. Auf größeren Farmen ist man stets in guter Gesellschaft und Freundschaften, die unterm Pflaumenbaum geknüpft wurden, halten meist weit über die Auslandszeit hinaus. Bei guter Planung und Organisation kann man Mango, Melone & Co durchs ganze Land folgen. Eine gute Übersicht zu Erntezeiten und Farmplätzen in Australien könnt ihr als PDF unter folgender Adresse herunterladen: https://jobsearch.gov.au/documents/nationalharvestguide.pdf. Zudem findet ihr unter http://www.auslandsjob.de/work-and-travel-test.php einen interessanten Test, um herauszufinden, ob du deinen Work and Travel-Trip eher über eine Organisation organisieren lassen solltest oder eher der Do-it-Yourself-Typ bist, der sogar Spaß an der Planung seines Working Holiday-Abenteuers findet! 
 
In den USA ersetzt das J1-Visum das klassische Working-Holiday-Visum, erfüllt aber weitestgehend den gleichen Zweck. Als Arbeitsvisum ermöglicht es dir, Sommer Jobs (maximale Gültigkeit vier Monate zwischen Juli und Oktober), Au-pair-Programme, Praktika und anderweitige Arbeiten (maximale Gültigkeit 18 Monate) auszuüben. Die Beantragung ist etwas langwieriger und komplizierter als beim klassischen Working-Holiday-Visum und wird in der Regel von einer offiziellen Work & Travel-Organisation übernommen. Während man sich in Australien, Neuseeland und Kanada problemlos vor Ort eine passende Arbeit suchen kann, muss beim J1- Visum bereits vor der Beantragung eine schriftliche Jobzusage aus den Vereinigten Staaten vorliegen. Spezialisierte Reise-Organisationen helfen dem Antragsteller nicht nur bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle, sondern auch bei sämtlichen Visa-Formalitäten. Natürlich kannst du dich auch selbständig um einen Job, sowie die Beantragung des Visums kümmern. Weitere Informationen rund um Visa-Bedingungen findet ihr auf der Seite der Amerikanischen Botschaft: 
 
Volunteering / Freiwilligendienst
Auch ohne Arbeitsvisum und üppigen Geldbeutel läst sich die Welt auf vielfältige Weise erkunden und ihr könnt wertvolle Erfahrungen sammeln, beispielsweise in einem der unzähligen Volunteering-Projekte in mehr als 20 Ländern weltweit. Elefanten waschen in Thailand, Gästebetreuung in einem Dschungel-Hotel in Chile, Pinguine mit der Flasche aufziehen in Südafrika, oder Englisch lehren in Nepal – sogenannte Volunteering-Programme sind für jede helfende Hand dankbar. Neben Unterkunft und Verpflegung, die meist von der jeweiligen Organisation zur Verfügung gestellt werden, sind leuchtende Kinderaugen, der Einblick in fremde Kulturen, Wildtiere auf Augenhöhe, oder eine völlig neue berufliche Zukunftsperspektive der eigentliche Lohn dieser Arbeit. Auch hier gibt es etliche Anlaufstellen im Netz und Organisationen, die freie Plätze bei entsprechenden Projekten gegen eine Bearbeitungsgebühr vermitteln, und sich um anfallende Visa-Formalitäten kümmern. Die Aufenthaltsdauer reicht von vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Ausführliche Informationen zu Volunteering-Projekten findet ihr hier:
 
Working Holidays

INITIATIVE auslandszeit

 
Wer sich ausdrücklich sozial engagieren möchte und abseits von touristischen Pfaden Erfahrungen im Ausland sammeln will, sollte einen Einsatz beim internationalen Freiwilligendienst in Betracht ziehen. Die Vorstufe zum Entwicklungsdienst richtet sich speziell an junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren und setzt keine abgeschlossene Berufsausbildung oder Berufserfahrung voraus. Die Einsätze dauern zwischen zwei und zwölf Monaten. Alle Teilnehmer erhalten neben Kost und Logis ein Taschengeld und sind für die Dauer ihrer Arbeit sozial abgesichert und werden pädagogisch betreut. Die Palette der Einsätze reicht von der Feuerwehr in Tansania, über Waisenhäuser in Kolumbien, Solartechnik-Projekte in Nicaragua bis hin zu Fußballcamps in Ghana. Den aktuellen Stellenmarkt findet ihr hier: http://www.entwicklungsdienst.de/stellenmarkt_freiwillige/?no_cache=1
 
Ausführliche Informationen zum internationalen Freiwilligendienst können als PDF unter folgender Adresse heruntergeladen werden:  
 
WWOOF
Du kannst eine Kartoffelpflanze von einer Karotte unterscheiden, Themen wie  Nachhaltigkeit und Selbstversorgung sind dir nicht fremd, und im Supermarkt greifst du auch mal zur Bio-Banana? Dann könnte Wwoofing (World Wide Opportunities on Organic Farms) genau das richtige für dich sein. 1971 in England gegründet, kann der gemeinnützige Verbund mittlerweile auf ein Netzwerk aus 7.000 Farmen und Höfen in rund 90 Ländern blicken. Argentinien, Honduras, Kasachstan, Madagaskar oder Togo – ´lokal denken, global handeln`, lautet der Slogan der Wwoofing-Gemeinde.
 
Working Holidays

INITIATIVE auslandszeit

 
Die Arbeiten sind so unterschiedlich wie die einzelnen Farmen und Familien. Für vier bis sechs Stunden Arbeit am Tag bekommt ihr Unterkunft und Essen gestellt und einen hautnahen Einblick in das Leben und Arbeiten auf ökologischen Höfen. Vom Erntehelfer über Unkraut jäten bis hin zum Zäune knüpfen oder verkaufen auf dem Wochenmarkt – nach Absprache ist alles möglich. Die Unterkunft variiert vom Gästezimmer bis hin zum Wohnwagen oder Zelt. In der Regel werdet ihr stark ins Familienleben und die Freizeitgestaltung eingebunden und lernt so spielend fremde Sprachen, sowie die Umgebung durch die Augen von Einheimischen kennen. Vom Bild des romantischen Bio-Bauernhofs à la Bullerbü sollte man sich allerdings verabschieden. Zum gemeinsamen kochen gehört auch zusammen abwaschen und nach Sonnenuntergang wird auf solarbetriebenen Farmen schon mal um die letzten Tropfen warmes Duschwasser gewürfelt. Wer zupacken kann, ein Leben im Einklang mit der Natur kennen lernen möchte, und auch mal ein paar Tage auf sein Smartphone verzichten kann, für den ist das Wwoofen sicherlich eine der besten Möglichkeiten, um Land und Leute kennen zu lernen.
 
Als Mitgliedsausweis dient das grüne Wwoof-Buch des jeweiligen Landes, in dem ihr alle Adressen, Kontaktdetails und eine kurze Beschreibung der Farmen findet. Das Buch könnt ihr vor Ort in Touristeninformationen kaufen oder online kostenpflichtig herunterladen, um bereits vor Reisebeginn eure Wunschfarmen zu kontaktieren. Details zu den anfallenden Arbeiten und zur Aufenthaltsdauer klärt ihr mit den Farmern persönlich. Alles Wissenswerte rund ums Wwoofing, sowie die Möglichkeit zur Anmeldung auf den jeweiligen Länderseiten, findet ihr hier: http://www.wwoof.net/
 
Sieben Kontinente so prächtig wie die Sieben Weltwunder und so viele Möglichkeiten wie Sterne, sie alle zu bereisen und zu erkunden. Die Welt liegt dir zu Füßen und auch wenn der erste Schritt oft ein wenig Überwindung fordert, so ist am Ende meist der Rückweg der schwerste Gang.
 
„Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge,
 um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.“ 
(Kurt Marti)

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