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Evolutionstheorie: Zwei Kluge, ein Gedanke

Die Evolutionstheorie geht auf Charles Darwin (1809-1882) zurück. Der englische Naturforscher präsentierte die These des "Survival of the fittest" 1859 in seinem Buch "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl", das schnell zum Standardwerk der Evolutionsbiologie avancierte. Doch ist das nur die halbe Wahrheit, denn tatsächlich ist die moderne Evolutionstheorie Kind zweier Väter. Ungefähr zur selben Zeit wie der berühmte Darwin war sein dreizehn Jahre jüngerer Landsmann und Kollege Alfred Russel Wallace (1823-1913) zu denselben Erkenntnissen gelangt. Allerdings war der im Wissenschaftsbetrieb noch ein relativ unbeschriebenes Blatt und sollte auch nie als gleichberechtigter Mitbegründer der Evolutionstheorie in Erscheinung treten. Wieso, lesen Sie Teil 5 unseres Spezials "Fremde Federn".
Susanne Böllert

Alfred Russel Wallace - nicht der Fitteste

Wer Charles Darwin war, weiß jedes Kind - spätestens wenn es die ersten Biologiestunden hinter sich gebracht hat. Von Alfred Russel Wallace allerdings wird es höchstens erfahren, wenn es sich in der Universität für Biologie mit Schwerpunkt Evolutionstheorie entscheidet.

Und das ist eigentlich ziemlich ungerecht. Denn auch der 1823 in Usk, Monmouthshire, geborene Zoologe hatte herausgefunden, dass die Arten keineswegs unveränderlich sind, so die bis dato gängige Auffassung, sondern einer strengen Selektion unterliegen müssen: Nur die Arten überleben, die sich auf die jeweiligen Lebensbedingungen opitmal einstellen können. Und damit hat der bescheidene Naturforscher beinahe wortwörtlich die Kernthese der Evolutionstheorie wiederholt, die Charles Darwin für immer unvergessen machen sollte.

Und die große Frage ist, wer hier eigentlich was von wem wiederholt hat. Denn zu der Erkenntnis von der Anpassung der Arten als Voraussetzung für ihr Weiterbestehen war Wallace bereits bei seinen Forschungsreisen im Amazonasgebiet und auf Bormeo in den Jahren 1848 bis 1852 gelangt. Seine Entdeckung teilte der eifrige Zoologe dem von ihm bewunderten Charles Darwin umgehend in ausgedehnten Briefwechseln mit - zur kritischen Würdigung. Dass 1859 Darwins Beststeller "On the Origin of Species" die Evolutionstheorie begründete, kann natürlich als eine solche Würdigung der fremden Thesen verstanden werden.

 

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