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Elbschifffahrt: Ökonomie vs. Ökologie

von wissend.de-Autor Dr. Kai Jürgens

 

Elbtal von der Bastei aus gesehen
istockphoto.com/Christoph Achenbach

Die Elbe ist nach dem Rhein der längste deutsche Fluss – und eines der ältesten und meistgenutzten Verkehrssysteme. Ihre rund 1.150 Kilometer stehen nicht nur für einen seit Jahrtausenden genutzten Kulturraum, sondern auch für eine ausgeprägte Tier- und Pflanzenwelt. Doch die starke Belastung durch den Menschen macht der Elbe zu schaffen. Welche Probleme hat der Fluss, und welche Lösungsansätze gibt es? Wissen.de hat sich eine aktuelle Studie vorgenommen.   

 

Strom und Stromschifffahrt

Die Elbe hat mehrere Quellen, die alle in Tschechien liegen. Nach Aufnahme mehrerer Flüsse wie Moldau, Saale und Havel mündet sie schließlich in die Nordsee ein; davor erweitert sie sich auf bis zu 15 Kilometer Breite. Ihr ökologischer Zustand galt lange Zeit als hochproblematisch, da Schwermetalle und andere Schadstoffe die Wasserqualität stark belasteten. Dies lag nicht zuletzt an den Einleitungen, die auf dem Gebiet der DDR vorgenommen worden waren und seit der Wiedervereinigung nach und nach wegfielen . Trotzdem gibt die Elbe noch immer Anlass zur Sorge. Ihr Zustand gilt als „mäßig bis unbefriedigend“ – das entspricht den Stufen 3 und 4 der fünfstufigen EG-Klassifikation. Der Grund hierfür, so ein Bericht des Bundesumweltamts aus dem Jahr 2011, ist weniger die Wasserqualität als der Zustand des Flussbetts und die Art des Flussverlaufs. Es fehlt nicht nur an Strömungsdynamik, sondern auch an natürlicher Vielfalt, was die unterschiedlichen Lebensräume im und am Fluss betrifft. Einer der Gründe hierfür ist die Elbschifffahrt.

 

Die Elbe als „Bundeswasserstraße“

Binnenschifffahrt hat eine ganze Reihe von Vorteilen. Am meisten punktet sie bei den Lärmemissionen; hier liegt sie deutlich vor der Bahn, die wiederum besser ist als der Lkw. Was die CO2-Emissionen betrifft, sind Bahn und Binnenschiff gleichermaßen gegenüber dem Lkw im Vorteil, weil sie – bezogen auf einen Transport mit einem 40-Tonnen-Sattelzug – nur etwa die Hälfte an Energie verbrauchen. In der Luftschadstoffbilanz ist das Binnenschiff gleichauf mit dem Lkw; hier liegt die Bahn vorne. Das Problem liegt in der Befeuerung. Schiffsdieselmotoren sind wenig anspruchsvoll und verbrennen sogar Schweröl; der hierbei freiwerdende Schwefelgehalt ist ein echtes Problem für die Reinhaltung der Luft. Parallel dazu ist aber vorgesehen, immer mehr Güter von der Straße aufs Wasser zu verlagern – bis 2025 soll es gegenüber 2008 zu einer Steigerung von 39 Prozent kommen. Auch wenn der Wert bei der Bahn mit 82 Prozent noch höher ausfällt – die Frage, wie sich die Elbeschifffahrt mit ökologischen Anforderungen in Einklang bringen lässt, wird immer drängender.

 

Auswege und Lösungen

Wenn es um die Zukunft der Elbe geht, sind zwei Punkte besonders relevant: Die Hauptwanderrouten von Fischen und anderen Organismen müssen erhalten oder wiederhergestellt werden; dann geht es darum, vielfältige Gewässerstrukturen zu entwickeln, um unterschiedlichen Lebensformen die Möglichkeit zur Ansiedelung zu geben. Hilfreich sind zum Beispiel erosionsmindernde Maßnahmen und Rückdeichungen, durch die ein Flächengewinn von über 30.000 Hektar für die Elbe möglich würde. Auch erweist sich das parallel der Elbe geführte Bahnnetz als nicht ausgelastet, so dass es sich anbietet, auch vom Schiff Verkehr auf die Schiene umzuleiten. Staustufen und ähnliche Dinge, die allein der Elbeschifffahrt dienen, sollten hingegen vermieden werden. Tatsächlich gilt die Elbe noch immer als weitgehend naturnahe Stromlandschaft. Mit etwas Glück wird das auch weiterhin so bleiben.

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