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Elektroflug

wissen.de-Autorin Anna Berndt-David, August 2012

 

Geht es nach der Bundesregierung, dann sollen bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Von dieser Zahl ist Deutschland derzeit allerdings noch weit entfernt: Am 1. Januar 2012 waren laut des Kraftfahrt-Bundesamtes gerade einmal 4541 Elektrofahrzeuge zugelassen. Experten gehen dennoch davon aus, dass diese Fahrzeuge die Automobilindustrie revolutionieren können. Ihre Energie kommt – anders als bei Autos mit Benziner-Motor- aus einem Akku, der an der Steckdose aufgeladen wird. Doch nicht nur am Boden wird vermehrt auf die elektrische Fortbewegung gesetzt. Auch in der Luftfahrt ist das Thema Elektroflug längst angekommen: Erste batteriebetriebene Flugzeuge sind bereits gestartet. Kleinunternehmer bis hin zu führenden Luftfahrtkonzernen wie EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) arbeiten mithilfe von vielfältigen technischen Ansätzen an eigenen Konzepten für den Bereich Elektroflug. 

 

Die „Grille“ als fliegendes Testobjekt

Das laut Angaben des Konzerns EADS „weltweit erste elektrisch angetriebene, kunstflugfähige Flugzeug“ hört auf den charmanten französischen Namen Cri-Cri, der übersetzt „Grille“ bedeutet. Leichte Verbundwerkstoffstrukturen, vier Elektromotoren mit gegenläufigen Propellern und Lithium-Akkumulatoren mit hoher Energiedichte zeichnen den Einsitzer mit einer Flügelspannweite von weniger als fünf Metern aus. 30 Minuten lang soll die „Grille“ mit einer einzigen Batterieladung bei einer Geschwindigkeit von 110 Stundenkilometern normal fliegen können, im Kunstflug mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern sind es 15 Minuten.

EADS Cri Cri Elektroflugzeug
EADS
Gute Erfahrungen mit dem Elektroantrieb werden im Bereich der Motorsegler schon seit längerer Zeit gemacht. Aber auch Flugzeuge mit Solarzellen haben bereits abgehoben. Das Solarflugzeug HB-SIA des Schweizer Abenteurers und Psychiaters Bertrand Piccard soll 2014 allein mit der Kraft der Sonne in fünf Etappen die Welt umrunden. Für die Personenbeförderung werden Solarantriebe jedoch aller Voraussicht nach keine Rolle spielen, da die Solarzellen nicht die Oberflächengüte einer Tragfläche erreichen, was sich wiederum negativ auf die Aerodynamik auswirkt.

 

Forschungsbedarf auf dem Gebiet des Elektroflugs

Die Nutzung eines elektrischen Antriebs im Flugzeugbau bringt Vor- und Nachteile mit sich. So arbeiten Elektromotoren weitaus effizienter als Verbrennungsmaschinen und auch die reduzierten Emissionen stellen einen nicht unerheblichen Faktor dar. Im Hinblick auf die Leistung und Reichweite kann der Batterieantrieb jedoch beim jetzigen Forschungsstand noch nicht mit einem Verbrennungsmotor mithalten. Hinzu kommt außerdem das hohe Gewicht der Akkus. Eine Zulassung von Elektrofliegern liegt derzeit zumindest in den größeren Flugzeugklassen noch in ferner Zukunft. Hinsichtlich einer Elektrifizierung der Luftfahrt steht die Forschung also erst ganz am Anfang.   

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